Un programme radio frappant

Aussenwerbung Tönende Plakate beschallen die Bahnhöfe des Rüeblilands mit dem Sound von Kanal K.

Aussenwerbung Tönende Plakate beschallen die Bahnhöfe des Rüeblilands mit dem Sound von Kanal K.Etwas sonderbar sieht es schon aus: Da hängt doch tatsächlich ein Transistorradio an einem F12-Plakat der APG und dudelt munter vor sich hin. Wer sich dieser Tage in den Bahnhöfen der grösseren Aargauer Städte oder von Olten und Solothurn aufhält, wird sich an dieses Bild gewöhnen. Denn die Radioplakate sind Teil einer Werbeoffensive von Kanal K. Pünktlich zu seinem 15-jährigen Bestehen tritt das Gemeinschaftsradio mit Sitz in Aarau mit einer ungewöhnlichen Kampagne an die Öffentlichkeit. Die klingenden Plakate sind die akustisch-visuelle Umsetzung des Slogans «Hör zu – mach mit».«Damit kommunizieren wir unsere beiden USP», erklärt Richard «Ritschi» Blatter, Marketingverantwortlicher im Mandatsverhältnis bei Kanal K. «Hör zu» bezieht sich auf das Tagesprogramm des Senders – Non-Stop-Musik jenseits von Hit- und Chart-Druck. Und «mach mit» ist eine ernst gemeinte Aufforderung an die Hörerschaft: Ab 18 Uhr steht die Frequenz von Kanal K für die unterschiedlichsten Sendeinteressen offen. «Wir sind ein klassisches Mitmachradio», so Blatter.
Insgesamt gibt es rund 300 Sendungsmacherinnen und -macher, die ehrenamtlich das Abendprogramm gestalten. In der Vergangenheit habe man diese Partizipationsmöglichkeit kaum oder jedenfalls zu wenig kommuniziert, sagt Blatter, der als Ökonom und ehemaliger
Publisuisse-Mitarbeiter den Grundstein zur aktuellen Kampagne gelegt hat. Neben den F12-Plakaten an elf verschiedenen Standorten werden zusätzlich tausend A2-Plakate ausgehängt sowie insgesamt 10000 Monatsprogramme und 15000 Aufkleber verteilt.
Nicht nur formal ist diese Kampagne ungewöhnlich. Denn Werbung war für Kanal K bis anhin ein Fremdwort. Zwar ist es dem Gemeinschaftsradio gemäss Konzession erlaubt, Einnahmen mittels Werbung zu generieren, doch wird von dieser Möglichkeit bewusst kein Gebrauch gemacht. Der Grund: Zwischen Kanal K und dem zur AZ-Medien-Gruppe gehörenden Radio Argovia besteht eine Vereinbarung, die dem Mitmachsender pro Jahr rund 200000 Franken aus der Kasse des kommerziellen Aargauer Privatsenders zusichert. Im Gegenzug verzichtet Kanal K auf ein eigenes Auftreten im Werbemarkt.
Radio Argovia sieht kein ProblemDieses «Stillhalteabkommen» betrifft auch die Eigenpromotion. So darf Kanal K paradoxerweise nicht einmal damit werben, dass der Sender werbefrei ist. Die aktuelle Kampagne hingegen liegt im Rahmen des vertraglich Erlaubten. «Wir konnten völlig autonom agieren», bestätigt Michael Berger, Geschäftsleiter von Kanal K. Geldgeber Argovia wurde allerdings im Voraus über die Aktion informiert. «Für uns war und ist das aber überhaupt kein Problem, da wir uns programmlich nicht konkurrenzieren», sagt Argovia-Geschäftsführer Roland Baumgartner.
Überhaupt wird der spezielle Deal, der die Aargauer Radios miteinander verbindet, von beiden Seiten in den höchsten Tönen gelobt. Von einer Win-Win-Situation ist gar die Rede. Unisono klingt es entsprechend von Berger und Baumgartner: «Wir ergänzen einander perfekt.» In der Tat: Radio Argovia leitet regelmässig Hobby-DJs, die gerne mal Radioluft schnuppern möchten, an Kanal K weiter. Im Gegenzug finden immer wieder Moderatoren und Redaktoren zu Argovia, die ihre ersten Schritte bei Kanal K absolviert haben.
Sicher bis zum neuen RTVGObwohl zurzeit nichts auf eine Änderung hindeutet, ist das Kooperationsmodell keineswegs in Stein gemeisselt. Wie schnell ein solcher Vertrag Geschichte werden kann, zeigt der Fall von Radio 3fach. Das Zentralschweizer Jugendradio erhielt für seinen Werbeverzicht Mittel von den Radios Pilatus, Sunshine und Central. Seit letzten Dezember die Verhandlungen über eine Weiterführung dieser Finanzierung gescheitert sind, muss 3fach nach neuen Geldquellen Ausschau halten. Der Deal im Aargau, so sind die Beteiligten überzeugt, wird sicher noch eine Weile halten. «Mindestens so lange, wie die aktuelle Gesetzeslage gilt», sagt Argovia-Mann Baumgartner. Nach Inkrafttreten des neuen RTVG werde man die Situation neu beurteilen. Es sei aber durchaus möglich, dass die Vereinbarung auch weitergeführt wird.
Werbekunden haben immer ausgefallenere WünscheDas Plakat alleine tuts nicht mehr. Dieser Meinung war auch Radio Kanal K in Aarau und hat für seine aktuelle Werbekampagne die F12-Affichen kurzerhand mit Radiogeräten behängen lassen. Dass sich Kunden immer häufiger nicht mehr mit zweidimensionalem Papier zufrieden geben, beobachtet auch APG-Verkaufsleiter Ivan Schultheiss. Die Marktführerin im Bereich Aussenwerbung sei immer öfter mit ausgefallenen Ideen konfrontiert. «Wir behandeln solche Anfragen mit der gebotenen Sorgfalt», so Schultheiss.
Die bestehenden Vorschriften gestatten demnach nur selten, was Kunden neuerdings wünschen. In Lausanne etwa sind jegliche dreidimensionalen Elemente auf Plakatwänden nicht gestattet. Während im anglo-amerikanischen Raum mit ganzen Pappmöbelgarnituren auf entsprechende Angebote aufmerksam gemacht wird, ist hier zu Lande das
E-Board weiterhin das höchste der kreativen Aussenwerbergefühle. Den Durchbruch haben elektronische Plakate bisher nicht geschafft. Die noch zu hohen Investitionen, unter anderem für hochwertige Bildschirme, verunmöglichen einen attraktiven «Return».
«Selbst bei den grossen E-Boards in den hochfrequentierten Bahnhöfen von Zürich, Bern, Basel und Genf mussten wir feststellen, dass die Latte für den Markteintritt relativ hoch ist.» Den Hauptgrund dafür vermutet Schultheiss in den gut platzierten Plakatstellen der Innenstädte, mit denen analoge Papierplakate weiterhin Topresultate erreichen. (nil)
Unüberhörbar: Das Aargauer Gemeinschaftsradio Kanal K setzt den Slogan «Hör zu – mach mit» akustisch und visuell als Eigenwerbung um.
Nick Lüthi

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