Tamedia stört NZZ-Pläne

Print Der Einstieg bei Ziegler Druck bringt den Tages-Anzeiger kaum vorwärts, soll aber eine Schwächung verhindern.

Print Der Einstieg bei Ziegler Druck bringt den Tages-Anzeiger kaum vorwärts, soll aber eine Schwächung verhindern.Der Tages-Anzeiger hat ein Problem: Im Kanton Zürich kommt er auf eine Haushaltsabdeckung von bloss 25 Prozent. Klar, dass er dieses Manko mit zusätzlichen Splits zu lösen versucht – oder indem er bestehende Zeitungen eng an sich bindet. Nun kann aber der Einstieg beim Landboten mit bloss 20 Prozent keineswegs als enge Anbindung gesehen werden. Zudem wird zwar ein drucktechnisches Problem der Tamedia-Zeitschriften gelöst, nicht aber die mangelnde Tiefenschärfe des Tagi. Einzig die Reichweite des Stellenanzeigers erhält etwas Schub. Im Gegenzug verzichtet der Tagi auf die Lancierung eines Splits im Raum Winterthur. Kurz gesagt: Tamedias Triumph in Winterthur scheint aus Sicht des Tagi nicht viel mehr zu sein als ein Treten an Ort. Zumal auch eine spätere Aufstockung der Landbote-Beteiligung nur dann etwas nützt, wenn dort die Vinkulierungsbestimmungen, die das Stimmrecht je Aktionär auf maximal 20 Prozent beschränken, fallen. Das aber ist fraglich.Bei genauerem Hinsehen nützt der Tamedia-Schachzug dem Tagi doch mehr. Denn mit dem neuen Deal durchkreuzen die Tamedia-Strategen gleich zwei Pläne der NZZ, die den Tagi über kurz oder lang zusätzlich schwächen könnten.
Da ist zum einen der Plan, die vier Zürcher Landzeitungen Zürisee-Zeitung (ZSZ), Zürcher Unterländer (ZU) und Zürcher Oberländer (ZO) sowie den Landboten zu einer Art «Züriland-Zeitung» zu verkuppeln, sei dies via Artikeltausch oder mittels Kopfblattsystem. Ferner sind die Neue Luzerner Zeitung, das St. Galler Tagblatt und die Südostschweiz daran, einen neuen Zeitungspool als Alternative zum Metropool aufzugleisen (WW 41/04). Für die Abdeckung im Raum Zürich sind die Zeitungen des Züriland-Kombis (ZSZ, ZO und ZU) und allenfalls auch des Kombi 1 (Landbote, Thurgauer Zeitung, Schaffhauser Nachrichten) im Gespräch.
Sinnvolle Lösungen sind gefragtSind nun die beiden Projekte gefährdet? Dazu Beat Lauber, Leiter Regionalzeitungen bei der NZZ: «Zweifellos sind diese Optionen nun erschwert. Doch es wäre verfrüht, daraus den Schluss zu ziehen, dass etwa ein Artikelaustausch nicht mehr möglich wäre.» Auch sei noch gar nicht sicher, wie die Tamedia-Beteiligung die Landbote-Vermarktung beeinflusst. «Das müssen wir jetzt genau anschauen und analysieren», sagt Lauber. Die NZZ sei daran interessiert, einerseits gewachsene Strukturen zu stärken, andererseits marktorientierte, möglichst kundengerechte Angebote zu schaffen.
Ein Freund-Feind-Schema nütze niemandem. «Wir Verleger müssen ohnehin lernen, die Probleme mehr vom Markt her statt verlagsstrategisch anzuschauen», sagt Lauber. Und: «Wir hoffen weiterhin auf sinnvolle Lösungen. Doch sollten Tamedia und Landbote nicht kooperieren wollen, dann wäre das tatsächlich eine neue Komponente.»
Ein Segen für den Tagi: Tamedia-Einstieg beim Landboten.

Markus Knöpfli

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