Tutti Murmi, o cosa?

Kinderprogramme Elf Sender strahlen Woche für Woche «Murmi» aus – und es werden immer mehr. Keine andere Schweizer Kindersendung flimmert derart häufig über helvetische TV-Schirme.

Kinderprogramme Elf Sender strahlen Woche für Woche «Murmi» aus – und es werden immer mehr. Keine andere Schweizer Kindersendung flimmert derart häufig über helvetische TV-Schirme.«Hallo Murmi, ich finde dich einfach super», schrieb Simon ins Gästebuch auf der Website murmi.ch. Und Justin beklagt sich, dass er von Murmi noch nie einen Brief erhalten hat. Ohne Zweifel, Murmi, das zottige, grell-orange Riesen-Murmeltier mit Bernhardiner-Blick, hat in seinen ersten fünf TV-Jahren viele kleine Fans gefunden. Verständlich, denn es hat eine fast ungeheure TV-Präsenz: Seit dem Start auf Tele M1 und TeleTell strahlen bereits neun weitere Stationen, darunter alle grösseren Sender (Ausnahme: TeleZüri, das auf Kindersendungen verzichtet) die rund 25-minütige Sendung (siehe Kasten) aus, je nach Sender vier bis 28 Mal wöchentlich, was rund 150 Ausstrahlungen ergibt. Mit weiteren Anbietern sind Gespräche im Gang.Die Murmi Production GmbH in Oberentfelden gibt an, dass 530000 Personen pro Woche die ganze Sendung sehen. Doch diese Zahl ist ein Jahr alt und wurde nur «geschätzt», und zwar auf Grund eines Stichtages bei Tele M1 und TeleTell mit einem Tagesrating von 87000 Zuschauern. Doch dem liegt wohl eine Begriffsverwechslung zu Grunde. Denn gemäss aktuelleren Zahlen der beiden Sender kam «Murmi» dort in diesem Jahr auf ein Wochenrating von maximal 90600 Zuschauer.
Zahlen hin oder her: Bei den Sendern ist man sich Murmis Beliebtheit bewusst. «Es ist enorm, was ‹Murmi › bei den Kindern auslöst», weiss Peter Schwager, Geschäftsführer von Tele Ostschweiz, der schon «Murmi»-
Live-Auftritte an Messen und Firmenanlässen miterlebt hat. Deshalb ist für ihn klar: «‹Murmi› gehört auf den Sender.» Marc Friedli von TeleBärn attestiert den «Murmi»-Machern zudem «viel Gschpüri» für das Zielpublikum. Und Florenz Schaffner, Geschäftsführer von Tele M1 und TeleTell, ergänzt: «Die Figur ist zum Kult geworden.» Letzteren fördert die Murmi Production mit Produkten wie beispielsweise Plüsch-«Murmis», CD, Video, «Murmi»-Salbe, «Murmi»-Kirschsteinsäcke, «Murmi»-Pullover und anderem. Lanciert werden diese Produkte immer öfter mit Hilfe von Firmenpartnerschaften.
Für die TV-Zuschauer von morgen
Murmi Production kooperiert für jedes von «Murmis» Abenteuern mit einem Partner, der dann auch Thema einer Wochensendung wird. Die Kosten dafür: 4900 Franken inklusive Drehbuch, Produktion und Ausstrahlung. Als Alternative sind auch ein bis zwei Moderatoren möglich (1000 bis 2000 Franken). Ähnliches gilt für den Newsteil. Zwischen Murmi Production und TV-Stationen fliesst kein Geld; beide Seiten profitieren voneinander. Peter Schwager sagt es so: «Mit ‹Murmi› kommen wir an die TV-Zuschauer von morgen heran. Und an ihre Mütter.»
Wem die Werbezeit zwischen den beiden Formaten gehört, ist unterschiedlich geregelt: Manchmal akquiriert der Sender Werbung, manchmal Murmi Production.
Die Firma erzielt «einen siebenstelligen Jahresumsatz», sagt deren Alleininhaber und Gründer Thomas Widmer. 50 Prozent davon generiert er mit Werbung, Auftragsproduktionen und Presenting, 35 Prozent mit Events und den Rest mit Merchandising. Als Ganzes ist die Firma mittlerweile selbsttragend, doch die ersten eineinhalb Jahre wären ohne Widmers zweites Unternehmen, die seit 15 Jahren bestehende Gauklertruppe «Pajazzo», nicht möglich gewesen. Je nach Sendung greift Widmer heute noch immer auf seine Artistencrew zurück.
Bei den Unternehmen ist «Murmi» beliebt, die Nachfrage nach Auftragsproduktionen ist, so Widmer, grösser als die Kapazität. Deshalb wird er ab 2004 wöchentlich zwei Sendungen liefern und die Zahl der Ausstrahlungen je Sendung halbieren. Zudem hat Widmer das Medium Radio im Auge: Erste «Murmi»-Hörspiele auf Radio Ri wurden bereits realisiert, nun will er Gespräche mit anderen Sendern aufnehmen.
Auch die Expansion ins Ausland ist nicht tabu: Erste Stationen dürften dabei die Türkei, Spanien oder Portugal sein. Und schliesslich sieht es danach aus, dass Widmer bis Ende 2005 seinen Traum – ein «Murmi»-Land – realisieren kann. Bereits habe sich ein Investor mit Land in der Schweiz angeboten, sagt Widmer, der generell an weiteren Partnerschaften interessiert sei.
Die Sendung mit dem «Murmi»Eine «Murmi»-Sendung besteht aus zwei Formaten: «Murmis Abenteuer» (20 Minuten) und «Murmi-News» (sechs Minuten), unterbrochen von «familiengerechten» Werbespots. Im ersten Teil erleben Murmi und sein
Menschen-Freund Geri neue Dinge, ganz nach dem Strickmuster der «Sendung mit der Maus». Nur dass sich Murmis «Erlebnisse» meist nach den Wünschen der zahlenden Auftraggeber richten. So wird Murmi ebenso in das kulinarische Angebot im Europapark eingeweiht wie in die Herstellung von Süssigkeiten. Das Drehbuch stammt von Thomas
Widmer, der versucht, die Wünsche des Auftraggebers so in eine
Geschichte einzubetten, dass sie auch Kindern munden. Die «Murmi-News» im zweiten Teil bieten einen Wettbewerb, einen Studiogast und Hinweise auf neue «Murmi»-Produkte sowie auf «Murmis» bevorstehende
Liveauftritte, etwa bei McDonald’s, Möbel Pfister oder Amag. (mk)
«Murmi»-Macher Thomas Widmer mit zotteligem Begleiter: Dank Product Placement schreibt der Produzent schwarze Zahlen.
Freut bald ausländische Kids: «Murmi» an einem Kinderfest.
Markus Knöpfli

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