Produkte identifizieren sich

Verpackung Die RFID-Technologie ist noch zu teuer. Ohne Warteschlange einkaufen wird vorerst Vision bleiben.

Verpackung Die RFID-Technologie ist noch zu teuer. Ohne Warteschlange einkaufen wird vorerst Vision bleiben. Im Verpackungsbereich steht eine Ablösung bevor: Der aufgedruckte Bar- oder Strichcode könnte in nächster Zukunft durch eine neue Technologie ergänzt oder gar ersetzt werden. Die Rede ist von der Radio Frequency Identification – kurz RFID genannt.Begonnen hat alles in der Automobilindustrie: In den 90er-Jahren wurde die RFID-Technologie als Bestandteil der Wegfahrsperre eingesetzt. Dem Diebstahl von Kraftfahrzeugen sollte damit Einhalt geboten werden.
In Japan wurden letztes Jahr in einem Pilotversuch Schulrucksäcke von Schülern einer Grundschule mit RFID-Etiketten ausgestattet. Mit dem System, das noch im April 2005 in ausgebauter Version zum Einsatz kommen soll, können Eltern dank an Schuleingängen montierten RFID-Lesern immer dann eine Nachricht per E-Mail oder direkt auf ihr Mobiltelefon erhalten, wenn ihr Schützling in der Schule angekommen ist.
Jüngstes Beispiel: Die Ausweise der amerikanischen Regierung sollen bald die sichersten Reisepässe weltweit sein. Dazu wurden diese mit speziellen RFID-Inlays versehen, die unter anderem die viel diskutierten biometrische Daten enthalten können.
Erste Anwendungen Was haben diese drei Beispiele mit dem Verpackungsbereich zu tun? In der Praxis noch nicht sehr viel. Aber auch hier gibt es bereits Anwendungsmodelle. So liesse sich mit auf Verpackungen oder Produkten aufgebrachten RFID-Transpondern bzw. RFID-Tags zum Beispiel der Bezahlvorgang deutlich erleichtern – Warteschlangen an der Kasse könnten schon bald der Vergangenheit angehören. Die Waren müssten nicht mehr auf das Rollband gelegt werden, sondern könnten dank der aufgebrachten Tags in einem Aufwasch erfasst werden.
Kein Wunder, interessiert sich der Einzelhandel für diese Technologie. Die weltweit führenden Unternehmen – angeführt durch die Metro Group in Europa und Walmart in den USA – forcieren derzeit die Transponder-Technologie. Dies aber noch aus einem anderen Grund: Mit RFID lassen sich nämlich auch die Prozesse innerhalb der gesamten Logistikkette verbessern. Im Vordergrund steht die Chip-Codierung von logistischen Einheiten wie Paletten oder andere Gebinde. Noch bevor die Ware vom Lastwagen ausgeladen ist, «weiss» der Empfänger bereits, was sich darauf befindet. Aber auch das Codieren der einzelnen Produkte mit RFID-Chips (Item-Tagging) ist teilweise schon gegenwärtig und soll auch ausgebaut werden.
Wieder beschreibbare RFID-Tags bieten gar die Möglichkeit, Informationen während der Prozessabläufe zu verändern oder zu löschen. Das erspart Druckkosten und die teure und zeitaufwändige Umetikettierung. Auf den Trägermaterialien können Daten zu Lagerdauer und zum Lagerplatz hinterlegt werden. Damit können die Produkte aber nicht nur identifiziert, sondern auch zeitlich und räumlich verfolgt und kontrolliert werden.
Nicht für Primärverpackungen
Durch den im RFID-Etikett integrierten Mikrochip wird dieses zum Minicomputer. Doch das mit RFID-Technologie ausgestattete Etikett hat seinen Preis: Wenn auch die Entwicklung der Stückpreise natürlich stark von den Kosten der Komponenten abhängt, gehen realistische Schätzungen von TransponderPreisen von 30 Cent bzw. rund 50 Rappen aus.
Obwohl die Fälschungssicherheit bei den Anbietern von Markenartikeln und in der Pharmaindustrie immer wieder thematisiert wird und das Kopieren Unmengen Geld kostet, kann man noch nicht von einem Durchbruch sprechen. Auch der Einsatz von RFID ist von der Packmittelindustrie noch weit entfernt. Gemäss Branchenkennern fehlt es an einem einheitlichen industriellen Standard. Zudem sind die RFID-Chips gegenwärtig noch zu teuer.
Daher lohnt es sich zurzeit nicht, einzelne Primärverpackungen mit RFID-Transpondern auszustatten. Was bei einer Palette durchaus Sinn macht, rechnet sich daher bei vielen Produkten des täglichen Bedarfs (noch) nicht.
Der Einzelhandel interessiert sich sehr für die RFID-Etiketten.
Für mehr Sicherheit bei Ausweiskontrollen: Biometrische Daten des Inhabers lassen sich auf einem Chip im Reisedokument speichern.
RFIDBei der RFID- oder auch Transponder-Technologie handelt es sich um eine berührungslose Datenübertragung auf Basis elektromagnetischer Wechselfelder. Ein RFID-Chip speichert dazu Informationen, die über Antennen übertragen werden können. Diese Informationen lassen sich von Lesegeräten erfassen und können anschliessend auch ausgewertet werden. Ähnlich wie bei dem bereits etablierten Barcode – auch bekannt als Strichcode – werden mittels RFID-Chip Informationen an Waren, Fahrzeugen oder bald auch Ausweisdokumenten (siehe rechts) angebracht und können ohne eine Sichtverbindung ausgelesen werden.
Die aufgebrachten Transponder werden auch als Tags bezeichnet. Sind mehrere Produkte in zum Beispiel einem Einkaufswagen, dann können diese dank der so genannten Pulk-Erfassung gar gleichzeitig identifiziert werden. Die Transponder-Technologie wurde in den 90er-Jahren zuerst als Wegfahrsperre eingesetzt und verhalf ihr zum Durchbruch. Heute werden Transponder bzw. RFID-Tags vielerorts z. B. beim Transport gefährlicher Güter verwendet.
US-Reisepässe mit RFID-Inlay Der deutsche Anbieter Giesecke & Devrient wird dieses Jahr mit der Produktion der «sichersten Reisepässe der Welt» beginnen. Die neuen Pässe für die US-Regierung besitzen einen integrierten Chip, der persönliche Daten des Passinhabers speichert. Die Umschläge der elektronischen Reisedokumente sind mit einem integrierten RFID-Inlay versehen. Über die Antenne kann der Chip mit einem Lesegerät kommunizieren, auf dem dann die gespeicherten Daten angezeigt werden.
Zudem lassen sich auf dem Chip verschiedene unverwechselbare Merkmale des Inhabers speichern. Diese biometrischen Daten, beispielsweise das Gesichtsbild oder der Fingerabdruck, können mit der gelieferten Technik schnell und einfach überprüft werden. Ende des ersten Quartals 2005 sollen die ersten elektronischen Pässe zunächst an Mitarbeiter der US-Regierung ausgegeben und im praktischen Einsatz getestet werden. (jf)
Jürgen Franck

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