Drohende Werbeverbote gefährden die Werbeindustrie

Am 24. September stimmt Baselland über ein Werbeverbot für Tabak und Alkohol ab. Sagen die Basler ja, könnte eine Verbotswelle durch die Schweiz schwappen.

Am 24. September stimmt Baselland über ein Werbeverbot für Tabak und Alkohol ab. Sagen die Basler ja, werde eine Verbotswelle durch die Schweiz schwappen, prognostiziert die Wirtschaftszeitung «Cash» in ihrer aktuellen Ausgabe. Zurzeit beraten zwei Drittel der Kantone über eine Verbotsvorlage – wenn sie eine solche nicht schon bereits umgesetzt haben. Derweil bezeichnen Wirtschaftsverbände und die Werbeindustrie die Verbote als Einschränkung der Meinungsäusserungsfreiheit, auch befürchten sie, dass ein Ja weitere Massnahmen wie ein Werbeverbot für Fastfood nach sich ziehen könnte. In Basel ist zurzeit die «Allianz gegen Werbeverbote» mit einem Abstimmungskampf aktiv. Mit dabei ist auch die Plakatgesellschaft APG, die jährlich mit Tabakwerbung einen Umsatz von 20 Millionen Franken erzielt. Gar nicht begeistert von allfälligen Werbeverboten sind auch Werber wie Frank Bodin, Martin Spillmann und Bernhard Abegglen, die Aufträge für Plakatkampagnen, Kinospots oder Sponsorenauftritte gefährdet sehen. Doch auch ohne Verbote befinden sich Alkohol- und Tabakwerbung auf dem Sinkflug. 70,8 Millionen Franken gab die Tabakindustrie für Werbung in der Schweiz im Jahre 2000 aus. 2005 waren es gerade noch 49,9 Millionen. Für Alkoholwerbung wurde 2002 noch 57,7 Millionen investiert, 2005 sank die Zahl auf 31,2 Millionen Franken. Wie Abegglen von der Berner Agentur Contexta ausführt, gebe es jedoch «Schleichwege» für die Werbung im Internet, mit welchen allfällige Werbeverbote umgangen werden können: So zum Beispiel Online-Games, die gesponsert sind, ohne einen Markenname – der aber durchaus spürbar ist – zu erwähnen.  
Der Dachverband Schweizer Werbung verkündet unterdessen den Slogan «Abgewürgt! Ausgetourt! Abgeblasen!» und setzt damit bei Veranstaltungen im Sport und der Musik an, welche ohne Tabak- und Alkoholwerbung kaum existieren könnten. In einigen Kantonen sind sich die Politiker der Problematik jedoch bewusst, schreibt «Cash». Im Kanton Bern soll auch in Zukunft Werbung für Alkohol mit weniger als 15 Volumenprozent an Kultur- und Sportanlässen möglich sein. Im Bündnerland ist die Alkoholwerbung sogar erst ab 20 Volumenprozent verboten – aus Rücksicht auf lokale Bierbrauer und Weinbauern.
Laut einer Studie des Bundesamts für Gesundheit begrüsst zurzeit die Mehrheit der 14- bis 65-jährigen Schweizer (67%) Werbeverbote für Tabak. 1993 hatte das Volk Werbeverbote für Alkohol- und Tabak im Rahmen der Zwillingsinitiative mit einem Nein-Anteil von je über 75 Prozent abgelehnt.

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