«Wir fordern den Einheitstarif»
Jürg Siegrist, Direktor des Verbands Schweizerischer Werbeauftraggeber (SWA), warnt vor Preisaufschlägen bei den Stellenanzeigen.
Jürg Siegrist, Direktor des Verbands Schweizerischer Werbeauftraggeber (SWA), warnt vor Preisaufschlägen bei den Stellenanzeigen.WW: Wie beurteilt der Verband Schweizer Werbeauftraggeber die diesjährige Print-Tarifrunde?Jürg Siegrist: Sie ist grundsätzlich fair. Das haben wir – ausgehend von den Leserschaftszahlen – aber auch erwartet.
Sie teilen also die Meinung der Publimedia, wonach die Anzeigenpreise moderat angepasst werden und viele Titel eine Nullrunde einlegen?
Ja. Aber es gibt dennoch zwei bis drei Problemfälle. Und ich hätte gerne von weiteren Titeln eine Nullrunde gesehen. Statt die Tarife nur leicht anzuheben, wäre mir eine Erhöhung bei den Abopreisen lieber gewesen. Viele Abos in der Schweiz sind verglichen mit dem Einzelverkaufspreis zu günstig.
Problemfälle? Was genau verstehen Sie darunter?
Ein Problemfall ist der Raum Bern. Zwar ist es nachvollziehbar, dass nun die Berner Zeitung mit integriertem Bund 30 Prozent mehr kostet als bisher – aber kleineren Auftraggebern wird dadurch eine Alternative in Bern genommen, denn nicht jeder Kleinbetrieb möchte die ganze Region abdecken. Bern wird also für die kleinen Auftraggeber viel zu teuer. Das wird auch dem Swisspool schaden. Denn dieser soll etwa sieben Prozent teurer werden.
Gibt es weitere Kritik?
Bei den Preisen für Stellenanzeigen fordern wir klar, dass diese nicht erhöht werden. Nirgends. Denn sie sind schon jetzt überhöht – die Stellenanzeigen kosten in den meisten Fällen mehr als die übrigen Annoncen. Doch es gibt keine Erklärung für diese Differenz. Andere Rubrikeninserate wie Auto- oder Immobilienanzeigen sind auch nicht teurer.
Was geschieht, wenn einige Titel für 2004 dennoch höhere Preise für
Stellenanzeigen verlangen sollten?
In diesem Bereich ist unsere Geduld langsam überstrapaziert. Deshalb werden wir die SWA-Mitglieder detailliert darüber informieren, welche Titel die Preise für Stellenanzeigen anheben.
Eine Art Boykottaufruf also?
Nein, aber je mehr Sensibilität herrscht, desto schneller kann die Sache geregelt werden.
Welche Haken enthält die aktuelle Tarifrunde ausserdem noch?
Versteckte Preiserhöhungen, etwa über gestiegene Platzierungs- und Farbzuschläge – oder wenn trotz Leserverlust preislich keine Anpassungen vorgenommen werden.
Umgekehrt wagen es derzeit viele Verlage nicht einmal, die Teuerung an die Kunden weiterzugeben.
Es wird auch in diesem Markt im Moment mit harten Bandagen gekämpft.
Wird die gegenwärtige Tarifrunde die Attraktivität von Print etwa gegenüber TV steigern?
Ob dazu eine einzige Nullrunde reicht, ist fraglich. Die Attraktivität hängt ja nicht nur von den Preisen ab.
Was schlagen Sie den Printverlagen vor, um ihre Position gegenüber den
Werbeauftraggebern zu verbessern?
Beispielsweise sollten die Stellenanzeigen in der Deutschschweiz Abschluss-, BK- oder JUP-kompatibel werden – wie in der Romandie (Anmerkung der Redaktion: BK = Beraterkommission, JUP = Jahresumsatzprämie). Dort können Sie zudem Annoncen- und Stelleninseratumsätze kumulieren, was in der Deutschschweiz nicht der Fall ist. Weiter muss die Printforschung noch mehr Transparenz schaffen. Zum Beispiel sollten wichtige Benchmarks der Werbewirkung aufgezeigt und die Kompatibilität der Mediastudien gewährleistet sein. Auch zum Zeitungskonsum der Jugendlichen gibt es kaum Anhaltspunkte.
Ist die Print-Tarifstruktur in den vergangenen Jahren übersichtlicher
geworden?
Nein, hier hinkt die Schweiz den Entwicklungen in Europa hinterher. Unterschiedliche Preise für Textanschlussinserate, für Reklamen oder seitendominierende Anzeigen. Es gibt einfach zu viele Sonderfälle. Auch die Tarifaufteilung nach schwarz-weiss und Ein- bis Vierbundfarben gibt es im Ausland praktisch nirgendwo mehr. Mit den neuen Druckmaschinen ist es sowieso bald egal, ob man zwei- oder vierfarbig druckt. Deshalb fordern wir einen Einheitstarif. Der Verband Schweizer Presse hat diesen Ball bereits aufgenommen und arbeitet daran.
