Glotzen bleibt glotzen – trotz Harddisc

Festplattenrecorder Die Werbung kann aufatmen: Die TV-Sehgewohnheiten scheinen sich nicht zu ändern

Festplattenrecorder Laut einer neuen Studie sollen die Aufnahmegeräte die TV-Gewohnheiten doch nicht revolutionieren.Festplattenrecorder machens möglich: Eine
Woche lang kann man damit Fernsehsendungen nach Belieben aufzeichnen,
sie durch so genanntes Timeshift zeitversetzt ansehen und –
Panikpotenzial für die Werbebranche – die Werbeblöcke einfach
überspringen.
Im Auftrag von IP Deutschland und der ProSieben-Sat-1-Gruppe hat das
Institut für Markt- und Medienforschung (IFM) in Köln 50 Fernsehnutzer
auf die Couch gelegt und sie mittels Befragungen abgetastet, inwiefern
sich ihre TV-Gewohnheiten nach der Anschaffung eines
Festplattenrecorders verändert haben. Der Werbewoche liegt ein Résumé
der Studie vor, die an der kommenden Screen-up-Tagung am 25. Oktober in
Zürich vorgestellt wird.
Das IFM kommt darin zum Schluss, dass die Geräte zu keiner Revolution
der Gewohnheiten beim Fernsehpublikum führen werden.
Festplattenrecorder sind demnach keine Werbekiller, wie immer wieder
von der Werbebranche befürchtet. Die Probanden nutzen die Geräte «kaum
mehr als gelegentlich», um Werbung zu vermeiden, heisst es, obwohl
diese mit dem Vorsatz gekauft würden, Werbung «systematisch
herauszuschneiden». Die Eigendynamik der TV-Rezeption lasse sogar in
vielen Alltagssituationen «Raum für hinreichende Werbetoleranz». Da
fragt sich, warum denn Festplattenrecorder überhaupt gekauft werden?
Zum Kauf bewegt der Vorsatz, sich von den Programmvorgaben der Sender
zu emanzipieren nach dem Motto: Jeder sein eigner Programmdirektor.
Doch im konkreten Alltag wird das gemäss der IFM-Studie nicht
durchgehalten. Es stellt sich bei den Gerätebesitzern vielmehr eine Art
Parallelfernsehen ein: Normales Fernsehen wie bisher und andererseits
gelegentliches Sehen über Festplatte, um sozusagen die Programmhoheit
auszuüben. Weil man das Fernsehen so scheinbar mehr im Griff habe,
werde es wieder als wertiger angesehen, heisst es.
Die Studie berücksichtigt jedoch die Preisentwicklung der
Festplattenrecorder nicht. Die Preise der Geräte, gegenwärtig noch
zwischen 1500 und 2000 Franken, werden erwartungsgemäss fallen und die
derzeit aktuellen DVD-Recorder schon bald ablösen.   

René Worni

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