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Distribution Zehn Zürcher Kioske verkaufen exklusiv die neueste Ausgabe der New York Times und acht weitere ausländische Zeitungen – als geheftete A3-Kopien. Der innovative Print-on-demand-Test dauert noch bis Ende Jahr. Er dürfte konkrete Folgen haben.

Distribution Zehn Zürcher Kioske verkaufen exklusiv die neueste Ausgabe der New York Times und acht weitere ausländische
Zeitungen – als geheftete A3-Kopien. Der innovative Print-on-demand-Test dauert noch bis Ende Jahr. Er dürfte konkrete Folgen haben.
Von der Ausdünnung ihres Presseangebots um rund 500 auf 3500 Titel, das die Valora-Tochter K-Group kürzlich ankündigte, sollen in erster Linie ausländische Printprodukte betroffen sein. Umso mehr erstaunt und erfreut denn auch die parallel dazu erfolgte Einführung eines neuen Services, mit dem die Deutschschweizer Monopolistin still und leise eine neue Distributionsära einläuten könnte.Seit Mitte September stehen an Flughafen und Hauptbahnhof je zwei und in sechs weiteren Zürcher Filialen der Kiosk AG je ein blauer Zeitungsständer mit neun Tageszeitungen im A3-Format.
Das aktuelle, nachfrageorientierte Angebot reicht von der Osloer Aftenposten über Sports Nippon und die saudische Al-Jazirah bis zur
Washington Post, wird von einem Laserprinter in Muttenz täglich frisch gedruckt und basiert auf den Daten respektive (total fast 200) Lizenzen von Newspaper Direct.
NYT farblos, dafür billiger
Die Hamburger Zweigstelle des 1999 in Vancouver gegründeten Digitalzeitungsvertriebs (Claim: «We move bits not trees») unterhält ein über den gesamten deutschsprachigen Raum gespanntes Netzwerk aus derzeit 20 aktiven Druckstationen. Der Grossteil davon steht in Luxushotels, die internationalen Gästen einen Added Value in Form ihres tagesaktuellen Leibblatts bieten wollen. Ein On-demand-Service, der indes ein bisschen dauert: Für eine 70-seitige New York Times braucht der Drucker volle 10 Minuten. Das Resultat ist durchgängig schwarzweiss, beidseitig bedruckt und etwas kleiner als das Original. Kostenpunkt: stolze Fr. 11.80. «Würden wir die Times konventionell importieren, käme sie den Kunden fast doppelt so teuer», weiss Peter Rutishauser, Projektverantwortlicher der K-Group. Zudem sei die via Satellit als verschlüsseltes PDF-File aus den USA gelieferte «National Edition» so jeden Morgen pünktlich ab acht Uhr greifbar – unabhängig von Wetterkapriolen oder Flugstreiks. Mit dem bisherigen Verlauf des Kooperationsexperiments zeigt sich Rutishauser zufrieden. Die Remissionsquote liege zurzeit zwar noch bei 65 Prozent; bei 50 Prozent der verkauften Hightech-Weltblätter funktioniere diese neue Dienstleistung jedoch bereits kostendeckend.
Diesen Wert glaubt der oberste Pressegrossist bis zum Ende der Testphase in zwei Monaten zu erreichen. Vorausgesetzt, dass sich unter ausländischen und einheimischen Zeitungsfreaks weiter herumspricht, dass man – wie früher am Quartierkiosk – sein Lieblingsblatt wieder richtig bestellen kann, eine durchaus realistische Hoffnung. Optimismus versprühen entsprechend auch die Hamburger Partner. «Wir gehen von einer Etablierung und Ausweitung dieser Zusammenarbeit aus», sagt Jörg Blümel. Soll heissen: Wenns nach dem deutschen Newspaper-Direct-Chef geht, werden seine Schweizer Lizenzprodukte kommendes Jahr nicht mehr in der Muttenzer Kopfstation, sondern gleich direkt an einzelnen zentralen Kiosken gedruckt.
Fast wie «richtige» Zeitungen: Die Laserprints von Weltblättern im Aushang der Kiosk AG.
Oliver Classen

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