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Inseratemarkt PubliGroupe und einige Verlage wollen einen Marktplatz schaffen, auf dem Rubrikenanzeigen in Print- und Onlinemedien anbieterübergreifend buch- und abrufbar sind.

Inseratemarkt PubliGroupe und einige Verlage wollen einen Marktplatz schaffen, auf dem Rubrikenanzeigen in Print- und Onlinemedien anbieterübergreifend buch- und abrufbar sind.
Der Plan ist ehrgeizig: Noch vor der Sommerpause soll die Firma Class Services mit einem Aktienkapital von 2,5 Millionen Franken und einem um das Vierfache höheren Aktionärsdarlehen gegründet werden. Die PubliGroupe (P) soll daran zu 65 Prozent und die Verlage sowie andere Anbieter insgesamt zu 35 Prozent beteiligt sein. Mitte 2006 würde dann die gemeinsame Bearbeitung des Rubrikenmarktes beginnen. Noch dazu in rasantem Tempo. Die Projektgruppe geht selbst bei pessimistischen Szenarien davon aus, dass Class innert fünf Jahren einen Umsatz von 7 bis 10 Millionen Franken erreichen kann und schon im vierten Jahr selbsttragend sein wird. Dannzumal sollen über Class gegen 40 Prozent des Schweizer Rubrikenumsatzes abgewickelt werden.Der Hintergrund des Projektes ist klar: Die Rubrikenanzeigen laufen den Zeitungen davon und wandern zunehmend ins Internet ab. Eigene Websites und Online-Buchungstools, die ehemals gemeinsame Verlegerplattform Swissclick sowie andere Anstrengungen und Anreize brachten die erhoffte Trendumkehr nicht. Im Gegenteil: Neue Anbieter traten auf und bearbeiteten den Online-Rubrikenmarkt weit erfolgreicher als die Verleger.
Martin Diem, Leiter neue Medien bei der Espace Media Groupe und Mitglied der Projektgruppe, veranschaulicht die Lage an einem Beispiel: «Im Januar 2005 boten die führenden Online-Jobplattformen mehrere Tausend offene Stellen an, während auf typischen Verleger-Websites mit wenigen Ausnahmen nur einige Hundert Angebote zu finden waren.»
Zwar sagt die Menge allein noch nichts über die Qualität der Plattform aus. «Aber Marktplätze leben von der Breite des Angebots, und hier liegen die meisten verlegereigenen Plattformen klar im Hintertreffen», stellt Diem fest.
Am Heavy User orientiertClass soll nun die Grundlage bieten, um im Idealfall alle Rubrikenanbieter – egal, ob sie von der Verlagsseite kommen oder reine Onlineanbieter sind – auf einem einzigen Rubrikenmarktplatz zu vereinen. Das ist ein erster wichtiger Unterschied zu Swissclick, das ursprünglich eine reine Verlegerplattform war. Konkret heisst das, dass neben der P auch deren grosse und kleine Pacht-Verlage, Eigenregieverlage, aber auch verlegerunabhängige Anbieter wie Jobs.ch, Jobpilot.ch oder das heutige Swissclick bei Class mitmachen können – und sogar dazu eingeladen sind.
Mit einer Einschränkung: Vorerst wird sich die neue Firma auf die drei grossen Rubriken Immobilien, Fahrzeuge und Stellen beschränken. Dafür erschliesst sie diesen multi- und crossmediale Möglichkeiten: Über Class lässt sich derselbe Inhalt in Print-, Online- und künftig auch in Mobile-medien buchen, und anderseits können neue crossmediale Produkte zwischen den Medien Print, Online und Mobile angeboten werden.
Das ist denn auch der springende Punkt des Projekts: Class geht zunächst einmal von den Bedürfnissen der professionellen Inserenten aus. Grosse Personalabteilungen, Immobilienmakler und Autoimporteure wünschen eigentlich immer nur das eine: «Sie wollen per Mausklick vom eigenen EDV-System aus unterschiedliche Formen von Rubrikenanzeigen in beliebigen Medien schalten», sagt Diem. Bis heute ist das aber nicht so einfach möglich, weil sowohl Kunden als auch Vermittler (inklusive Publicitas) und nicht zuletzt die Verlage oder Onlineanbieter je individuelle Tools und Standards verwenden. Und weil die zahlreichen Anbieter je einzeln aufgesucht und nicht von einer zentralen Rubrikenmarktwebsite gebucht werden können.
Damit will die neue Firma nun aufräumen, indem sie dem Rubrikenmarkt eigentlich «bloss» einen leistungsfähigen Server und eine eigens erstellte Software zur Verfügung stellt, damit aber einen einheitlichen Standard setzt. So werden Rubrikenanbieter, die sich bei Class anschliessen, technisch so ins Class-Netzwerk eingebunden, dass die Schnittstellen sowie die unterschiedlichen EDV-Systeme und Formate keine Hindernisse mehr darstellen. Im besten Fall wird zum Beispiel eine Zeitung, die über Class ein Inserat erhält, damit keinen Aufwand mehr haben – vorausgesetzt, sie passt auch ihre internen Abläufe an.
