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Zeitungen Die Region ist Trumpf: Mit dem Relaunch von 24 Heures will Edipresse deren lokale Verankerung stärken.

Zeitungen Die Region ist Trumpf: Mit dem Relaunch von 24 Heures will Edipresse deren lokale Verankerung stärken.Am Samstag erscheint die Lausanner Tageszeitung 24 Heures erstmals in neuem Kleid und mit vier Regionalausgaben. Damit schliesst das Medienhaus Edipresse die Integration der Anfang 2003 mit dem Kauf der Corbaz-Gruppe erworbenen Titel La Presse Riviera Chablais (Montreux) und La Presse Nord Vaudois (Yverdon) ab. Die beiden Regionalzeitungen werden mit dem bisherigen Redaktionspersonal als Kopfblätter von 24 Heures weitergeführt. Zwei weitere Ausgaben bedienen Stadt und Region Lausanne sowie La Côte, das Genferseeufer zwischen der Kantonshauptstadt und Genf.Ob diese vierte Regionalausgabe unter dem vorgesehenen Namen
24 Heures – Région La Côte erscheinen darf, hängt indes vom Entscheid der Richter ab. Die französische Mediengruppe Hersant will nämlich verhindern, dass Konkurrent Edipresse die geografische Bezeichnung «La Côte» verwenden darf, da unter diesem Namen in Nyon bereits ein Hersant-Titel erscheint.
Edipresse-Verlagsdirektor Pierre Buntschu zeigt sich gegenüber der Werbewoche optimistisch: «La Côte ist kein Markenname, sondern die Bezeichnung einer bestimmten Region. Das wissen auch die Richter, die darüber urteilen müssen.» Man werde den Entscheid aber akzeptieren – wie immer er auch ausfalle.
In einer superprovisorischen Verfügung erwirkte Hersant vergangenen Donnerstag, dass Edipresse die umstrittene Bezeichnung bis zur Verhandlung des Waadtländer Kantonsgerichts am Dienstag (nach Redaktionsschluss) nicht verwenden darf. Abgesehen von diesem Rechtsstreit läuft beim 24 Heures-Relaunch vom Samstag aber alles nach Plan.
«Globalstrategie» für die WaadtDie Neustrukturierung des Lausanner Titels ist weit mehr als ein Facelifting. «Dem Relaunch liegt eine Globalstrategie für unsere Printmedien in der Waadt zu Grunde», sagt Pierre Buntschu. Immerhin, so der Verlagsdirektor von Edipresse weiter, zählen über vierzig Prozent der Westschweizer Bevölkerung zur potenziellen Leserschaft von 24 Heures. Auch in Zukunft bleibt die Tageszeitung der regionalen Berichterstattung verpflichtet; diese soll mit dem Neustart noch gestärkt werden. Bereits augenfällig umgesetzt wurde dieser Fokus auf die regionale Identität bei der Ausgabe für Lausanne und Umgebung. Die Lokalredaktion hat den Edipresse-Hauptsitz an der Bahnhofstrasse verlassen und ist in eigene Räumlichkeiten in der Lausanner Altstadt gezogen, gleich gegenüber vom ehemaligen Redaktionssitz der 24 Heures-Vorgängerin La Feuille d’Avis de Lausanne.
An der Spitze der Splitausgaben stehen vier Chefredaktoren, die für den Inhalt des jeweils zweiten Bundes verantwortlich sind. Zur Strategie gehört auch die Ergänzung der bisherigen lokalen Gesamtausgabe von La Presse mit der Lancierung der wöchentlichen Gratispublikation Presse Hebdo. Die Regionalisierung bleibt aber nicht auf das Medium Zeitung beschränkt. Bereits heute existiere eine enge Kooperation zwischen den lokalen Fernsehstationen und 24 Heures. «Die Fernsehmacher nehmen zum Teil bereits heute an den Redaktionssitzungen teil», weiss Buntschu. Mit der jüngsten Absichtserklärung von Edipresse, zusammen mit den Fernsehsendern TVRL, Canal Nord Vaudois, ICI TV die Vaud TV AG zu gründen, unterstrich das Lausanner Medienhaus seine crossmedialen Ambitionen bei der Regionalberichterstattung.
Die publizistische Oberheit für 24 Heures verbleibt wie bis anhin bei Chefredaktor Jacques Poget. Einer seiner Stellvertreter steht dem Zentralressort vor, das für den ersten Bund der Zeitung verantwortlich zeichnet. Dieser erscheint in sämtlichen vier Splits identisch. Nur bei der Gestaltung der jeweiligen Frontseite und den lokalen Sportseiten können die Redaktionen der Splitausgaben mitreden. Von der neuen Formel erhofft man sich, jene Abonnentinnen und Abonnenten bei der Stange zu halten, die das Verschwinden «ihrer» Zeitung als Verlust erleben.
Im Gesamtpaket günstigerAuch in technischer Hinsicht gibt es bei 24 Heures Neuerungen. So arbeitet Edipresse an der Einführung einer einheitlichen Software-lösung für die Produktion sämtlicher Schweizer Titel des Verlags. An dieses unternehmensweite Datenbank- und Redaktionssystem hat sich 24 Heures bereits vor dem Relaunch angeschlossen. Im Personalbereich verlief die Restrukturierung kostenneutral, Entlassungen gab es keine. Im Gegenteil: Auf den Lokalredaktionen konnten laut Verlagsdirektor Pierre Buntschu sogar noch einzelne zusätzliche Stellen geschaffen werden.
Auch für die Anzeigenkunden bleibt fast alles beim Alten – allerdings mit erweiterten Möglichkeiten. So können zum Beispiel alle vier Regionalsplits einzeln gebucht werden. Die Tarife für die Splitausgaben der ehemaligen «La Presse»-Zeitungen bleiben auf dem aktuellen Niveau. Wer in der Gesamtausgabe inseriert, bezahlt fast ein Viertel weniger, als wenn er bisher 24 Heures und die beiden Corbaz-Titel berücksichtigte. Entsprechend positiv sind offenbar die Reaktionen. «Sowohl grosse als auch kleinere Kunden zeigen sich zufrieden mit der neuen Situation», erklärt Pierre Buntschu.
Die Zeitung 24 Heures im Redesign und mit neuen Regionalausgaben.
Nick Lüthi

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