"Nous avons un modèle différent"

Belcom-COO Martin Spieler glaubt an den Erfolg des geplanten Money-24-Finanzportals

Belcom-COO Martin Spieler glaubt an den Erfolg des geplanten Money-24-FinanzportalsMister «Money» Martin Spieler glaubt, mit dem eigenen Modell bessere Karten in Händen zu halten als die bereits bestehenden Finanzportale. Ein Lichtblick für den geplanten Sender: Trotz depressiver Börse sind die Zuschauerzahlen von «Money» markant gewachsen.Martin Spieler, auf Tele24 laufen Werbespots für Moneycab, unmittelbar vor dem Trailer für die Sendung «Money». Wird Moneycab das Finanzportal ihres Börsensenders Money24?
Martin Spieler: Das ist purer Zufall. Moneycab schätzt – wie andere Finanzgesellschaften auch – das attraktive Werbeumfeld rund um die Sendung «Money».
Aber nachdem die Cablecom beziehungsweise deren Tochter SwissOnline als Wunschpartnerin für das geplante Finanzportal wankelmütig geworden ist, wäre das eine Alternative.
Spieler: Wir führen mit mehreren Partnern aus dem Finanz-, dem Internet- und dem Telekombereich intensive Gespräche. Wir sind offen für verschiedene denkbare Möglichkeiten. Mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen.
Wann werden Sie die Partnerschaften bekannt geben?
Spieler: Wir wollen eine möglichst gute Lösung finden, und das braucht halt etwas Zeit.
Schon vor Monaten hat man aber gehört, Sie seien bereits mit einigen Partnern handelseinig geworden.
Spieler: Das ist so, mehrere Verträge sind bereits unterschrieben.
Wer ist dabei?
Spieler: Aus Rücksicht auf die noch laufenden Verhandlungen ist es mir nicht möglich, jetzt schon Namen zu nennen. Wir wollen nicht häppchenweise kommunizieren, sondern dann, wenn alles steht.
Auf diesen Herbst war Money24 angekündigt. Wann werden Sie loslegen?
Spieler: Wir haben uns nie fix auf ein Datum festgelegt. Bei uns ist noch kein definitiver Entscheid betreffend Starttermin gefallen. Es ist wie bei einem Börsengang: Man muss den richtigen Zeitpunkt erwischen, die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Wir werden dann starten, wenn wir sicher sind, dass es ein Erfolg wird.
Mit den richtigen Rahmenbedingungen meinen Sie auch: Wenn die Börse wieder aufwärts geht.
Spieler: Dies ist durchaus eine Überlegung, aber nicht die wichtigste.
Nochmals zum Finanzportal: Es gibt kein Finanzportal, das es bisher in die schwarzen Zahlen geschafft hat. Weshalb glauben Sie trotzdem daran, dass es mit Ihrem geplanten Portal anders sein wird?
Spieler: Wir haben ein ganz anderes Modell. Was die meisten anderen Finanzportale anbetrifft, muss ich Ihnen Recht geben. Auf der Einnahmenseite sieht es bei diesen gar nicht toll aus.
Was hebt Sie denn so ab von den anderen?
Spieler: Unser Kerngeschäft ist das Fernsehen. Mit «Money» haben wir grossen Erfolg. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir das Portal nicht selber aufbauen werden. Wir sagten auch, wir setzen weder auf Onlinewerbung noch auf Kommissionen. Viele Finanzportale haben beides gemacht. Und sie haben deshalb heute sehr, sehr grosse Probleme.
Wie verdienen Sie denn Geld mit dem Portal?
Spieler: Wir verkaufen dem Portal unseren Content. Die Banken, die mit uns Verträge schliessen, haben ein Interesse daran, über unser Portal Kunden für ihre eigenen Tradingplattformen zu gewinnen. Es sind zwei verschiedene Dinge, ob man ein Portal betreibt, das gleichzeitig das Hauptgeschäft ist, oder ob man eine Bank ist, für die ein Portal lediglich ein Nebengeschäft darstellt mit dem Ziel, Tradingkunden zu gewinnen.
Die Kombination TV-Sender und Finanzportal existiert meines Wissens noch nirgends in der von Ihnen geplanten Form. Kennen Sie ein erfolgreiches Vorbild?
Spieler: Es gibt Teilaspekte davon. Zum Beispiel kann man bei den grossen Portalen auch einzelne Börsensendungen herunterladen. Die Vision unseres Portals ist, dass man dies noch viel konsequenter und vor allem in Realtime wird machen können. Allerdings ist die dafür notwendige Technik noch nicht ganz so weit. Aber man arbeitet daran. Alles ist nur noch eine Frage der Zeit, und die haben wir.
Wie viele andere Neulancierungen im deutschsprachigen Raum, die in den vergangenen Börsen-Boomjahren nur so aus dem Boden schossen, hat auch Money24 auf die Ausweitung des Börsenpublikums gesetzt. Doch die Baisse dürfte diese Publikumsausweitung bereits wieder rückgängig gemacht haben. Unter dem Strich könnten sogar mehr Leute von der Börse vertrieben worden sein, als in den Boomjahren hinzugekommen sind. Verursacht Ihnen das kein Bauchweh?
Spieler: Anfang Jahr fragte auch ich mich, wie wohl die Ratings von «Money» auf die Schwäche an den Börsen reagieren würden. Doch wir sind total überrascht worden: Von Januar bis Mai hatten wir bei den Zuschauerzahlen Zuwachsraten zwischen 25 und 35 Prozent, so viel wie nie zuvor. Das bestärkt uns. Wenn man in so turbulenten Zeiten solche Zuwächse verzeichnen kann, ist das ein tolles Signal. Interview: Daniel Schifferle

Plus d'articles sur le sujet