Blick macht aus Lesern Informanten

Vom 1. Juni 2006 an verfügt die Schweizer Boulevardzeitung aus dem Hause Ringier über eine Leserplattform, bei der Leser zu Bürgerjournalisten werden sollen.

Vom 1. Juni 2006 an verfügt die Schweizer Boulevardzeitung aus dem Hause Ringier über eine Leserplattform, bei der Leser zu Informanten werden sollen. Über eine Einheitsnummer können Informationen per SMS, MMS, E-Mail und Telefon an die Redaktion geschickt werden. An das System angeschlossen sind auch Blick-Online und der SonntagsBlick, heisst es in einer Mitteilung.
Die eingegangenen Informationen können von den Redaktionen auf einem zentralen Einheitsportal abgerufen werden. Die Informationen würden von Journalisten nachrecherchiert und aufbereitet, heisst es weiter. Informationen, die zu einer Publikation führen, werden mit mindestens 100 Franken abgegolten. Die Rechte am Bild und Text gehören damit dann dem Blick. Bringt Blick so einfach die alte Praxis, Lesermeldungen mit 100 Franken abzugelten, in einem neuen Kleid?Gross wird die neue Plattform in der heutigen Ausgabe des Blick beworben – auf der Frontseite. Auf einer Doppelseite (Seiten 8 und 9) wird einerseits in Text und Bild genau erklärt, wie es geht und zudem werden Beispielgeschichten in Szene gesetzt. Markus Rohr, Mitglied der Chefredaktion des Blick schreibt in seinem Kommentar, dass der Blick neue Wege in der Informationsbeschaffung gehe, „wie immer einen Schritt voraus“. Das Wissen der Leser solle besser genutzt werden. Man habe keine Angst vor dem Bürger-Journalismus. Im nebenstehenden Artikel rühmt sich der Blick die erste Schweizer Tageszeitung zu sein, die über eine Leserplattform verfügt. Die Software dazu stamme von der norwegischen Zeitung „Verdens Gang“. Ferner führt der Blick an, dass diese Art von Bürgerjournalismus bereits in Schweden, Belgien und Deutschland Nachahmer gefunden habe.Bürgerjournalismus ist allerdings bereits weltweit ein Phänomen. Bestes Beispiel ist „Ohmy-News“ in Sürkorea, die mit Meldungen von Bürgern so erfolgreich ist, dass es nun schon eine Printausgabe gibt. Nun scheinen die herkömmlichen Medien nervös zu werden und auf den neuen Zug aufspringen zu wollen. Die deutsche Netzeitung suchte kürzlich 20 Millionen Redakteure für ihr Projekt „Reader’s Edition“ (Werbewoche berichtete). Und auch die International Herald Tribune hat „Ohmy“ kurzerhand kopiert, um neben den Artikeln ihrer Journalisten auch authentische Berichte von der Strasse zu bekommen.Kathrin Fischer

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