«Die Hausaufgaben gemacht»

Markus Ehrle, Marketing Director von Publimedia, über die derzeitige Situation und künftige Chancen der IT-Zeitschriften.

Markus Ehrle, Marketing Director von Publimedia, über die derzeitige Situation und künftige Chancen der IT-Zeitschriften.WW In der Schweiz existieren rund 20 IT-Titel, und im Informatikbereich werden jährlich gut 9 Milliarden Dollar umgesetzt. Stimmt dieses Verhältnis, wenn man mit ähnlich grossen Märkten vergleicht?Markus Ehrle Verglichen etwa mit Deutschland ist die absolute Zahl der Schweizer IT-Publikationen eher klein, denn dort gibt es laut MediaService Wasmuth 28 Fachzeitschriften im Bereich der EDV-Wirtschaft sowie 68 Special Interest im Bereich EDV/Computer. Es gilt aber zwei Dinge zu berücksichtigen: Zum einen ist der Übergang zwischen Fachzeitschrift und Special Interest in keiner anderen Branche so fliessend wie in der IT-Branche.
Zudem widmet sich die Schweizer Wirtschaftspresse ebenfalls sehr stark diesen Themen und wird auch mit Inseraten aus dieser Branche belegt.
Wie hat sich der Markt der IT-Titel in den letzten drei Jahren verändert?Einige der in den Boomjahren lancierten IT-Publikationen überlebten das Schwinden der Werbegelder der letzten fünf Jahre nicht. Jene Titel, die vor drei Jahren noch auf dem Markt waren, konnten sich aber bis heute fast ausnahmslos behaupten; ja, sie mussten aus der Not heraus gar an publizistischem Profil gewinnen.
Auch viele Titel aus Deutschland wollten ja bei uns Fuss fassen. Wie sieht das heute aus?
Das müssten Sie die deutschen Verlagshäuser fragen. In Deutschland wird aber mit härteren Bandagen gekämpft. Dass sich die rund 100 deutschen Publikationen im Profil weniger unterscheiden als die von Ihnen erwähnten 20 Schweizer Zeitschriften, liegt auf der Hand. Wenn man sich im Bahnhofkiosk umschaut, sieht man sehr viele
Special-Interest-Publikationen mit Breitenwirkung aus dem Nachbarlande. Diesen Platz werden die ausländischen Verlagshäuser auch mittelfristig nicht so leicht preisgeben. Über die Verkaufszahlen haben wir allerdings keine oder nur wenige Infos. Sie dürften relativ stark schwanken. Schweizer Inseratesplit-Möglichkeiten gibt es jedenfalls nicht. Ausnahmen bilden – auf Anfrage – Prospektbeilagen.
Die Fachzeitschriften gehören zu jenen Printkategorien, die in den letzten Jahren am meisten Anzeigen verloren haben. Traf dies die IT-Titel ebenso, stärker oder weniger?
Dass Fachzeitschriften generell zu den Verlierern gehören sollen, stimmt aus unserer Sicht nicht ganz. Einerseits messen alle Auguren wie die Stiftung Werbestatistik Schweiz, die Wemf mit AIS und Media Focus nur einen marginalen Teil der Fachzeitschriften aus, andrerseits wird zumindest auf Ebene der Planung der Bereich Fachzeitschriften und Special Interests unvermindert nachgefragt. Auf Grund der fehlenden Datenbasis lässt sich – zumindest für uns – denn auch nicht nachweisen, ob die IT-Presse überdurchschnittlich viel verloren hat. Gegenüber den Boomjahren dürfte sich das Volumen aber sicherlich etwas reduziert haben.
Von vielen IT-Titeln gibt es weder beglaubigte Auflagen noch Leserzahlen. Ist das ein Nachteil?
Grundsätzlich haben es alle Publikationen schwer, bei professionell Werbetreibenden ohne Leistungsnachweis Anzeigenvolumen zu generieren. Gerade in so bedeutenden Branchen wie im IT-Bereich oder beispielsweise auch im Bausektor wäre es wünschenswert, wenn sich die relevanten Player am runden Tisch zusammenfinden und über Branchenerhebungen publizieren würden. Das Verlagshaus IDG Communications AG (Computerworld, PCtipp) kam dem Bedürfnis der Werbewirtschaft mit der Lancierung der Studie MA IT Business einen grossen Schritt entgegen. Die Studie wurde dieses Jahr übrigens erstmals vollständig über die Mach-Online-Planungstools zugänglich gemacht.
Wie sehen Sie die Zukunft dieses Marktes?In Anbetracht des latenten Investitionsstaus der letzten Jahre im IT-Markt und dessen grosser Bedeutung in der technologiegetriebenen Zukunft sehen wir die Entwicklung in dieser Branche positiv. Wir gehen aber nicht davon aus, dass so wie Ende der Neunzigerjahre neue Publikationen wie Pilze aus dem Boden schiessen werden. Die bestehenden Schweizer IT-Zeitschriften und -Zeitungen werden eher erstarken, denn die Hausaufgaben sind bei den meisten gut gemacht worden.
Markus Knöpfli

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