"Notre enquête auprès des lecteurs doit prouver que nous atteignons des groupes cibles attrayants".

Elternmagazine Zwei Jahre nach seinem Start ist Ellen Ringiers Fritz und Fränzi finanziell längst nicht im schwarzen Bereich. Doch das Heft liesse sich auch gut veräussern, sagt die Verlegerin.

Elternmagazine
Zwei Jahre nach seinem Start ist Ellen Ringiers Fritz und Fränzi
finanziell längst nicht im schwarzen Bereich. Doch das Heft liesse sich
auch gut veräussern, sagt die Verlegerin.WW Für
das nun doch nicht verkaufte Spick sucht Tamedia Personen, die in einem
neu zu bestellenden Redaktionsbeirat mitmachen. Da Sie sich bereits mit
Fritz und Fränzi für Heranwachsende engagieren, wäre das doch eine nahe
liegende Herausforderung. Stellen Sie sich zur Verfügung?Ellen Ringier Ich
wurde bisher nicht angefragt, wusste nicht einmal, dass ein Beirat
bestellt wird. Tatsächlich haben wir uns vor geraumer Zeit um Spick
beworben. Eine Übernahme ist für uns zwar schon aus finanziellen
Gründen nicht in Frage gekommen. Doch wir wollten Tamedia ermuntern,
Spick in eine Stiftung einzubringen, so wie das bei Fritz und Fränzi
der Fall ist. Wir hätten dann die Aufgabe übernommen, zusammen mit den
Schweizer Jugendorganisationen daraus eine echte Zeitschrift für
Jugendliche zu machen – als Alternative zu Bravo und Ähnlichem.
WW Wie weit sind die Verhandlungen gediehen?Ellen Ringier Es
blieb bei unserem Vorschlag, zu Verhandlungen kam es gar nicht – und
nun hat Spick mit dem gewählten Partner ja eine neue Chance bekommen.
WW Aber Sie haben auch mit Fritz und Fränzi noch viel vor. So sind neue Beratungsforen geplant. Mit wem werden diese aufgegleist?
Ellen Ringier Ziel
des Heftes ist es, solche Beratungsforen weiter massiv auszubauen.
Dabei setzen wir ausschliesslich auf unsere zahlreichen Inhaltspartner
wie Pro Juventute oder das Marie-Meierhofer-Institut. Denn die
insgesamt fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Redaktion
könnten das niemals selber bewältigen. Und an einen Ausbau ist vorerst
nicht zu denken. Was das Budget betrifft, sind wir längst nicht dort,
wo wir eigentlich sein sollten.
WW Wo klafft die Lücke?Ellen Ringier Nicht
bei den Inserateeinnahmen, dort haben wir das Ziel von einer Million
Franken nur um gut 150000 Franken verpasst. Eine grosse Lücke haben wir
hingegen beim Sponsoring. Budgetiert hatten wir – vor dem 11. September
2001 – 800000 Franken zur Deckung der Vorlaufkosten und der ersten 15
Monate. Der Wirtschaftseinbruch hat uns einen Strich durch die Rechnung
gemacht, mit dem Ergebnis, dass wir bis heute über eine Million Franken
Verlust angehäuft haben. Ursprünglich wollten wir ja mit dem aus dem
Heft generierten Geld auch Projekte wie Kinderhorte oder neue
Lehrmittel mitfinanzieren. Aus heutiger Sicht erscheinen solche Pläne
auf längere Zeit hinaus als zu optimistisch.

WW Wer deckt das Defizit?Ellen Ringier Diese
Frage beantworte ich nicht gerne, doch wenn es unbedingt sein muss, so
viel: Ohne den Einsatz meines eigenen Vermögens gäbe es Fritz und
Fränzi wohl kaum, aber das war mir von Anfang an klar.
WW Zu mehr
Werbebuchungen könnten umfassendere Mediadaten verhelfen, denn Werbe-
und Sponsoringpartner wollen wissen, welche Zielgruppen Sie mit Fritz
und Fränzi erreichen. Weshalb fehlte das Heft bei der neuesten Mach
Basic?Ellen Ringier Wir
hätten ja gerne mitgemacht, doch die Wemf nimmt dort nur Publikationen
auf, die mindestens zehnmal jährlich erscheinen. Wir produzieren aber
jährlich nur sechs Nummern.

WW In der nächsten Ausgabe ist eine Leserumfrage geplant. Als eine Art Ersatz für die Mach Basic?Ellen Ringier Genau.
Zusammen mit Media- und Marketingprofis haben wir einen Fragenkatalog
zusammengestellt. Jetzt überlegen wir uns, das Resultat dieser
Befragung notariell beglaubigen zu lassen und den Mediadaten von Fritz
und Fränzi beizulegen. So können wir Inserenten beweisen, dass unser
Magazin nicht nur eine Benefiz-Geschichte ist, sondern auch ein Blatt,
mit dem attraktive Zielgruppen erreicht werden.

