On board?

René Worni über vergessene Kooperationen.

René Worni über vergessene Kooperationen.Kooperation von Verlegern und SRG in der
Internetvermarktung? Die Äusserungen von Verlegerpräsident Hanspeter
Lebrument in der letzten Werbewoche haben etwas irritiert. Klar ist:
Eine Kooperation des Verbandes Schweizer Presse mit der SRG in der
Internetvermarktung war blosses Gedankenspiel. Es endete abrupt mit dem
Ausbau des SF-Internetauftritts im vergangenen Spätherbst. In der neuen
RTV-Verordnung soll deshalb SF der Werbe- und Sponsoringriegel
geschoben werden – so wollen es die Verleger.

Fakt ist indessen, dass diese einst mit der SRG in der
gemeinsamen  AG für Werbefernsehen (AGW) bereits ab 1965
kooperierten. Zuvor hatten sie dem jungen Pflänzchen
Schweizer Fernsehen jährlich zwei Millionen Franken zugeschossen, in
der Hoffnung, die Fernsehgebühren des Publikums würden einmal einen
werbefreien und damit konkurrenzlosen Sender finanzieren. Doch die
Rechnung ging nicht auf. Auch mit Gebühren war der Nationalsender ohne
Werbung nicht lebensfähig. Die Verleger, denen Fernsehwerbung per se
ein Dorn im Auge war, spielten fortan die Rolle der Verhinderer, wenn
es um den schrittchenweisen Ausbau der Werbeminuten ging, angefangen
vor 40 Jahren bei 12 Minuten – werktags.

Die Situation für die
geknebelten Fernsehmacher war nicht einfach, denn wegen der
beidseitigen Beteiligung von je 40 Prozent in der gemeinsamen AGW war
nicht zu vermeiden, dass die Verwaltungsräte einander in die Haare
gerieten. Er müsse die Budgets seinen unmittelbaren Konkurrenten
unterbreiten, hat der einstige AGW-Leiter André Hofer die damalige Lage
beschrieben. Es verwundert nicht, dass sich die Verleger aus der
anstrengenden Kooperation zurückzogen, nachdem gesetzliche Regelungen
ab 1992 in Kraft traten und aus der AGW die heutige SRG-Tochter
Publisuisse wurde.

So gesehen würde eine Beteiligung der Verleger an der SRG-Tochter
Publisuisse vielleicht eine andere Geschichte ergeben. Denn viele
machen heute selber Fernsehen, hoffen auf ein Stück vom Gebührenkuchen
und sitzen mit der SRG praktisch im selben Boot. Ob die historischen
Fakten solche Konstellationen denken lassen, sei dahingestellt.

René Worni, Editor

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