ZJP 2013 : "Pour une fois, les articles imprimés l'emportent encore".

Susi Stühlinger (Woz), Iwan Städler (Tages-Anzeiger) und Rico Czerwinski (Das Magazin) erhalten den Zürcher Journalistenpreis 2013. Der Preis für das journalistische Gesamtwerk geht in diesem Jahr an Köbi Gantenbein (Hochparterre).

Aus mehr als 170 Einsendungen zeichnete die Jury des Zürcher Journalistenpreises in diesem Jahr drei Beiträge aus, die sich den gesellschaftspolitischen Spannungsfeldern Arm – Reich, Wissenschaft – Politik und Arbeit – Mensch widmeten. Susi Stühlinger mit der Gemeinschaftsarbeit «Eine Million, bitte. Zum Mitnehmen», Iwan Städler mit dem Artikel «Leichen im Keller des Professors» und Rico Czerwinski mit dem Beitrag «Die Anomalie» wurden als preiswürdig bewertet. Neben den Kriterien der sprachlichen Qualität, der Rechercheleistung und der Form spielte im Auswahlverfahren auch die Wirkung der Texte im Kontext eine Rolle.

Der Gesamtwerk-Preis zeichnet mit Köbi Gantenbein einen herausragenden Journalisten, Chefredaktor und Verleger aus, der mit der Architekturzeitschrift Hochparterre eine über die Grenzen des Faches beachtete Publikation geschaffen hat und leitet. Sein Sprachwitz und die pointiert vorgebrachten Meinungen zeugen von hoher Achtung vor dem geschriebenen Wort.

An der Feier zur Preisverleihung, die am Mittwoch, 29. Mai 2013, im Kaufleuten Zürich stattfand, ehrte die Jury im Beisein zahlreicher prominenter Gäste aus Wirtschaft, Medien und Politik die junge Journalistin und ihre drei Kollegen mit einer der wichtigsten Auszeichnungen für journalistische Texte in der Schweiz. Die Festansprache hielt Jeannine Pilloud, Leiterin Personenverkehr der SBB, die als Exponentin des grössten Transportunternehmens des Landes, aber auch als Publizistin und Absolventin der Ringier-Journalistenschule enge Beziehungen zur Medienwelt pflegt. Den musikalisch-unterhaltenden Schlusspunkt setzte Leo Wundergut, den die NZZ kürzlich als «Gesellschaftstenor» und «Hochdruckplauderer» adelte.

Der Zürcher Journalistenpreis wurde in diesem Jahr zum 33. Mal verliehen. Jeder der vergebenen Preise ist mit 10'000 Franken dotiert. Ausgezeichnet werden jeweils hervorragende und wegweisende Arbeiten und Gesamtwerke, unabhängig davon, ob sie über einen Zeitungs-, Zeitschriften- oder Online-Kanal verbreitet werden. «Für einmal siegten noch Print-Artikel. Das wird sich in den nächsten Jahren ändern», glaubt Andrea Masüger, CEO der Südostschweiz Medien und Präsident der Stiftung Zürcher Journalistenpreis.

Appréciations du jury

Die von Fredy Gsteiger geleitete Jury würdigte die ausgezeichneten Beiträge in ihren Laudationes. «Wir haben schon journalistische Lebenswerke der verschiedensten Art prämiert. Mal war’s die brillante Sprache, die preiswürdig war, mal die seit Jahrzehnten gleichbleibend hohe Qualität einer Auslandberichterstattung. Noch nie aber zeichneten wir Unternehmergeist aus», sagte Margrit Sprecher in ihrer Würdigung des Gesamtpreis-Trägers Köbi Gantenbein.

Die Texte des «Berufsbündners» würden mitunter rustikal beginnen, dann aber sehe sich seine Leserschaft meist auf überraschende Art mit drängenden Architektur- und Landschaftsfragen konfrontiert, sagte Sprecher weiter. Dass er die Hochparterre Redaktion vorbildlich kooperativ und engagiert führt, ihren Mitgliedern einen (hohen) Einheitslohn zahlt und sich persönlich der Nachwuchs-Ausbildung widmet, waren weitere Gründe für die Vergabe des Preises an Gantenbein.

Susi Stühlingers Text «Eine Million, bitte. Zum Mitnehmen» nimmt ein ernst gemeintes Ansinnen auf. «Doch statt uns mit anwaltschaftlichen Appellen zu langweilen, unterhält er uns mit kleinen aber feinen Beobachtungen aus der Welt der Vermögenden und dem Parodieren des wohligen Voyeurismus eines alljährlich wiederkehrenden Bilanz-Ratings», lobte Jury-Mitglied Alain Zucker die junge Schaffhauserin in seiner Laudatio.

Die Zutaten zu Iwan Städlers Artikel zum Fall von Christoph Mörgeli waren pikant. «Der Journalist wusste offenbar schon länger, dass es in Mörgelis Universitätsinstitut gärt – nicht nur bei den Feuchtpräparaten. Er suchte nach Material und sammelte es, bis die Geschichte rund war», analysierte Jury-Präsident Fredy Gsteiger. Städler habe den Missstand in einer altehrwürdigen Zürcher Institution ans Licht gebracht. Dafür erhalte er den Preis, so Gsteiger in der Laudatio.

«Rico Czerwinskis Nahaufnahme aus dem Führerstand der VBZ schildert, wie absurd es wird, wenn man aus Bewertungsgründen Menschen in ein Schema presst, das in seiner betriebswirtschaftlichen Ausgeklügeltheit zu Willkür – und schlussendlich zu Unfällen führt», sagte Juror Hansi Voigt in der Laudatio. Czerwinski habe die Ressource Zeit grosszügig eingesetzt und die ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für seinen Text genutzt.
 

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