Des signaux verts pour Affichage

Aussenwerbung Mit 2004 darf Affichage mehr als zufrieden sein. Jetzt werden Ziele im Ausland angepeilt.

Aussenwerbung Mit 2004 darf Affichage mehr als zufrieden sein. Jetzt werden Ziele im Ausland angepeilt.Affichage erwirtschaftet derzeit von seinem Gesamtumsatz rund 10 Prozent im Ausland, bis 2008 ist ein Anteil von 25 Prozent angepeilt. Wenn der grösste Coup gelingt, den sich Affichage für 2005 vorgenommen hat, dann wird sie ihr Umsatzziel im Ausland bereits dieses Jahr übertreffen: Sie rüstet sich für die Übernahme des viertgrössten deutschen Aussenwerbers, der Deutschen Eisenbahn-Reklame GmbH (DERG), einer 100-prozentigen Tochter der Deutschen Bahn (DB). Die DERG, die 2003 einen Umsatz von 163 Millionen Euro erwirtschaftete und die Werbeträger der DB an 5700 Bahnhöfen, 19000 Bahnwaggons und Lokomotiven sowie 7000 Brücken vermarktet, soll noch dieses Jahr verkauft werden. Gemäss Berichten aus Deutschland hat die DB ihre profitable Tochter angewiesen, die für den Verkauf nötigen Unterlagen zusammenzustellen. «Wir erwarten diese Unterlagen im März oder April», sagte Affichage-CEO Christian Kauter. Für ihn steht fest, dass Affichage ein eigenständiges Angebot unterbreiten wird. Kauter, der von einem Kaufpreis von 80bis 100Millionen Euro ausgeht, schliesst aber nicht aus, dass sein Unternehmen nach dem allfälligen Zuschlag einen Partner suchen wird.
Neben Affichage wollen auch andere international tätige Aussenwerber, so die französische Decaux-Gruppe, die amerikanische Viacom, der deutsche Marktführer Ströer, der Branchenzweite Freund sowie die Berliner Wall AG, um die DERG mitbieten. Mit weiteren, etwa Clear Channel, ist zu rechnen.
Dennoch rechnet sich Kauter für Affichage gute Chancen aus. Zum einen, weil das Unternehmen in der Schweiz seit rund 20 Jahren in der Bahnhofswerbung tätig ist, wodurch «sehr gute Synergien» erzielt werden könnten. Weiter verfügt der Aussenwerber über eine solide
Eigenkapitalquote von 66 Prozent, weshalb er für den DERG-Deal wohl problemlos zu Krediten kommen würde. Und drittens ist Affichage in Deutschland so gut wie nicht präsent, sie hält nur eine 25-Prozent-Beteiligung an einer kleinen Stuttgarter Firma von JCDecaux. Andere Bewerber müssten bei einem Zuschlag wettbewerbsrechtliche Probleme gewärtigen. Pikant übrigens: JCDecaux, der bei Wall zu 35 Prozent und bei Affichage zu 30 Prozent beteiligt ist, sitzt auch bei beiden im VR. Bei Affichage wird er beim DERG-Geschäft in den Ausstand treten müsssen; wie er es bei Wall handhabt, ist unklar.
Selbst wenn Affichage den grossen Einstieg in Deutschland nicht schaffen sollte, die Präsenz in Osteuropa via Europlakat International (EPI), dem Joint Venture mit JCDecaux, soll auf jeden Fall ausgebaut werden. Letztes Jahr konnte der Erlös dort um 10,2 Prozent auf 32,2 Millionen Franken erhöht werden, das Betriebsergebnis stieg gar um 23,4 Prozent auf 2,4 Millionen Franken. Für 2005 rechnet man bei EPI mit einem weiteren Umsatzzuwachs von knapp 10 Prozent.