Intervista: Markus Knöpfli
Zwei senken ihre PreiseDas Börsenmagazin Stocks und die WochenZeitung (WoZ) gehören zu den wenigen, die Preisabschläge auf ihren Anzeigentarifen vornehmen. Stocks, das drei Prozent Leser verloren und neu 14-täglich statt
wöchentlich erscheint, senkt seine Tarife um 12,6 Prozent. Die WoZ schraubt ihren Farbtarif um 9,4 Prozent hinunter. Der Anfang September kommunizierte Wechsel von der Zürcher Genossenschafts-Druckerei Ropress zur technisch besser ausgerüsteten Solprint AG in Solothurn (Vogt-Schild/Habegger) ermögliche die Senkung des Farbtarifs, heisst es bei der WoZ. Der Wechsel erfolge wegen der Druckqualität, man gehe aber davon aus, dass das Blatt nun zu mehr Farbanzeigen kommen werde.
schwarz-weiss vierfarbigZeitschriften 2004 Veränder. in% 2004 Veränder. in%
Annabelle 18 750.– — 18 750.– —
Beobachter 17 814.– +9,3 22 549.– +1
Bilan 10 050.– +0,5 10 050.– +0,5
Bilanz 18 300.– — 18 300.– —
Bon à savoir 10 500.– +9,4 10 500.– +9,4
Das Beste 7 990.– — 11 520.– —
Edelweiss 9 200.– — 9 200.– —
Facts** 18 700.– –– 18 700.– —
Femina 22 340.– +1 22 340.– +1
K-Geld 8 000.– — 8 000.– —
K-Tip 22 400.– +2,8 22 400.– +2,8
L’Hebdo 12 900.– +70 12 900.– +0,6
L’Illustré 18 700.– +79,8 18 700.– —
NZZ Folio 15 300.– +2 21 800.– +1,9
Puls-Tip 12 900.– +4 12 900.– + 4
Radiomagazin 5 000.– — 5 000.– —
Schweizer Familie 17 265.– +6 17 265.– + 6
Sélection 4 550.– — 7 470.– —
Stocks 7 830.– –12,6 9 570.– –12,6
Tout Compte fait 4 800.– — 4 800.– —
TR 7 10 875.– — 10 875.– —
TV 8 6 800.– +76,9 6 800.– —
Weltwoche 14 900.– +8,5 14 900.– +8,5
* vorbehältlich der Zustimmung durch die Wettbewerbskommission
** gilt nur für 2.bis 9. Bund. Der 1. Bund ist teurer. Quelle: Umfrage Werbewoche
(mk)
Sie teilen also die Meinung der Publimedia, wonach die Anzeigenpreise moderat angepasst werden und viele Titel eine Nullrunde einlegen?
Ja. Aber es gibt dennoch zwei bis drei Problemfälle. Und ich hätte gerne von weiteren Titeln eine Nullrunde gesehen. Statt die Tarife nur leicht anzuheben, wäre mir eine Erhöhung bei den Abopreisen lieber gewesen. Viele Abos in der Schweiz sind verglichen mit dem Einzelverkaufspreis zu günstig.
Problemfälle? Was genau verstehen Sie darunter?
Ein Problemfall ist der Raum Bern. Zwar ist es nachvollziehbar, dass nun die Berner Zeitung mit integriertem Bund 30 Prozent mehr kostet als bisher – aber kleineren Auftraggebern wird dadurch eine Alternative in Bern genommen, denn nicht jeder Kleinbetrieb möchte die ganze Region abdecken. Bern wird also für die kleinen Auftraggeber viel zu teuer. Das wird auch dem Swisspool schaden. Denn dieser soll etwa sieben Prozent teurer werden.
Gibt es weitere Kritik?
Bei den Preisen für Stellenanzeigen fordern wir klar, dass diese nicht erhöht werden. Nirgends. Denn sie sind schon jetzt überhöht – die Stellenanzeigen kosten in den meisten Fällen mehr als die übrigen Annoncen. Doch es gibt keine Erklärung für diese Differenz. Andere Rubrikeninserate wie Auto- oder Immobilienanzeigen sind auch nicht teurer.
Was geschieht, wenn einige Titel für 2004 dennoch höhere Preise für
Stellenanzeigen verlangen sollten?
In diesem Bereich ist unsere Geduld langsam überstrapaziert. Deshalb werden wir die SWA-Mitglieder detailliert darüber informieren, welche Titel die Preise für Stellenanzeigen anheben.
Eine Art Boykottaufruf also?
Nein, aber je mehr Sensibilität herrscht, desto schneller kann die Sache geregelt werden.
Welche Haken enthält die aktuelle Tarifrunde ausserdem noch?
