Coup de pouce de dernière minute

Regionalfernsehen ZüriPlus hat die grössten Probleme gelöst: Die abgelaufene Konzession ist überbrückt und der Engpass bei den Räumlichkeiten behoben.

Regionalfernsehen ZüriPlus hat die grössten Probleme gelöst: Die abgelaufene Konzession ist überbrückt und der Engpass bei den Räumlichkeiten behoben.Alles Ungemach kommt aufs Mal: Peter Steinmann, Chef des Regionalsenders ZüriPlus, ist nicht zu beneiden. Neben viel zu engen Räumlichkeiten und einem knappen Budget von nur gerade 1,2 Millionen Franken drohte dem erst Ende März lancierten Regional-TV nun auch noch die Abschaltung. Der Grund: Der Sender hatte es verpasst, rechtzeitig ein Gesuch für die Erneuerung der am 26. August abgelaufenen Konzession einzureichen.
Um die brenzlige Situation zu beheben und einen Sendeunterbruch abzuwenden, musste das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) gleich zweimal in die Trickkiste greifen. Im Sinne einer Sofortmassnahme stellte es dem Lokalsender in aller Eile eine auf 30 Tage befristete Konzession aus, wie sie normalerweise für Kurzveranstaltungen vorgesehen ist. Doch damit war die Zitterpartie noch nicht ausgestanden, denn am
26. September war auch diese Frist abgelaufen. Daher musste eine neue Ausnahmeregelung her. Jetzt hat das Bakom dem Sender für weitere drei Monate eine so genannte Übergangskonzession erteilt.
Kabelplatz steht auf dem Spiel
Damit ist zwar das grösste Problem von ZüriPlus beiseite geräumt, ganz ausgestanden ist die Sache aber noch nicht. Denn so oder so wird der Sender in Zukunft auf die terrestrische Verbreitung verzichten müssen. Das ist insofern von zentraler Bedeutung, weil erst die Verbreitung im Äther den Weg ins Kabelnetz der Cablecom geöffnet hatte. Denn laut Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) müssen all jene Sender aufgeschaltet werden, die mit durchschnittlichem Antennenaufwand empfangen werden können (Artikel 42 RTVG, «Must-Carry-Rule»). Weil nun aber mit dem Aus für die terrestrische Verbreitung gleichzeitig auch die «Must-Carry-Rule» nicht mehr zur Anwendung kommen kann, ist auch die Kabelverbreitung neu zu verhandeln.
Ob der von ZüriPlus mühsam erkämpfte Kabelplatz nun bereits wieder in Gefahr sei, wollte Cablecom-Sprecher Stephan Howeg «im Moment» nicht beantworten. «Weil das Konzessionsgesuch hängig ist, kann ich dazu keine Stellung nehmen», erklärt er und fügt an, «solange eine gültige Rechtsgrundlage da ist, verbreiten wir den Sender auch weiter.»
Keine Sorgen macht sich derweil der Senderchef, dass bei
der anstehenden Neukonzessionierung etwas schief laufen könnte. «Die neue Konzession ist auf gutem Weg», so Steinmann. In diese Richtung deuteten jedenfalls die mehrheitlich positiven Antworten aus der Vernehmlassung, die ihm vorlägen.
Im Umzugsfieber
Eine andere fürs Überleben wichtige Hürde hat der Regionalsender hingegen bereits genommen. In diesen Tagen bezieht die Crew neue Räumlichkeiten in Wallisellen. Damit gehören die notorisch engen Platzverhältnisse am bisherigen Standort in Dübendorf – lediglich 120 Quadratmeter Büroräumlichkeiten standen zur Verfügung – der Vergangenheit an. «Am neuen Ort haben wir nicht nur viermal so viel Platz wie bisher. Wir verfügen jetzt erstmals auch über Raumhöhen, die Studioproduktionen möglich machen, die diesen Namen verdienen», erklärt Steinmann weiter. «Den Look des ganz kleinen Fernsehens sind wir damit sicher los.»
Gleichzeitig sei jetzt aber auch eine wichtige Voraussetzung für den weiteren Ausbau des Senders gegeben. «Denn mehr als die zwölf Leute, die wir zurzeit beschäftigen, passten am alten Ort gar nicht rein», erklärt der Senderchef. Im Moment arbeite die Redaktion bereits an Projekten für neue Sendungen. Trotzdem bremst Steinmann aber zu grosse Erwartungen. «Wir machen keine Sprünge, unser Ziel sind kleine, aber kontinuierliche Schritte.»
Klar von der Hand weist der ehemalige Fünfkämpfer Spekulationen, wonach dem Sender bald das Geld ausgehen könnte.
«Einerseits konnten wir bis anhin alle unsere Rechnungen bezahlen. Andererseits nehmen aber jene Rechnungen zu, die wir selber unseren Kunden ausstellen können.» Noch nie sei ihm der Gedanke ans Aufgeben so fern gewesen wie jetzt, erklärt Steinmann. Mit besonderer Genugtuung erinnert er an die vielen kritischen Stimmen, die dem Sender beim Start Ende März gerade mal zwei Monate gegeben hatten. «Das haben wir jetzt bereits um das Dreifache überschritten.»
Die Kindersendung «Mummi» ist neben ZüriPlus bereits auf elf weiteren Lokalsendern zu sehen.

«ZüriStar» ohne ÖffentlichkeitAn populären Formaten fehlt es ZüriPlus nicht: Bereits seit seinem Start Ende Mai verfügt der Sender mit «ZüriStar» über eine Talentshow nach dem Strickmuster der Erfolgskiste «Deutschland sucht den Superstar». Doch obschon im Rahmen der ersten Runde bereits 144 Videoclips mit jungen Möchtegern-Stars abgedreht und ausgestrahlt wurden, blieb bisher jegliches öffentliche Echo aus.
Hat der Sender eine Chance vertan, weil er sich viel zu wenig um die Präsenz in anderen Medien kümmerte? «Vielleicht haben wir da tatsächlich etwas vergeben», räumt Steinmann ein. Gleichzeitig verweist er aber auf die zweite Runde, in welche die Talentshow nun gehe. Damit werde man den Gashebel nun etwas aufdrehen. Auftrieb für die eigene Sendung erwartet er aber auch von «MusicStar», das in der vergangenen Woche auf SF DRS gestartet ist. «Dort wird man mit Sicherheit auch Leute wiedersehen, die bereits bei uns mitmachen.» Das grosse
Finale von «ZüriStar» ist auf März 2004 angesetzt. (dse)
Daniel Schifferle

Plus d'articles sur le sujet