Désormais, les annonces sont interactives

Verlage Mit neuen Onlineangeboten verlieren Inserate ihr passives Dasein und werden interaktiv. Damit kommt Bewegung in die klassische Dreiecksbeziehung Verleger-Inserent-Leser.

Verlage Mit neuen Onlineangeboten verlieren Inserate ihr passives Dasein und werden interaktiv. Damit kommt Bewegung in die klassische Dreiecksbeziehung Verleger-Inserent-Leser. Demnächst erhalten Swisspool-Kunden die Möglichkeit, ihre halb-, ganz- und doppelseitigen Anzeigen gegen einen Aufpreis eine Woche lang auf den Websites der Swisspool-Partner online zu schalten (siehe WW 39/03). Etwas Analoges bietet ab Dezember auch das Tessiner Kombi Tre-Top-Ticino an. In beiden Fällen geht es aber um mehr als nur um die Verlängerung der Lebensdauer von Inseraten. Ziel ist ein Zusatznutzen sowohl für Inserenten, Leser und Verleger.Um E-Mails wird gebeten
Der Nutzen für die Konsumenten besteht zum einen darin, dass sie die Inserate im selben Layout wie in der Zeitung auch dann noch sehen können, wenn sie das Blatt schon zum Altpapier gelegt haben. Dank einer Suchfunktion können sie zudem Preise vergleichen, sofern ein anderer Anbieter für gleiche Produkte inseriert hat. Ferner lässt sich das Produkt auf eine Einkaufsliste setzen und diese ausdrucken. Oder man kann Kollegen per E-Mail auf die Aktion hinweisen. Ferner ist es möglich, mit dem Anbieter Kontakt aufzunehmen oder direkt auf dessen Homepage zu wechseln. Auch ein Suchabo lässt sich einrichten: Immer wenn das gewünschte Produkt – egal von welchem Anbieter – in einem Inserat auftaucht, wird der Konsument automatisch per E-Mail benachrichtigt.
Damit liegen auch die Vorteile der Inserenten auf der Hand: Sie erhalten wertvolle Informationen über den Stellenwert ihrer Angebote und die Bedürfnisse ihrer Kunden. Verleger können ihrerseits mit den interaktiven Onlineinseraten ihren Lesern und Kunden im kommerziellen Bereich einen Zusatznutzen liefern. Gleichzeitig erhalten sie Hinweise, welche Produkte oder Marken von ihren Lesern besonders gefragt sind. Daten, die sich wiederum bei der Inseratenakquisition einsetzen lassen.
Die technische Seite des neuen Swisspool- und Tre-Top-Ticino-Angebotes betreut die Tessiner Firma TicinOnline (TIO). TIO hat das System entwickelt und besorgt auch die tägliche Aufbereitung. Für den einzelnen Verlag ist damit kein Zusatzaufwand verbunden. TIO benötigt einzig die PDF-Version jeder Inserateseite, danach wird innerhalb von vier bis sechs Stunden das Inserat aufgeschaltet.
Warum aber kann man ab den Onlineinseraten nicht direkt einkaufen? «Technisch ist dies problemlos möglich», sagt TIO-Direktor Gianni Giorgetti. Man habe aber vorerst darauf verzichtet, weil die Inserenten im logistischen Bereich nicht so weit seien. Auch Angebote für SMS oder MMS seien bereits entwickelt. Ebenso die Möglichkeit, nicht nur grosse Anzeigen, sondern sämtliche Inserate eines Titels online zu schalten und zu verlinken.
Tägliche E-Paper-Ausgaben
Giorgetti weiss, wovon er spricht. Schliesslich bringt TIO nicht nur Inserate aufs Netz, sondern gleich ganze Zeitungen – so genannte
E-Paper. Und dies täglich. TIO kann auch die Inserate der E-Paper verlinken, macht dies zurzeit aber nicht im selben Umfang wie bei den
