Silicon Valley Talk – und dann kam Ruedi Noser…

WORLDWEBFORUM Am 28. Januar trafen sich rund 650 Digital-Interessierte zur vierten Durchführung eines hochkarätig besetzten Anlasses. Natürlich waren die Auftritte von Apple-Legende John Sculley und U-Boot Captain David Marquet die grossen Attraktionen, aber auch weitere Speaker hatten spannende Geschichten zu erzählen. John Sculley – ex CEO von Apple und Pepsi im Gespräch mit Thomas Schulz […]

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John Sculley – ex CEO von Apple und Pepsi im Gespräch mit Thomas Schulz – Der Spiegel.DA CHRISTOPH OGGENFUSS*Mit (zu) lautem Musikgetöse wurde das diesjährige Worldwebforum im Komplex 457 eingestimmt und die Speakerliste hatte die Erwartungen bereits im Vorfeld in die Höhe getrieben.Mit dem ersten Panel, eine Art Silicon Valley Talk, wurde das erste Highlight gesetzt. Durch die Diskussion mit den kompetenten Exponenten wurde der aktuelle Hype etwas relativiert und wichtige Fakten zur Start-up-Szene eingebracht. Eine wertvolle Objektivierung der Dinge die derzeit im Valley rund um Palo Alto abgehen. Auch die Moderation des Panels durch Financial Times Editor Caroline Daniel war überzeugend. Und dann kam Ruedi Noser zum laufenden Panel… und mit seiner hölzernen uninspirierten Kommunikation war die Luft schnell raus. Eigentlich erstaunlich, müsste sich doch gerade ein IT-Unternehmer wie ein Fisch im Teich fühlen. Nicht so unser frisch gebackene Ständerat, der dann auch den Glauben an ein europäisches Silicon Valley in der Schweiz nicht wirklich überzeugend stützen konnte. Mit seinem matten Auftritt wurde klar, dass die Schweiz sich zwar auf ihre Stärken besinnen soll, gleichzeitig aber auch kulturell eine innovationsfreundliche Öffnung braucht.Auch die zwei anschliessenden Keynotes von UBER und Google waren relevant und überzeugend. So wurde dabei deutlich, dass das rasante geografische Wachstum von UBER nur durch eine konsequente Prozess-Orientierung und Prozess-Innovation möglich wurde. Der Google-Beitrag machte deutlich, dass auch im digitalen Zeitalter «kindliche Neugier» und Fragen wichtiger sind als schnelle Antworten und Lösungen.Mit dem handfesten Leadership-Beitrag von US-Navy Captain David Marquet wurde klar, dass gerade im digitalen Zeitalter der «Command and Control-Ansatz» ausgedient hat. Reife Chefs der Gegenwart sagen unverkrampft: «I do not know.» Sein Buch «Turn the Ship around!» ist für Führungskräfte definitiv inspirierender Lesestoff.Der Durchhänger am Nachmittag war einerseits der dürftigen Moderation im Sports Panel «zu verdanken». Jessica Kastrop von Sky konnte weder den wenig relevanten Langredner von FIFA zurückbinden noch dem Panel eine Dynamik verleihen – immerhin mit der Anwesenheit von ZSC NHL-Jungstar Auston Matthews. Ebenfalls enttäuschend der Auftritt von Global CEO Young&Rubicam David Sable, hat er doch das Vorurteil, dass die Werbebranche sowohl New Marketing und Digitalisierung verschlafen haben, leider bestätigt.Mit der Ankündigung von John Sculley bestand aber Hoffnung, dass der Nachmittag, und damit der ganze Anlass, versöhnlich verlaufen würde. Und in der Tat, der Erfahrungsbericht von Sculley war beeindruckend und ergreifend bezüglich Aussagekraft und Authentizität – eine Persönlichkeit von enormer Schaffenskraft, trotz seines fortgeschrittenen Alters. Sculley ist überzeugt, dass wir an einem Wendepunkt stehen. In den vergangenen 30 Jahren hat die IT geholfen Produktivitäts-Werkzeuge zu schaffen, die Zukunft gehört dem «Self-Learning«. Auf die Frage von Moderator Thomas Schulz warum er nicht wie seine Alterskollegen Golf spiele antwortete Sculley trocken: „Meine Alterskollegen sind entweder in Pension oder gestorben – ich will beides nicht!»Dem Gründer des Worldwebforum kann man gratulieren und danke sagen. Es gelingt ihm seit Jahren internationale Exponenten mit «Domain-Expertise» nach Zürich zu bringen und so einen Entwicklungsbeitrag zum «little Silicon Valley» beizusteuern.

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