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Tageszeitung Die neue BaZ kommt mit zwei Tabloidbünden, deutlich regionalem Fokus und mit kritischerem Ansatz.

Tageszeitung Die neue BaZ kommt mit zwei Tabloidbünden, deutlich regionalem Fokus und mit kritischerem Ansatz.Als sich letzte Woche die Basler Regierung mit der Geschäftsleitung der Basler Zeitung Medien (BSM) zu einer Aussprache traf, kamen auch die regierungsrätlichen Vorbehalte gegen das Neukonzept der Basler Zeitung (BaZ) zur Sprache: Die Regierung befürchtet, dass ihr künftig ein härterer journalistischer Wind entgegenblasen könnte. BaZ-Verleger Matthias Hagemann konnte und wollte diese Bedenken nicht ausräumen. «Die BaZ-Berichterstattung muss weg vom Verlautbarungsjournalismus, sie muss pointierter werden und die Recherche in den Vordergrund rücken, immer im Rahmen der Fairness. Dass sich da der Regierungsrat um den teilweisen Verlust eines Kommunikationskanals sorgt, ist verständlich», sagte er auf Anfrage (siehe auch Kasten unten).
Etwas von diesem neuen Wind war in den letzten Monaten bereits zu spüren. Spätestens ab dem 4. September soll er aber zum BaZ-Programm gehören. Der neue Chefredaktor Ivo Bachmann verweist denn auch auf das Rechercheteam, das er in diesen Tagen zusammengestellt hat. Und bei der Präsentation des neuen BaZ-Konzeptes stellt er in Aussicht, dass im neuen Regionalbund Pressetexte – wenn überhaupt – auf das absolut Notwendige gekürzt werden. Eigene Geschichten sind verlangt.
Eine Sorge aber kann Bachmann ausräumen: Die BaZ wird nicht zu
einer Schnelllese-Zeitung, erhält jedoch Schnelllese-Elemente. Diese bestehen in der Doppelseite «Heute» (Seite 2 und 3), die einen Überblick über internationale und nationale Meldungen ermöglicht. Zudem befinden sich am Kopf der Ressortauftaktseiten breite Balken, die die jeweils wichtigsten Geschehnisse des Tages zusammenfassen oder grafisch darstellen.
Das erneuerte Blatt wird mit drei Broadsheet-Bünden und einem vierten Bund im Tabloidformat starten. Neu verschmelzen internationale und nationale Nachrichten mit der Wirtschaft zum ersten Bund, der zweite Faszikel widmet sich der Region (bisher dritter Bund), dann folgt der Sport und schliesslich im Kleinformat die Kultur mit Ausgehagenda und TV-Programm. Warum aber bringt die BaZ ausgerechnet die Kultur auf Tabloid? Dazu Chefredaktor Ivo Bachmann: «Von der Marktforschung wissen wir, dass das Kleinformat bei Frauen und Jugendlichen besonders gut ankommt und dass sie sich gleichermassen für Kulturthemen interessieren. Da wir diese beiden Zielgruppen verstärkt ansprechen wollen, lag ein Kulturbund im Magazinformat auf der Hand.»
Neues Gefäss für lokalen StoffWas bisher nicht bekannt war: Die BaZ erhält einen zweiten Tabloidbund, das RegioMagazin. Dieses erscheint im Gegensatz zum täglichen KulturMagazin nur dienstags. «Damit wollen wir noch näher als bisher zu den Leuten, indem wir lokalen
Ereignissen in Gemeinden und Quartieren Raum geben», sagt Bachmann. Konkret wird das RegioMagazin über Anlässe an Wochenenden, über lokale Entwicklungen, Kleinbetriebe und Breitensport berichten. Auch die bisherige Beilage Freitagsmarkt (Flohmarkt) wird ins RegioMagazin integriert.
Ein RegioMagazin, ein Rechercheteam und ein Regiobund, der nach vorne rückt – dies alles weist auf den Hauptakzent des Bachmann’schen Neukonzeptes hin: Die BaZ fokussiert auf die lokale und
regionale Berichterstattung. Neu nennt sie sich im Untertitel «Die Zeitung der Nordwestschweiz». Was ebenfalls auffällt: Mit einer Reihe täglich wechselnder Spezialseiten im ersten Bund, im Sportbund und im KulturMagazin (insgesamt 16) versucht sie, stärker als bisher auf unterschiedlichste Interessen und Bedürfnisse einzugehen. Noch offen ist, ob und wie dereinst das Magazin von Tamedia der BaZ beigelegt wird (siehe Interview auf Seite 21).
Eine besondere Novität stellt das vom Designer-Duo Schwerzmann/Rotenfluh gestaltete Layout dar. Neu liegt der Broadsheet-BaZ ein 19-spaltiges Raster zu Grunde, eine Eigenentwicklung der beiden Gestalter.
Die rote Doppellinie war tabuDie Vielzahl der Spalten ermöglicht einen spielerischen Umgang mit den Spaltenbreiten – und zwar von Artikel zu Artikel, von Bild zu Bild. Interessant ist, dass dennoch keine Unordnung entsteht. Im Gegenteil. «So kann man die Gewichtungen und die ganze Blattarchitektur besser sichtbar machen», sagt Kurt Schwerzmann.
Die Arbeit an der neuen BaZ sei eine besondere Herausforderung gewesen, so Schwerzmann. Zum einen habe er sich schwer getan mit der BaZ-typischen, roten Doppellinie, die – so die einzige Vorgabe – zusammen mit dem Logo bestehen bleiben sollte. Andererseits sei das heutige BaZ-Layout keineswegs verstaubt. «Es ist wohl europaweit ein Unikat», lobt er. Das Duo habe deshalb in erster Linie versucht, «das Gute noch zu verbessern» und auf die neuen technischen Möglichkeiten zu übersetzen.
Bei der BaZ setzt man grosse Hoffnungen in das Neukonzept. Nach Jahren der Behäbigkeit soll es nicht nur den Beginn einer neuen Chefredaktor-Ära einläuten, sondern trotz Sparrunde dem Blatt wieder zu höheren Reichweiten verhelfen. Aus ökonomischen, vor allem aber aus psychologischen Gründen gilt es zu vermeiden, dass die Auflage von derzeit 102000 Exemplaren weiter fällt. Kein leichtes Unterfangen, hat doch die BaZ seit 1999 gut 13000 Exemplare verloren – der ausgebaute Baslerstab und 20 Minuten lassen grüssen.
Diskussion um einen «unglücklichen Satz»Beim Treffen zwischen BZM und Basler Regierung war auch die regierungsrätliche Stellungnahme zum Konzessionserweiterungsgesuch des TV-Senders Nordwest 5 (NW5) ein Thema (WW 13/04). Dies bestätigt Matthias Hagemann. Während die Baselbieter Regierung NW5 unterstützte, sprach sich der Basler Regierungsrat dagegen aus, unter anderem weil er befürchtete, ein Medienunternehmen könnte bei NW5 einsteigen und so «für die Basler Zeitung Medien eine Gefahr darstellen». Dieser «sehr, sehr unglückliche» Satz (Hagemann) wirkte wie ein Vereinnahmungsversuch der Basler Regierung. «Das geht bei der ‹Zeitung für die Nordwestschweiz› natürlich nicht, wir wollen die Interessen der ganzen Region
vertreten und nicht irgendwelche Partikulärinteressen», sagt Hagemann. Er habe darum die Regierung gebeten, «uns künftig nach unserer Meinung zu fragen, bevor sie uns in einer Stellungnahme erwähnt». (mk)
Markus Knöpfli

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