WW Allerdings ist die mit
70231 Exemplaren beglaubigte Auflage deutlich tiefer als jene 100000
Exemplare, die Fritz und Fränzi in den Mediadaten angibt. Warum
benutzen Sie diese nicht beglaubigte Zahl?Ellen Ringier 2002
haben wir die Auflage aus von mir falsch verstandenen Spargründen
zweimal auf 70000 reduziert – das wirkte sich dramatisch auf die
beglaubigte Auflage aus. Dabei hatten wir ja auch diverse Ausgaben mit
180000 Exemplaren, und auch die übrigen lagen alle deutlich über
100000. Wichtig ist auch zu wissen, dass wir regelmässig substanzielle
Nachbestellungen an Lehrer und Verbände liefern, was aber die Wemf
nicht berücksichtigt. Deshalb werden in der Dokumentation
wahrheitsgemäss 100000 Exemplare angegeben. Da wir seit eineinhalb
Jahren regelmässig im Minimum 100000 Exemplare drucken, bin ich sicher,
dass wir Fritz und Fränzi nächstes Jahr mit mindestens 90000
beglaubigen werden.

WW Die Zeitschrift Wir
Eltern ist ein gewinnorientiertes Magazin für Eltern im Lebensabschnitt
zwischen Schwangerschaft und Kinder im Vorschulalter. Wollten Sie aus
Fritz und Fränzi nicht auch ein gewinnorientiertes Magazin machen?Ellen Ringier Alle,
die gewinnorientiert arbeiten, setzen auf die Kleinkinderkiste. Warum,
ist klar: Für dieses Lebensalter generiert man am meisten Inserate.
Denn jede Mutter gibt für ihr Baby unverhältnismässig viel Geld aus.
Unser Heft beschäftigt sich aber mit jenen Lebensphasen der
Jugendlichen, in denen die echten Probleme beginnen. Und mit Bulimie,
Gewalt in der Schule, Jugendsuizid oder all den anderen hässlichen
Dingen kann man Inserenten nur schwerlich begeistern.

WW Ebenfalls nur wenig Geld
kommt über bezahlte Abos herein. Vor einem Jahr hatte das Heft erst
10000 Abonnenten, die den Betrag von 24 Franken einzahlten. Wie steht
es heute?Ellen Ringier Im
Moment haben wir nahezu 14000 von privater Seite bezahlte Abos im Wert
von über 300000 Franken. Jeden Monat kommen einige hundert zusätzliche
Bestellungen herein. Wir müssten aber mindestens 30000 bezahlte Abos
zum Jahrespreis von 24 Franken haben, um kostendeckend arbeiten und das
genannte Defizit substanziell verringern zu können. Doch das bezahlte
Abo ist nur ein Notnagel. Wie für alle Non-Profit-Organisationen gilt
auch für uns: Sponsoring ist jene Schiene, die ich am liebsten fahren
möchte. Es ist die ehrlichste Finanzierung einer Stiftungsidee.
WW Beim Start von Fritz
und Fränzi sagten Sie, nur wenn sich die budgetierten Einnahmen
realisieren liessen, sei die Zukunft gesichert. Ist das Heft angesichts massiv geringerer Einnahmen bereits in Gefahr?Ellen Ringier Mittlerweile
hat sich das Magazin so gut etabliert, dass wir es vermutlich auch
verkaufen könnten. Aber das ist das Letzte, was ich tun werde. Denn bei
einem kommerziellen Betreiber wären Vermischungen der redaktionellen
Inhalte zum Beispiel mit Product Placement kaum zu vermeiden. Bei Fritz
und Fränzi sieht man hingegen sofort, dass es sich wesentlich von allen
anderen Magazinen unterscheidet. Dies kann nach meiner Auffassung
langfristig nur die Stiftung gewährleisten.

WW Auf der Homepage von Fritz und Fränzi werden zwei Sponsoren genannt: Orange und Tamedia. Weshalb ist Ringier nicht dabei?Ellen Ringier Weil
ich es unbedingt vermeiden möchte, das Medienhaus Ringier um einen
substanziellen Gönnerbeitrag anfragen zu müssen. Es ist nicht neu, dass
ich auch mit der Wahl von Druckerei oder Abo-Service signalisieren
will, dass Fritz und Fränzi kein Produkt aus dem Hause Ringier ist. Ich
habe immer gesagt, ich gehe Herrn Martin Werfeli erst dann und nur dann
um finanzielle Unterstützung an, wenn das Heft aus eigener Kraft nicht
mehr weiterkommt. Dies ist zum heutigen Zeitpunkt – nicht zuletzt dank
des grossartigen Einsatzes der Inserenten und ihrer Media- und
Werbeagenturen – nicht der Fall. Ellen RingierDas
sechsmal pro Jahr erscheinende Fritz und Fränzi wurde von
Verlegergattin Ellen Ringier im Oktober 2001 lanciert. Die Zeitschrift
versteht sich als Ratgeber für Eltern mit Kindern im Schulalter, aber
auch als Forum für alle involvierten Institutionen und Verbände. Dazu
gehören nebst Schulen und Behörden Einrichtungen, die in den
angesprochenen Themenbereichen zu Hause sind: Pro Juventute,
Marie-Meierhofer-Institut für das Kind, Verein Schule und Elternhaus
sowie die Schweizerische Vereinigung der Elternorganisationen (Sveo).
Gestaltung und Produktion des Heftes liegen in den Händen von Sabine
Danuser Editorial Services (Zürich). Im April 2002 wurde das Magazin
mit 70231 Exemplaren beglaubigt – zu tief, wie Ellen Ringier meint.

Entretien : Daniel Schifferle

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