Tamedia: Landbote reicht Petition ein

Am Mittwoch, 11:55 Uhr, überreichen die Belegschaften vor der Redaktion des Landboten am Garnmarkt in Winterthur eine Petition an Tamedia.

Sie lehnen darin den vom Konzern erstellten «begleitenden Sozialplan 2014» kategorisch ab und fordern die Anwendung des «Sozialplans 2009», der beim Tages-Anzeiger 2009 verhandelt und seither verschiedentlich weiter umgesetzt wurde. Unterstützt werden sie von Syndicom und dem Impressum, wie die beiden Verbände in einer Mitteilung schreiben .

Die Neuorganisation, die Tamedia beim Winterthurer Landboten und bei den Zürcher Regionalzeitungen durchziehen wollen, sei nichts anderes als «eine schöngeredete Sparmassnahme auf dem Rücken des Personals und zu Lasten der Vielfalt und Qualität der Medien», so die Mitteilung. Tamedia will die Redaktionen zusammenführen und baut in einer erneuten Massenentlassung mindestens 25 Vollzeitstellen ab. Den Unmut über die bevorstehenden Umstrukturierungen haben Syndicom und Impressum bereits im Januar kommuniziert (Werbewoche.ch reported).

Im Konsultationsverfahren, das bei Massenentlassung zwingend vorgeschrieben ist, hätten die Personalkommissionen konstruktive und innovative Vorschläge gemacht, wie Stellen gerettet und wie die publizistischen Leistungen erhalten werden könnten. Tamedia habe alles rundweg abgelehnt. Das Personal fühle sich berechtigterweise vor den Kopf gestossen und nicht ernst genommen, so die Mitteilung weiter.

Dazu komme, dass Tamedia bei der Abfederung der Entlassungen, die das Unternehmen in den kommenden Wochen vornehmen wolle, jede soziale Verantwortung vermissen lasse und die bisherigen Standards über den Haufen werfe. Der einseitig erlassene «begleitende Sozialplan» werde vom ganzen Personal kategorisch abgelehnt.

Die angebotenen Leistungen seien weit unter dem Niveau früherer Tamedia-Sozialpläne und lägen sogar unter den landesweit branchenüblichen Ansätzen. Es seien weder Abgangsentschädigungen vorgesehen, noch Ausgleichszahlungen bei Arbeitslosigkeit, und die vorzeitig Pensionierten stünden ohne abfedernde Einzahlungen in die Pensionskasse da. Zudem sei der Anwendungsbereich sehr eng definiert; die regelmässigen Freien zum Beispiel seien vollständig ausgenommen.

Impressum und Syndicom betonen, dass sich auch in anderen Unternehmensteilen von Tamedia Widerstand gegen diese Behandlung des Personals rege – man sei sich bewusst, dass einem das gleiche Schicksal blühen könnte. Verschiedene Personalkommissionen erklärten sich demnach auch solidarisch mit ihren Kolleginnen und Kollegen bei Landbote, Zürichsee-Zeitung und Zürcher Unterländer.

Indem Tamedia den Redaktionen diesen «begleitenden Sozialplan 2014» vorlege, entziehe sich der Konzern jeglicher sozialen Verantwortung. Als mächtigstes Medienunternehmen der Schweiz, das im Geschäftsjahr 2012 einen Gewinn von 152 Millionen Franken auswies, sei ein solches Verhalten gegenüber den Angestellten unverständlich und skandalös. Das Personal der betroffenen Redaktionen fordere mit der Petition die Anwendung des Sozialplans 2009, inklusive den Anhängen für die vorzeitige Pensionierungen, welcher damals mit den Sozialpartnern ausgehandelt wurde und als fair bezeichnet werden könne.

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