Swisspool-Onlineinseraten. Zu den E-Paper-Kunden von TIO gehören La Regione Ticino, Giornale del Popolo, Corriere del Ticino, 20 Minuten, Cash, Coop-Zeitung, Cooperazione und Azione, die italienischsprachige Brückenbauer-Ausgabe.
Mit dem Zuschlag des Swisspools scheint nun TIO den Durchbruch definitiv geschafft zu haben. Weitere Projekte sind in der Pipeline: So realisiert TIO auch das E-Paper des Tages-Anzeigers, das demnächst startet. Für SonntagsZeitung und Facts besteht zumindest eine Option. «Wir haben die Lösung von TIO gewählt, weil sie uns in diverser Hinsicht Spielraum lässt, bereits anderweitige Projekte mit TIO realisiert wurden und weil die Lösung im Markt etabliert ist», begründet Tamedia-Sprecherin Franziska Hügli die Wahl. Darüber hinaus haben zahlreiche weitere Verlage TIO-Offerten auf dem Tisch.
TIO besteht seit 1997 und ist eine selbstständige und selbst tragende Online Business Unit der Zeitungen La Regione Ticino, Giornale del Popolo und Corriere del Ticino. Zu rund einem Viertel sind zudem die PubliGroupe und zu zehn Prozent CEO Gianni Giorgetti beteiligt. Die TIO-Wurzeln und
die Zusammensetzung des Aktionariats bezeichnet Giorgetti als Vorteil: «Die Verlage betrachten uns nicht als Konkurrenten, denn von Beginn weg versuchten wir, ihnen im Onlinebereich einen Zusatznutzen zu generieren. Zudem kennen wir sowohl die Seite der Verleger als auch – über die PubliGroupe – die der Werbekunden. Deshalb können wir unsere Software und Angebote genau auf deren Bedürfnisse ausrichten.»
Viele weitere AnbieterDass verlinkte Onlineinserate einen Zusatznutzen bringen oder von
Lesern gefragt sind, glaubt man nicht überall. So sind solche
Funktionen bei NZZ Global, der seit März aufgeschaltenen E-Paper-
Version der «Alten Tante», nicht vorgesehen, wie Projektleiter
Christoph Bauer erklärt. Die NZZ arbeitet im Übrigen mit der
österreichischen Firma Comian zusammen. Es gibt noch weitere Anbieter im Bereich E-Paper und Onlineinserate: so die US-Firma Newsstand, mit der Blick und Basler Zeitung zusammenarbeiten, ferner ADP Promotion in Zürich, die das System Print2Web vertritt und mit verschiedenen Verlagen im Gespräch ist. Auch Snap und Digital Collection, beide in
Hamburg, Olive Software aus Denver sowie Previon in Zofingen/ Zürich bieten mit. Die Aargauer Zeitung zum Beispiel hat bei fast all diesen Anbietern Offerten für ihr E-Paper-Projekt eingeholt. (mk)
«Verlage sollen Gas geben»Andreas Gedenk, Mitinhaber der Mediaagentur BG Media/
Optimedia AG, begrüsst die Möglichkeit, Printinserate online zu schalten und sie mit dem Anbieter zu verlinken. Anfang dieses Jahres hatte er sich denn auch bei verschiedenen Verlagen dafür stark gemacht – allerdings promotete er ein anderes System als das von TIO. Nach dem negativen
Entscheid beim Swisspool stieg er aus, blieb aber bei seiner Meinung: «Der Zusatznutzen dieser Werbeform hat Potenzial, und den Aufpreis kann man den Kunden erklären. Deshalb sollen die Verlage Gas geben. Hätten sie schneller gehandelt, hätten sie schon dieses Jahr damit Geld verdienen können», sagt er. (mk)
Bleiben länger im Netz, als die Zeitung aktuell ist: interaktive Onlineanzeigen.
TIO-Direktor Gianni Giorgetti: «Unsere Software lässt sich bedürfnisgerecht ausrichten.»
Markus Knöpfli

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