Versteckte Preiserhöhungen, etwa über gestiegene Platzierungs- und Farbzuschläge – oder wenn trotz Leserverlust preislich keine Anpassungen vorgenommen werden.
Umgekehrt wagen es derzeit viele Verlage nicht einmal, die Teuerung an die Kunden weiterzugeben.
Es wird auch in diesem Markt im Moment mit harten Bandagen gekämpft.
Wird die gegenwärtige Tarifrunde die Attraktivität von Print etwa gegenüber TV steigern?
Ob dazu eine einzige Nullrunde reicht, ist fraglich. Die Attraktivität hängt ja nicht nur von den Preisen ab.
Was schlagen Sie den Printverlagen vor, um ihre Position gegenüber den
Werbeauftraggebern zu verbessern?
Beispielsweise sollten die Stellenanzeigen in der Deutschschweiz Abschluss-, BK- oder JUP-kompatibel werden – wie in der Romandie (Anmerkung der Redaktion: BK = Beraterkommission, JUP = Jahresumsatzprämie). Dort können Sie zudem Annoncen- und Stelleninseratumsätze kumulieren, was in der Deutschschweiz nicht der Fall ist. Weiter muss die Printforschung noch mehr Transparenz schaffen. Zum Beispiel sollten wichtige Benchmarks der Werbewirkung aufgezeigt und die Kompatibilität der Mediastudien gewährleistet sein. Auch zum Zeitungskonsum der Jugendlichen gibt es kaum Anhaltspunkte.
Ist die Print-Tarifstruktur in den vergangenen Jahren übersichtlicher
geworden?
Nein, hier hinkt die Schweiz den Entwicklungen in Europa hinterher. Unterschiedliche Preise für Textanschlussinserate, für Reklamen oder seitendominierende Anzeigen. Es gibt einfach zu viele Sonderfälle. Auch die Tarifaufteilung nach schwarz-weiss und Ein- bis Vierbundfarben gibt es im Ausland praktisch nirgendwo mehr. Mit den neuen Druckmaschinen ist es sowieso bald egal, ob man zwei- oder vierfarbig druckt. Deshalb fordern wir einen Einheitstarif. Der Verband Schweizer Presse hat diesen Ball bereits aufgenommen und arbeitet daran.
Intervista: Markus Knöpfli
Zwei senken ihre PreiseDas Börsenmagazin Stocks und die WochenZeitung (WoZ) gehören zu den wenigen, die Preisabschläge auf ihren Anzeigentarifen vornehmen. Stocks, das drei Prozent Leser verloren und neu 14-täglich statt
wöchentlich erscheint, senkt seine Tarife um 12,6 Prozent. Die WoZ schraubt ihren Farbtarif um 9,4 Prozent hinunter. Der Anfang September kommunizierte Wechsel von der Zürcher Genossenschafts-Druckerei Ropress zur technisch besser ausgerüsteten Solprint AG in Solothurn (Vogt-Schild/Habegger) ermögliche die Senkung des Farbtarifs, heisst es bei der WoZ. Der Wechsel erfolge wegen der Druckqualität, man gehe aber davon aus, dass das Blatt nun zu mehr Farbanzeigen kommen werde.
schwarz-weiss vierfarbigZeitschriften 2004 Veränder. in% 2004 Veränder. in%
Annabelle 18 750.– — 18 750.– —
Beobachter 17 814.– +9,3 22 549.– +1
Bilan 10 050.– +0,5 10 050.– +0,5
Bilanz 18 300.– — 18 300.– —
Bon à savoir 10 500.– +9,4 10 500.– +9,4
Das Beste 7 990.– — 11 520.– —
Edelweiss 9 200.– — 9 200.– —
Facts** 18 700.– –– 18 700.– —
Femina 22 340.– +1 22 340.– +1
K-Geld 8 000.– — 8 000.– —
K-Tip 22 400.– +2,8 22 400.– +2,8
L’Hebdo 12 900.– +70 12 900.– +0,6
L’Illustré 18 700.– +79,8 18 700.– —
NZZ Folio 15 300.– +2 21 800.– +1,9
Puls-Tip 12 900.– +4 12 900.– + 4
Radiomagazin 5 000.– — 5 000.– —
Schweizer Familie 17 265.– +6 17 265.– + 6
Sélection 4 550.– — 7 470.– —
Stocks 7 830.– –12,6 9 570.– –12,6
Tout Compte fait 4 800.– — 4 800.– —
TR 7 10 875.– — 10 875.– —
TV 8 6 800.– +76,9 6 800.– —
Weltwoche 14 900.– +8,5 14 900.– +8,5
* vorbehältlich der Zustimmung durch die Wettbewerbskommission
** gilt nur für 2.bis 9. Bund. Der 1. Bund ist teurer. Quelle: Umfrage Werbewoche
(mk)