Nach dem letztjährigen Zuschlag für Buswartehallen in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana sowie für den Städtevertrag von Budapest (Ungarn) liegt der Fokus dieses Jahr auf Bulgarien und Rumänien. Zum einen sind beide Märkte stark segmentiert, weshalb EPI Firmen kaufen will und mit Anbietern verhandelt. Zudem steht in der bulgarischen Hauptstadt Sofia ein Buswartehallen-Vertrag zur Ausschreibung an. «EPI wird sich beteiligen, wir rechnen uns dort gute Chancen aus», sagt Kauter. Als weitere mögliche Märkte für EPI nennt er zudem die Ukraine und Weissrussland. «Wir haben aber noch keine Fühler ausgestreckt», sagt der Affichage-CEO. Geld ist genügend vorhanden: Von den 120 Millionen Franken, die JCDecaux und Affichage (je 60 Millionen) für Investitionen vorgesehen haben, ist erst die Hälfte aufgebraucht.
Auch der dritte, letztes Jahr angekündigte Expansionsschritt nach Italien nimmt Formen an. Affichage will das schwierige Plakatgeschäft im kleinen Markt Tessin verstärken, indem sich der Aussenwerber über die Landesgrenze hinaus in die Region Insubrica vor die Tore Mailands vorwagt. Sie umfasst unter anderem die Städte Como, Lecco und Varese, ist stark mit dem Tessin verbunden und bildet gemäss einer Affichage-Analyse punkto Pendlerverkehr, Warenaustausch und Kommunikation eine Einheit.
Zusammen mit der Tessiner Bevölkerung wohnen dort rund eine Million Menschen. Die Aussenwerbung liege weitgehend brach. Derzeit laufen Verhandlungen mit einer kleinen Firma in Como zwecks Übernahme, ferner steht Affichage mit den städtischen Behörden um Verträge in Verhandlung. Ziel sei es, in Städten und entlang von Strassen ein Netz aufzubauen. Auch könne man später gegebenenfalls Richtung Süden vorstossen, sagt Kauter.
Nicht nur im Ausland, auch in der Schweiz hat Affichage im letzten Jahr zugelegt. Kauter zeigte sich erstaunt, dass Media-Focus bei der Plakatwerbung für 2005 ein Bruttominus von 4 Prozent ausweist, denn der Affichage-Verkaufserlös wuchs im Heimmarkt um 2 Prozent auf 268,1 Millionen Franken. Auch das Betriebsergebnis verbesserte sich um 3,5 Prozent auf 27,2 Millionen Franken, trotz Trend zu höheren Abgaben und Kommissionen, wie Kauter betonte.
Der Konzern als Ganzes schliesst mit einem Verkaufserlös von 300,3 Millionen Franken 2,9 Prozent über dem Vorjahr ab, das Ergebnis konnte gar um 5,1 Prozent auf 20,1 Millionen Franken gesteigert werden.
Neues CI und ein erstes Research-MusterAuf die GV im Mai hin erarbeitet Affichage einen neuen Gruppen-auftritt. Ziel sei es, den diversen Tochtergesellschaften wie E-Advertising, Paron oder Bercher einen einheitlicheren Auftritt zu verpassen, sodass deren Gruppenzugehörigkeit über das Logo besser erkannt werden könne, so CEO Christian Kauter. Vieles habe man intern entwickelt, für die Umsetzung habe man nun eine kleine liechtensteinische Firma beigezogen.
Bis in etwa einer Woche steht zudem auf www.affichage.ch ein Tool zum Download bereit, das aufzeigt, wie die Daten des Swiss Poster Research (SPR) erhoben und gewichtet werden und wie sie eingesetzt werden können. Es fliessen aber erst Musterdaten aus den Erhebungen in Winterthur und Zürich ein. Ein Tool mit Zugriff auf alle vorhandenen SPR-Daten steht gemäss Kauter 2006 zur Verfügung, dann, wenn auch die Stadt Genf erhoben sein wird. (mk)
Powerplay: Affichage will die Deutsche-Bahn-Tochter DERG kaufen, die an Bahnhöfen plakatiert.
Markus Knöpfli

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