Europlakat erobert Osteuropa

Aussenwerbung VII Das Joint Venture von Affichage und JCDecaux konnte seine Position in Ungarn und Slowenien erheblich ausbauen.

Aussenwerbung VII Das Joint Venture von Affichage und JCDecaux konnte seine Position in Ungarn und Slowenien erheblich ausbauen.
Der Entscheid aus Budapest ist erst wenige Tage alt: Die Behörden der ungarischen Hauptstadt haben einem Konsortium, bestehend aus dem französischen Aussenwerber JCDecaux, der deutschen Plakatfirma Wall und der Schweizer Affichage, den Zuschlag für 250 Citylight-Boards und 250 Citylight-Stadtinfo-Anlagen in der Innenstadt gegeben. Das Konsortium hatte sich neben andern Mitbewerbern um den auf 25 Jahre angelegten Vertrag bemüht.Sowohl die Citylight-Boards als auch die Stadtinfo-Anlagen sind hinterleuchtete Plakatflächen. Die Boards – ein in der Schweiz nicht bekanntes Tool – sind acht Quadratmeter gross und lassen maximal sechs Plakate im 10-Sekunden-Rhythmus rotieren. Die Stadtinfo-Anlagen dagegen sind frei stehende doppelseitige Plakatträger, deren eine Fläche der städtischen Eigenwerbung und die andere der kommerziellen Werbung zur Verfügung steht. Als Gegenleistung für den langjährigen Vertrag, der allerdings erst noch unterschrieben werden muss, installieren JCDecaux, Wall und Affichage in Budapest 30 vollautomatische Toiletten, für deren Reinigung und Unterhalt sie ebenfalls aufkommen.
Dass sich die drei Player gemeinsam beworben haben, ist alles andere als ein Zufall. JCDecaux ist seit Anfang Jahr zu 35 Prozent an Wall beteiligt, und bei Affichage hält er ebenfalls 30 Prozent. Mit dem Schweizer Aussenwerber ist er zudem beim Joint Venture Europlakat International (EPI) engagiert. Bei EPI in Wien freut man sich denn auch besonders über den geglückten Coup in Budapest: «Mit diesem Zuschlag ist EPI umsatzmässig zwar noch immer knapp die Nummer 2 unter den Aussenwerbern in Ungarn. Punkto Qualität von Standorten und Plakatträgern hingegen können wir nun unsere bereits bestehende Marktführerschaft noch weiter ausbauen», sagt EPI-Generaldirektor Thomas Rainer. Vorgesehen sei nun, dass die drei Aussenwerber in Ungarn eine gemeinsame Firma gründen.
Im Frühjahr hatte EPI bereits einen weiteren Städtevertrag über 15 Jahre gewonnen, und zwar in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana (Laibach). Der Zuschlag für 450 Buswartehallen mit je doppelseitigen Citylight-Flächen lag zwar schon 2002 vor, doch wegen Einsprachen des damals noch JCDecaux-unabhängigen Mitbewerbers Wall verzögerte sich der definitive Entscheid. Mittlerweile ist der Vertrag aber unterschrieben, und im Oktober wurden die ersten 300 Wartehallen montiert. Der Rest folgt im Frühjahr. «Dieser Vertrag erlaubt es uns nun, das Blatt in Slowenien zu wenden und von der Nummer 2 zur Nummer 1 unter den Aussenwerbern zu werden», sagt Rainer.
EU-Mitgliedschaft tut Aussenwerbung gutEPI war schon bisher die Nummer 1 in der Aussenwerbung von Zentraleuropa. Abgesehen von Slowenien und Ungarn ist es auch in Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien-Montenegro inklusive Kosovo und in Bulgarien präsent. Im ersten Semester 2004 konnte das Unternehmen seinen Verkaufserlös gegenüber dem ersten Halbjahr 2003 um 15,4 Prozent auf 30,2 Millionen Franken steigern.
Im ganzen 2003 hatte das Joint Venture von JCDecaux und Affichage 58,4 Millionen Franken erwirtschaftet. Besonders gross ist der Umsatzzuwachs in den neuen EU-Mitgliedstaaten Ungarn und Slowenien. Allein in Slowenien verzeichnet EPI dieses Jahr ein Plus von über 40 Prozent.
Im stark segmentierten Markt von Bulgarien ist EPI – anders als in den übrigen Ländern – nicht Marktführerin, sondern die Nummer 12. Nächstes Jahr steht jedoch der Städtevertrag der Hauptstadt Sofia zur Ausschreibung an. Es wird erwartet, dass im Nachgang eine Marktkonsolidierung stattfinden wird. (mk)
In Ljubljana plakatieren drei Westeuropäer bald 450 Buswartehallen.
250 solche Citylight-Boards wird EPI in Budapest aufstellen.
Markus Knöpfli

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