7mal einmalig inszeniert

Corporate Publishing Der Detailhandel rüstet im Bereich Konsumgüter auf. Ein lustvoller Streifzug durch den überquellenden internationalen Markt.

Corporate Publishing Der Detailhandel rüstet im Bereich Konsumgüter auf. Ein lustvoller Streifzug durch den überquellenden internationalen Markt.Die Lehrmeinung: Corporate Publishing macht dort Sinn, wo es um komplexe Zusammenhänge geht, dort, wo Erläuterungsbedürftiges im Raum steht. Das stimmt. Ergo: Es macht keinen Sinn, wenn es um einfach zu verstehende Dinge wie Food, Mode, Möbel, Uhren geht. Stimmt nicht. Denn Lebensfreude vermitteln und teilen, ist in der Überflutung gar nicht so einfach, und manchmal ist es mit dem puren Zurschaustellen des Produkts (Katalog und/oder online) nicht getan. Die gängigen marktschreierischen Anpreisungen haben in der Welt der Konsumgüter und Marken ausgedient. Corporate bzw. Custom Publishing ist der Schlüssel, der passt, um authentisch und mit Stil aufzutreten. Wie aber kann diese Gratwanderung zwischen Journalismus und Werbung bestehen?
Corporate Publishing macht in der gnadenlosen Publishing- und Reizüberflutung nur Sinn, wenn man Kultur und Marke des herausgebenden Unternehmens, die Branchenkultur, aber auch die geografische Kultur und die Lebenskultur der Adressaten trifft. Mit anderen Worten: Ein Corporate Magazine muss als Inszenierung das Publikum ins Herz treffen, von der Programmankündigung bis zum letzten Akt. Eine Publikation eines Modehauses, die mit einem prominenten Kopf in Bild und Text ohne konzeptionelle Grundidee aufwartet, richtet es nicht. Zwischen die Produkte gebannte redaktionelle Splitter machen aus dem Katalog noch kein Magazin. Im Gegenteil, der «Editorial-Zusatz» stört den Katalog in seiner Zielgerichtetheit, der Angebotsauflistung. Die Überflutung duldet keine Halbheiten.
Will man als Konsument und als Leserin etwas Lohnendes finden, gibt es eine Möglichkeit: Am Stand mit dem Gesicht Halt machen, dem man vertrauen kann und will. Es ist nicht der, der am lautesten seine Ware anpreist, es ist der, der einem mitten im Trubel in einer geschützten Nische einen Sessel und ein Glas Tee anbietet, der den Luxus der Musse und die tiefgründige Verführung des Authentischen sowie des Gastgebertums verinnerlicht hat. Das Gleiche gilt in der zweidimensionalen Welt des Publishing: Das Magazin muss Geist zeigen, Stil haben. Es muss eine intelligente und einmalige Inszenierung der Marke – der Unternehmens- oder der Produktmarke – sein.
Es muss zur richtigen Zeit und Situation (Distributionslösung) einladen. Nur so wird es der Gastgeber sein, dessen Einladung angenommen wird. Es muss, es muss, es muss … vor allem darf es auch. Die Magazine unten illustrieren einen lustbetonten aktuellen Streifzug durch den überquellenden internationalen Markt, von Stand zu Stand, von und nach allen Himmelsrichtungen. Zugegeben, ein unsystematischer Gang, einfach mit der Nase in der Frühlingsluft (und mit einigen Kenntnissen, nennen wir es Spürsinn, im Hinterkopf).
Viviane Egli, Geschäftsführerin der CP-Agentur Primafila AG, engagiert sich als Exponentin des Verbandes Forum Corporate Publishing für den europäischen Know-how-Austausch.

 
Madrid, Gourmet Magazine der spanischen Warenhauskette El Corte Inglés: Gegrüsst seist du, Primavera 06, numero 07, delikat kleinformatig (19,5 cm x 19,5 cm), im Zeichen des Club del Gourmet der Lebensmittelabteilung. Ein Eyecatcher auf dem spanischen Custom-Publishing-Markt, ein handlicher, ganz bewusster hundertseitiger Gang durch Feines aus dem Lande und aus dem internationalen mundo gastronomico (Realisation: Progresa/Grupo Prisa).

 
 
 

 
Schweiz, Globus topaktuell: Das kosmopolitische Mumbai/Bombay bannt Sinne und Intellekt, sinnieren und geniessen lässts sich auf einem der farbenfrohen Kissen, Textil-Design exklusiv. Die gegenwärtige Aktion Mumbai/ Bombay in den Globus-Filialen wird im Stammkunden-Magazin (Konzeption, Redaktion und Design Primafila AG, Zürich und München) mit authentischen Begegnungen in der indischen Metropole zelebriert.
 

 
 
 

 
Wien, Nespresso: Nicht zum Tee, sondern zum Kaffee lädt das Nespresso Magazin bzw. die Titelheldin der jüngsten Ausgabe, die russische Opernsängerin Anna Netrebko, ein – Klischees hochgetrieben zu einer herausragenden redaktionellen Leistung. Anna Netrebko wurde übrigens vom Schweizer Michel Compte fotografiert, und das in Wien konzipierte Nespresso Magazin (Ahead Mediaberatungs GmbH) findet seinen Weg in die weite Welt.

 
 
 

 
Stockholm und Göteborg, Nordiska Kompaniet (NK): Dass Stil resistent wirkt gegen Überflutung, beweist das zweimal jährlich erscheinende Magazin «Stil» des Warenhauses NK in Stockholm und Göteborg: Mit allen Regeln der Kunst des Magazinschaffens, begonnen beim geheimnisvollen Cover, werden edle Ware und ebensolcher Lebensstil vergegenwärtigt – schliesslich zählt man hier auch Mitglieder der Königsfamilie zur Kundschaft.

 
 
 

 
 
Tokio, Papas Company: Das Editorial-Wunder aus Japan, in Nagasaki behändigt bzw. in Gastgeberkultur der Fremden ausgehändigt. 2004 wars in Papas Café, verweilend bei Grüntee (oder wars Kaffee?). Das jährliche Magazin der Boutique-Kette bietet einen Kulturtransfer der feinsten Art – so das Produkt des europäischen Füllers verbunden mit schreibender Prominenz aus aller Welt. Die Ausgabe 2006 verschreibt sich dem Hauptthema Reisen.

 
 
 

 
Shanghai (bzw. ebenfalls Schweden), V&S Absolut Spirits: «Absolut Reflexions» heisst das Magazin, das der südschwedische Spirituosenhersteller (in Kooperation mit Filipacchi Custom Publishing und Gaal Kommunikation) herausgibt und das in der aktuellen Ausgabe in die chinesische Metropole entführt. Anregend ist die redaktionelle Verführung, mit Porträts aus Shanghai.

 
 
 

 
London, alteingesessene Hochburg des Custom Publishing: In lebensfrohem Spring Green sechs Seiten May Flavours, so einer der Beiträge des spargelfrischen Sainsbury’s Magazine (Seven Publishing Group, London) in der Mai-Ausgabe. Die hochprofessionell konzipierte Kundenpublikation der britischen Supermarket-Kette wurde 2005 von der PPA (Periodical Publishers Association) zum «Customer Magazine of the Year» erkoren.

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