Cinecom hat Filmrolle satt
Vermarkter Kino wird ein vollelektronisches Medium. Das soll auch den lokalen Werbekunden Vorteile bringen.
Vermarkter Kino wird ein vollelektronisches Medium. Das soll auch den lokalen Werbekunden Vorteile bringen.Dass die PubliGroupe letztes Jahr die Kinovermarkterin Cinecom aufkaufen konnte, erfüllt das P-Management um CEO Hans-Peter Rohner mit Stolz und Freude. An der letztwöchigen Bilanzpressekonferenz wies Rohner jedenfalls mehrmals auf die anstehende Digitalisierung der Cinecom-Kinos und die damit verbundenen Vorteile hin. Konkret werden die Kinos mit einer ADSL-Leitung, einem 16:9-Beamer und einem Cinema-Mediaplayer ausgestattet, sodass ab dem zweiten Semester 2005 Werbespots digital übermittelt werden können (siehe Kasten unten und Seite 7). Mit der digitalisierten Vermarktung von Werbefilmen werde das Kino als Werbeträger zusätzliche Attraktivität gewinnen, sagte Rohner und doppelte nach: «Das Kino wird zu einem neuen Medium.»Da für Kinobesucher kein Unterschied erkennbar wird, ist diese Aussage etwas sehr überschwänglich. Aber aus der Sicht der Werbekunden gibt es durchaus Vorteile, wird doch das Handling einfacher: Die Vorlaufzeit von drei Wochen wird dank der digitalen Übermittlung auf drei Tage reduziert, selbst Sujetwechsel sind möglich. Ferner lassen sich einheitliche Standards hinsichtlich Licht- und Tonqualität festlegen. Und last but not least fallen die hohen Kosten für Filmkopien und für deren Versand weg und das Controlling wird weitgehend automatisiert. Denn das Buchungstool in der Cinecom-Zentrale überspielt die individuellen Playlists an die einzelnen Server, die nach erfolgter Vorführung eine Vollzugsmeldung an die Zentrale zurücksenden.
Überdies kann die Cinecom ihre Angebotspalette erweitern: «Standardmässig werden wir Angebotsselektionen nach Filmgenres anbieten», sagt Cinecom-Marketingleiter Jean-Claude Bruhin. Diese werden in sechs Hauptgruppen unterteilt: Action/Suspense, Romance/Drama, Comedy/Musical, Studio/Doku sowie Family und Kids.
Auch Cinecom taucht lokal tieferWichtig aber: Die bisherigen Dias und Filmdias fallen weg. Doch KMU müssen sich nicht sorgen – über die Beamer, die die Diaprojektoren ersetzen, sind weiterhin Standbilder (CinePicture, 7 und 10 Sekunden) oder Computeranimationen und gefilmte Spots (CineMotion, 10 bis 15 Sekunden) möglich, beide mit oder ohne Ton. Das bringt vor allem lokalen Kunden Vorteile: Denn ein bereits produzierter Spot fürs Lokal-TV kann nun auch im Kino abgespielt werden. Radiospots lassen sich ebenfalls «recyclen», indem man sie im Kino mit einem Standbild kombiniert. Kommt dazu, dass die Herstellung eines CineMotion nur rund halb so viel kostet wie ein Filmdia. Mit andern Worten: Die Kinowerbung kann problemlos bei der Radio- und Lokal-TV-Werbung andocken und deren Vorarbeit im lokalen Markt für sich nutzen.
Die Cinecom deshalb als Trittbrettfahrerin zu bezeichnen, wäre jedoch ungerecht. Denn Radios und primär Lokal-TVs dürften ebenso vom digitalen Kino profitieren – zum einen, weil der «Kundentausch» auch umgekehrt spielen wird, zweitens, weil die Cinecom auch Screenwerbung vermarktet, woraus sich weitere Synergien ergeben. Vor allem aber ist die Cinecom punkto lokaler Märkte kein Greenhorn: Anders als die IP Multimedia, die die KMU erst gerade entdeckt hat (siehe WW 10/05), verfügt sie dank der mittlerweile aufgelösten und integrierten Tochter Perdiag seit mehr als 20 Jahren über intensive Kontakte zu lokalen Kunden.
So werden über die schweizweit acht Verkaufsstützpunkte je etwa 500 Kunden betreut. Im letzten Jahr holte die P-Tochter 9 Millionen Franken aus diesem recht stabilen Markt. Das Zusatzpotenzial dank digitaler Technik vermag Marcus Schumacher, Leiter Lokalverkauf und seit 14 Jahren in Perdiags und Cinecoms Diensten, zwar nicht zu beziffern. «Aber die Reaktionen aus dem Markt sind äusserst positiv und haben mein Team hoch motiviert», sagt er. Bereits wurden die zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf die digitale Technik für Screen und Kino umgeschult.
Digitale Revolution: In den Cinecom-Kinos sind die Tage der analogen Kinowerbung ab Band gezählt.
Cinecom rüstet 330 von 475 Kinos umWäre alles nach dem Plan der Cinecom gelaufen, wäre das digitale Kino schon im letzten Sommer Wirklichkeit geworden. Doch seit der Ankündigung der neuen Technik vor einem Jahr hat die Kinovermarkterin bekanntlich zuerst ihre Konkurrentin Mediavision Suisse geschluckt, hernach wurde sie selbst von der PubliGroupe aufgekauft. Diese Handänderungen führten zu einem Jahr Verzögerung.
