"We are not looking for a partner at all"

20-Min-Holding-CEO Sverre Munck dementiert Verkaufsverhandlungen mit Tamedia

20-Min-Holding-CEO Sverre Munck dementiert Verkaufsverhandlungen mit TamediaVon Stefano Monachesi 20 Minuten ist in der Schweiz erst auf der Zielgeraden zum Break-even, sagt Sverre Munck. Der CEO der 20 Min Holding AG wehrt sich gegen Gerüchte, wonach die Pendlerzeitung zum Verkauf stehe.
Herr Munck, an der Interactive Publishing Conference in Zürich 1999 betonten Sie in einem Referat: «Sichere Gewinne nach zwei oder drei Jahren sind eine Sache für Waschlappen, die Angst vor aggressiven Businessplänen haben.» Gilt das auch für Gratiszeitungen?
Sverre Munck: Jedes Projekt von 20 Minuten erhält einen Dreijahreshorizont bis zum Break-even. Man muss bereit sein, Geld auszugeben. Die Kostenseite lässt sich dabei ziemlich gut vorhersagen. Ungewiss ist, wie schnell man die Einkünfte steigern kann. Die Unsicherheiten sind geringer, als sie für Websites in der Internetära waren, aber man muss immer etwas investieren können.
Wird 20 Minuten den Dreijahresplan erfüllen?
Munck: Noch vor drei, vier Monaten war ich überzeugt, dass wir diesen Herbst viele profitable Monate sehen würden. Das sehe ich im jetzigen Marktumfeld natürlich anders, aber trotzdem werden wir dem Ziel sehr nahe kommen. Wir sind im vergangenen Jahr sehr schnell gewachsen. Unsere Einnahmen stiegen netto um rund 20 Prozent. Konjunkturzyklen gibt es immer wieder. Irgendwann dreht sich der Wind wieder, dann sind wir zur Stelle.
Laut Wemf-Zahlen haben die Gratiszeitungen im laufenden Jahr 8,6 Prozent weniger Anzeigenvolumen erzielt. Gilt das auch für 20 Minuten?
Munck: Das war Anfang Jahr der Fall, hauptsächlich wegen des Rückgangs der Stellenanzeigen. Aber in den vergangenen Monaten hat sich die Lage sehr gut entwickelt. Wir konnten den Schwund im Stellenmarkt mit Markenwerbung kompensieren und liegen jetzt über dem Niveau des Vorjahres.
20 Minuten steigerte seine Leserschaft dieses Jahr von 314000 auf 526000 Personen. Hat diese Zunahme auch den Wert des Unternehmens gesteigert?
Munck: Natürlich. Die neuen Wemf-Zahlen haben uns sehr gefreut. Es wäre besonders schön gewesen, wenn wir nur gerade
ein bisschen mehr Leser als der Tages-Anzeiger aufwiesen. Aber ein Prozent Unterschied liegt ja innerhalb der statistischen Fehlerquote. Wir sind die Nummer drei der Tageszeitungen in der Deutschschweiz und auf dem Weg nach oben. Das hilft auch unseren Anzeigenverkäufern sehr.
Diese Zahlen reflektieren nur gerade die Vergangenheit.
Munck: So funktioniert das Zeitungsgeschäft eben: Es braucht viel, um den Werbetreibenden zu beweisen, dass man über genug und interessante Leser verfügt. Wir wissen auf Grund der verteilten Auflage, dass wir heute bereits mehr Leser haben – aber das können wir erst mit der Mach 2003 nachweisen.
Also ist der Unterschied zwischen Ihrer Position im Lesermarkt und im Werbemarkt ganz normal?
Munck: Wir sind ein neues Medienphänomen. Die Werbebranche ist aber ziemlich konservativ. Sie brauchte eine gewisse Zeit, um mit unserem Konzept vertraut zu werden. Als Gratiszeitung muss man die Branche immer erst davon überzeugen, dass «gratis» ein Verteilkonzept ist, kein Qualitätsmerkmal.
Ringier publizierte im vergangenen Jahr eine Kalkulation, wonach 20 Minuten 20 Millionen Franken Verlust geschrieben hat. Stimmt diese Zahl?
Munck: Einer der Vorteile eines Privatunternehmens besteht darin, dass man solche Äusserungen nicht kommentieren muss. Dieses Jahr sind die Verluste viel geringer, und nächstes Jahr werden sie sehr, sehr klein sein – wenn es überhaupt noch welche gibt.
Mit Apax und der Erbengemeinschaft Müller-Möhl besitzt 20 Minuten neben Schibsted auch rein finanzielle Investoren, die irgendwann Profite aus ihrem Engagement sehen wollen. Werden sie weiter geduldig warten?
Munck: Unsere Investoren sind recht kluge Investoren. Sie wissen, dass wir uns in einer schwierigen Marktsituation befinden, also bleiben sie geduldig.
In der Branche munkelt man, dass Ende Jahr der eine oder andere Partner aussteigen könnte.
Munck: Das ist vollkommen unwahr. Unsere Firma hat sehr solide Investoren. Es gab einige Finanzierungsrunden, die bewilligt wurden, und wir haben genug Geld, um den Break-even gemäss unserem Plan zu erreichen. Es besteht kein Bedarf nach neuen Investoren und kein Grund für einen Investor, sich zurückzuziehen.
In der Branche hört man, ein Schweizer Partner könnte einsteigen. Als Kandidat gilt Tamedia.
Munck: Wir suchen überhaupt keinen Partner, und wir werden 20 Minuten an niemanden verkaufen. Wir führen mit 20 Minuten eine internationale Marke. Wir haben Investoren auf der obersten Ebene, und Diskussionen über die einzelnen Tochtergesellschaften sind meines Wissens nicht vorgesehen.
Also sind Presseberichte falsch, wonach Tamedias CEO Martin Kall mit Schibsted-Printdirektor Birger Magnus zu Verhandlungen zusammentraf?
Munck: Ja, die sind falsch. Ich habe die Berichte auch gelesen und Birger Magnus sogleich angerufen. Er versicherte mir, er habe Herrn Kall noch nie gesehen und auch nie mit ihm gesprochen. Es gibt keine Gespräche oder Verhandlungen mit Tamedia über 20 Minuten – das wird so bleiben.
Wie entwickeln sich die Ausgaben in Spanien und Frankreich?
Munck: In Spanien haben wir beinahe eine Million Leser, bei einer Auflage von 300000 Exemplaren in Madrid und 200000 in Barcelona. Im ersten Halbjahr 2002 erzielten wir ein Umsatzplus von 68 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Ich bin ziemlich sicher, dass wir den Break-even vor dem Ablauf der drei Jahre erreichen. In Frankreich haben wir im Juni unser Ziel von 450000 verteilten Exemplaren erreicht, und unsere Leserschaft beträgt 967000 Personen. Da wir erst dieses Jahr gestartet sind, gibt es keine Vergleiche zum Vorjahr, aber wir sind sehr zufrieden.
Wie sieht die weitere Expansion aus?
Munck: Wir konzentrieren uns derzeit auf die bestehenden drei Gebiete Schweiz, Spanien und Frankreich. Sowohl in der Schweiz als auch in Spanien und Frankreich gibt es bestimmte Städte, die wir im Auge haben.

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