100 francs pour une feuille perforée

You-AD verkauft Werbeflächen auf Autoheckscheiben und wirbt dafür mit Walter Bosch und Bruno Widmer

You-AD verkauft Werbeflächen auf Autoheckscheiben und wirbt dafür mit Walter Bosch und Bruno WidmerVon Annelies Friedli Eine Idee, zwei bekannte Aushängeschilder und sehr viel Selbstvertrauen: Thomas Gfeller und Marusa Fasano wollen mit You-AD alle Rekorde brechen. Nächstes Jahr soll die im Oktober vergangenen Jahres gegründete Firma mit ihrer Heckscheibenwerbung Umsätze in zweistelliger Millionenhöhe bringen.
Für Publicity ist gesorgt: Schliesslich konnten Thomas Gfeller und Marusa Fasano Bruno Widmer und Walter Bosch für ihre Werbeidee begeistern. Beide sind Aktionäre von You-AD, werben für die Firma. Die Idee, die dahinter steht, ist allerdings wenig revolutionär: Mindestens vier Firmen haben das Auto als Werbefläche vor Gfeller und Fasano entdeckt; zumindest zwei Firmen werben in der Schweiz schon seit einem Jahr mit dem Auto als Werbefläche.
Walter Bosch, Ex-Journalist, Ex-Werber und Verwaltungsratsmitglied von You-AD, stört das wenig: «Zugegeben, die Idee ist nicht neu, doch noch nie wurde die Idee, Heckscheiben als Werbeflächen zu nutzen, so professionell, plausibel und effizient umgesetzt wie bei You-AD.» (Siehe auch «Im Gespräch».)
Viel Vertrauen in sein neues Projekt hat auch Thomas Gfeller. Für den ehemaligen Studenten der Wirtschaftswissenschaften und der Philosophie, der zusammen mit Fasano zuletzt Strategieberater in einem amerikanischen Grossunternehmen war, steht fest: «Diese Firma hat grosses Potenzial.» Der Umsatz soll, so rechnet Gfeller, in einem Jahr bereits die zweistellige Millionenhöhe erreichen. Denn: «Wir sind daran, verschiedenste Länder – unter anderem auch die USA – für unser Projekt zu öffnen. Und es sieht gut aus», sagt Gfeller. Der Markteintritt in Deutschland konnte bereits realisiert werden.
Sechs Mitarbeiter beschäftigt You-AD derzeit in der Schweiz, einen in Deutschland, zwei weitere Key-Account-Manager sollen angestellt werden. «Wir sind noch immer in der Aufbauphase», sagt Gfeller. Statt auf einen Schnellschuss setzt das You-AD-Team auf einen gut organisierten, fundierten Aufbau: Zu diesem Zweck haben Gfeller und Fasano die Tauglichkeit ihres Projektes vom Ernest-Dichter-Institut Zürich überprüfen lassen. Mit dem Resultat, «dass wir belegen können, dass unser Medium wirkt».
Die Bilanz fünf Monate nach der Gründung kann sich sehen lassen: Mit Credit Suisse youtrade und dem Internetladen Le Shop.ch hat You-AD drei Pilotkampagnen durchgeführt. «Das Interesse ist gross», sagt Gfeller: «Wir stecken mitten in Verhandlungen mit 15 Agenturen.» Ein grosser Teil davon, ist Gfeller überzeugt, «wird zusagen». Grund zu dieser Behauptung gibt ihm die Werbewirksamkeit seiner Heckscheibenwerbefläche.
«Schliesslich, so beweist die Studie des Ernest-Dichter-Instituts, erreichen wir mit einer You-AD-Kampagne in Städten wie Zürich mit 25 Autos in einem Monat 100000 Leute. Und eine solche Werbewirksamkeit darf sich wirklich sehen lassen», sagt der Verwaltungsratspräsident von You-AD.
Fundierter Aufbau statt Schnellschuss
Angemeldet haben sich bei You-AD bislang 800 Fahrer, 350 davon in Zürich. Um von You-AD ausgewählt zu werden, müssen die Interessierten allerdings einige Kriterien erfüllen. Der Fahrer muss unter anderem mit seinem Auto monatlich mindestens 1000 Kilometer im für die Kampagne hauptsächlich relevanten Gebiet zurücklegen.
Als Gegenleistung bekommt der Fahrer 100 Franken pro Monat und die Möglichkeit, das Sujet, mit dem er herumfahren wird, selber auszuwählen. «Das führt dazu, dass die Autofahrer, die mitmachen, nicht einfach nur daran interessiert sind, auf billigste Art ihr Leasing zu finanzieren, sondern auch hinter der Kampagne stehen, mit der sie herumfahren», zeigt sich Gfeller überzeugt.
Er und sein Team sind derzeit daran, neue Werbefolien zu testen und einzuführen. Die sollen anders als die bisherigen keine Löcher mehr haben und dennoch durchsichtig sein. «Damit wird die Qualität der Heckscheibenwerbung weiter gesteigert», sagt Gfeller. Und damit soll sich das Geschäft auch für andere auszahlen. «Wir wollen nur das Beste anbieten», sagt er, «und das zu einem fairen Preis.» Eine zweimonatige Kampagne mit 200 Autos kostet rund 145000 Franken – 195 Franken pro Auto für die Produktionskosten, 265 Franken pro Auto und Monat für die Mediakosten.
Das denken Markus Ruf, Dominique von Matt und Co. über You-Ad