Bis Ende Juni werden nun die erforderlichen Installationen bei 330 der insgesamt 475 Schweizer Kinos und Kinosäle vorgenommen. Für ADSL und Hardware investiert die Cinecom gemäss Jean-Claude Bruhin einen siebenstelligen Betrag, die Kinobesitzer übernehmen die Installationskosten und bezahlen eine Pauschale an den Geräteunterhalt.
Obwohl mit den 330 Kinos 90 Prozent aller Kinobesuche abgedeckt wären, wird der Digitalisierungsprozess voraussichtlich auch auf die meisten übrigen Kinos ausgedehnt – dank dem Bundesamt für Kultur, das «für das Abspielen von Kurzfilmen» in Kleinkinos rund 100 Beamer finanziert. Dieser Ausbau dürfte Mitte 2006 abgeschlossen sein. (mk)
Markus Knöpfli
Überdies kann die Cinecom ihre Angebotspalette erweitern: «Standardmässig werden wir Angebotsselektionen nach Filmgenres anbieten», sagt Cinecom-Marketingleiter Jean-Claude Bruhin. Diese werden in sechs Hauptgruppen unterteilt: Action/Suspense, Romance/Drama, Comedy/Musical, Studio/Doku sowie Family und Kids.
Auch Cinecom taucht lokal tieferWichtig aber: Die bisherigen Dias und Filmdias fallen weg. Doch KMU müssen sich nicht sorgen – über die Beamer, die die Diaprojektoren ersetzen, sind weiterhin Standbilder (CinePicture, 7 und 10 Sekunden) oder Computeranimationen und gefilmte Spots (CineMotion, 10 bis 15 Sekunden) möglich, beide mit oder ohne Ton. Das bringt vor allem lokalen Kunden Vorteile: Denn ein bereits produzierter Spot fürs Lokal-TV kann nun auch im Kino abgespielt werden. Radiospots lassen sich ebenfalls «recyclen», indem man sie im Kino mit einem Standbild kombiniert. Kommt dazu, dass die Herstellung eines CineMotion nur rund halb so viel kostet wie ein Filmdia. Mit andern Worten: Die Kinowerbung kann problemlos bei der Radio- und Lokal-TV-Werbung andocken und deren Vorarbeit im lokalen Markt für sich nutzen.
Die Cinecom deshalb als Trittbrettfahrerin zu bezeichnen, wäre jedoch ungerecht. Denn Radios und primär Lokal-TVs dürften ebenso vom digitalen Kino profitieren – zum einen, weil der «Kundentausch» auch umgekehrt spielen wird, zweitens, weil die Cinecom auch Screenwerbung vermarktet, woraus sich weitere Synergien ergeben. Vor allem aber ist die Cinecom punkto lokaler Märkte kein Greenhorn: Anders als die IP Multimedia, die die KMU erst gerade entdeckt hat (siehe WW 10/05), verfügt sie dank der mittlerweile aufgelösten und integrierten Tochter Perdiag seit mehr als 20 Jahren über intensive Kontakte zu lokalen Kunden.
So werden über die schweizweit acht Verkaufsstützpunkte je etwa 500 Kunden betreut. Im letzten Jahr holte die P-Tochter 9 Millionen Franken aus diesem recht stabilen Markt. Das Zusatzpotenzial dank digitaler Technik vermag Marcus Schumacher, Leiter Lokalverkauf und seit 14 Jahren in Perdiags und Cinecoms Diensten, zwar nicht zu beziffern. «Aber die Reaktionen aus dem Markt sind äusserst positiv und haben mein Team hoch motiviert», sagt er. Bereits wurden die zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf die digitale Technik für Screen und Kino umgeschult.
Digitale Revolution: In den Cinecom-Kinos sind die Tage der analogen Kinowerbung ab Band gezählt.
Cinecom rüstet 330 von 475 Kinos umWäre alles nach dem Plan der Cinecom gelaufen, wäre das digitale Kino schon im letzten Sommer Wirklichkeit geworden. Doch seit der Ankündigung der neuen Technik vor einem Jahr hat die Kinovermarkterin bekanntlich zuerst ihre Konkurrentin Mediavision Suisse geschluckt, hernach wurde sie selbst von der PubliGroupe aufgekauft. Diese Handänderungen führten zu einem Jahr Verzögerung.
Bis Ende Juni werden nun die erforderlichen Installationen bei 330 der insgesamt 475 Schweizer Kinos und Kinosäle vorgenommen. Für ADSL und Hardware investiert die Cinecom gemäss Jean-Claude Bruhin einen siebenstelligen Betrag, die Kinobesitzer übernehmen die Installationskosten und bezahlen eine Pauschale an den Geräteunterhalt.
Obwohl mit den 330 Kinos 90 Prozent aller Kinobesuche abgedeckt wären, wird der Digitalisierungsprozess voraussichtlich auch auf die meisten übrigen Kinos ausgedehnt – dank dem Bundesamt für Kultur, das «für das Abspielen von Kurzfilmen» in Kleinkinos rund 100 Beamer finanziert. Dieser Ausbau dürfte Mitte 2006 abgeschlossen sein. (mk)
Markus Knöpfli