Egal, ob der Inserent nun über die Website eines angeschlossenen Verlages oder Onlinevermarkters oder über mypublicitas.ch seine Anzeige aufgeben will – immer trifft er auf eine ähnliche Eingabemaske. Doch nicht nur das: Über das Tool kann er sein Inserate-Portfolio verwalten, geschaltete Anzeigen archivieren, Logos und andere Elemente speichern, Offerten (inklusive allfällige Rabattberechtigungen) errechnen und von hier aus auch Buchungsaufträge an beliebige Anbieter erteilen.
Allerdings können die bei Class angeschlossenen Onlineanbieter und Printverlage ihre eigenen Titel in der Eingabemaske hervorheben und fremde Titel und Anbieter erst in einem zweiten Schritt zur Buchung anbieten. Doch der Inserent ist frei, seine Anzeige in einem oder in mehreren Print- oder Onlinemedien zu schalten. Auch eine Kombination von Print und Online ist möglich.
Class bleibt im Hintergrund
Ein weiterer wichtiger Unterschied zu Swissclick: Class wird weder gegenüber Inserenten noch gegenüber Rubrikennutzern auftreten. Die Firma bleibt völlig im Hintergrund. Inserenten erhalten auch die Rechnung nie von Class, sondern immer von jenem Anbieter oder Vermittler, über den sie den Zugang zum Class-Netzwerk erhalten haben.
Auch der Rubrikennutzer stösst nirgends auf den Namen Class. Blättert er beispielsweise in der Basler Zeitung, so findet er wie bisher nur jene Inserate, die explizit dort geschaltet wurden. So auch auf baz.ch. Dort hat der Nutzer allerdings zusätzlich noch die Möglichkeit, über einen Link in das Class-Netzwerk zu gelangen und seine Suche zu erweitern. Im Idealfall trifft er dann – wie erwähnt – auf sämtliche Rubrikenangebote.
Preislich macht Class übrigens ebenfalls keine Vorgaben. Inseratetarife sind und bleiben Sache der einzelnen Anbieter. Ob diese dank der gemeinsamen Plattform neben den bestehenden Print-Kombis und -Pools künftig auch parallele oder ganz neue Online- oder Crossmedia-Rabattpakete schnüren werden, ist offen. «Class ist aber in der Lage, die verschiedenen Vereinbarungen im System abzubilden», sagt Diem.
So wäre es künftig zum Beispiel möglich, dass die Berner Zeitung mit Jobs.ch ein Online-Print-Kombi eingeht. Oder dass sich Verleger und Onlineanbieter zu einem Pool nach dem Baukastensystem durchringen.
Doch das ist Zukunftsmusik. Vorgesehen ist einzig, dass alle Anbieter, die sich dem Class-Marktplatz anschliessen, in ein Gesamtkombi eingebunden werden, als Marketingmassnahme quasi, sodass die Inserenten die maximale Reichweite aller bei Class vereinigten Anbieter mit einem Rabatt buchen können.
So funktioniert ClassNeben der P, die 65 Prozent des Class-Aktienkapitals von insgesamt 2,5 Millionen Franken einbringt, erhalten auch einige Minderheitsaktionäre Einsitz in den Verwaltungsrat. Insgesamt beträgt der Finanzierungsbedarf von Class 13 Millionen Franken. Dieser soll durch zusätzliche Aktionärsdarlehen gedeckt werden. Bis am 30. Juni 2005 können Anteile an Class gezeichnet werden.
Zum Class-Umsatz tragen folgende Bereiche bei: Zum einen zahlen Verlage oder Onlineunternehmen eine jährliche Teilnahmegebühr zwischen 10000 und 50000 Franken, wobei die Höhe des Betrags vom eingebrachten Rubrikenvolumen abhängig ist. Zweitens verlangt Class für verarbeitete Printanzeigen eine Servicegebühr von 2 Prozent des Inseratepreises. Und drittens zieht Class für Onlineanzeigen eine Betriebskommission ein. Diese beträgt 10 Prozent des Umsatzes plus eine Stückgebühr pro Inserat und Publikationstag (50 Rappen pro Stelleninserat, 10 Rappen pro Immobilieninserat und 2 Rappen pro Fahrzeuginserat).
Gewinn erzielen ist nicht das primäre Ziel von Class. Jedoch soll das von den Investoren bereitgestellte Kapital angemessen verzinst werden. Allfällige weitere Gewinne dienen dazu, die Class-Software stetig den sich verändernden (technischen) Rahmenbedingungen anzupassen und gegebenenfalls die Gebühren zu senken. (mk)
Projektteam und LeitungsausschussDie Leitung des eigentlichen Projektteams obliegt Andreas Göldi von der PubliGroupe (PubliConnect), mitgearbeitet haben ferner Kurt Blum von der NZZ, Martin Diem von Espace Media, Andreas Gran vom Baslerstab, Bruno Hauser von Gassmann, Lukas Joos von der Südostschweiz, Sam Müller von AZ Medien und Kurt Obrist von PrintOnline.
Im Leitungsausschuss hat Polo Stäheli, VR-Delegierter der Espace Media, den Vorsitz, ferner war die NZZ mit Marco de Stoppani, die AZ Medien mit Ueli Eckstein, die Basler Mediengruppe mit Beat Meyer, die Südostschweiz mit Hanspeter Lebrument sowie die P mit Hans-Peter Rohner und Otto Meier vertreten. (mk)
Class vereinfacht die Buchung, belässt den Medien aber ihre Identität.
Markus Knöpfli

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