Markus Ruf, freier Konzepter: «Werbeflächen auf dem Autoheck? Nicht ganz unproblematisch. Wenn Werbung gut ist, fällt sie ja auf. Lenkt also vom Verkehr ab. Entweder gibts da rigorose gesetzliche Vorschriften, was erlaubt ist (wie bei Strassenplakaten). Oder die Auto-Reparaturwerkstätten können sich auf gute Geschäfte freuen. Spätestens, wenn H&M sich entschliesst, die nächste Bikini-Kampagne auch auf den Autohecks zu schalten. Eigentlich müsste die Werbefläche auf einem Aargauer Autofüdli mehr kosten, weils öfter im Baregg-Stau steht, die Werbung also intensiver gesehen wird. Da könnte ich mir Werbung für die SBB vorstellen, nach dem Motto: ‹Lieber im Zug sitzen und Zeitung lesen als im Stau stehen und Werbung lesen›.»
Dominique von Matt, Mitinhaber Jung von Matt/Limmat: «Für mich stellt sich die Frage: Wie wirkt dieses Medium, wenn man sich daran gewöhnt hat? Jetzt zieht der Überraschungseffekt. Aber in einigen Monaten? Zudem finde ich es nicht unproblematisch, dass sich diese Werbefläche bewegt. Wichtig ist, dass es einem mittels kurzer Botschaft gelingt, den Dialog mit den anderen Autofahrern und den Fussgängern aufzunehmen und die Aktualität der Botschaft als solche erkennbar zu machen. Schliesslich hat es schon genug Autos mit irgendwelchen Aufschriften von irgendwelchen Firmen.»
Matthias Freuler, CD, Wirz Werbung: «Ich finde die Idee grundsätzlich gut. Jedes neue Medium, das uns neue Möglichkeiten bietet, ist begrüssenswert. Und was bei Bussen und Trams seit Jahren gang und gäbe ist, sollte auch im Privatverkehr funktionieren. Sei es nur, um den Benützern von überfüllten Bussen und Trams zu sagen, wie viel angenehmer doch die Fahrt im eigenen Wagen wäre. Zweifel allerdings habe ich, ob genügend Autobesitzer bereit sind, ihren Porsche, Polo oder Pontiac zum Poster zu machen.»
Lajos Vizner, Beratungsgruppenleiter Wirz Werbung: «Diese Werbeform ist ein sehr gutes Ergänzungsmedium für das urbane Umfeld. Vor allem im Stau kommt dieses Medium optimal zum Tragen.»
Regula Scherrer, Beratungsgruppenleiterin WHS: «Ich bin überzeugt, dass es in Zürich funktioniert. Ich habe das You-AD-Angebot flankierend zu anderen Möglichkeiten bereits für einen Kunden aus dem Medienbereich ins Auge gefasst. Vor allem finde ich interessant daran, dass man die Werbeform noch nicht kennt; sie überrascht. Zudem stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis.»

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