"Readerscan clears the fog"

Carlo Imboden, Verlagsberater und Entwickler des neuen Messgeräts, über Quotendenken und wettbewerbsfähige Zeitungen.

Carlo Imboden, Verlagsberater und Entwickler des neuen Messgeräts, über Quotendenken und wettbewerbsfähige Zeitungen.Herr Imboden, Sie sind Berner. Die Markteinführung Ihres Readerscan erfolgte jedoch in Deutschland. Hatten hiesige Verlage kein Interesse?Nein, ich war früher schon für die Berner Zeitung tätig und habe momentan einige Schweizer Anfragen. Jenseits des Rheins sind Leserschwund und Reichweitenverluste der Printmedien aber noch drastischer als hier zu Lande und entsprechend stärker ist auch der Handlungsdruck. Zudem anerbot sich mit der Holtzbrinck-Gruppe, zu der die Mainpost gehört, ein idealer, weil auch in anderen Bereichen äusserst progressiver Partner.
Neu an Readerscan ist nicht die Technologie, sondern deren Anwendung. Wie sind Sie draufgekommen, Nutzungsquoten für Zeitungen und Zeitschriften zu erheben?
Als Verlagsberater irritierten mich immer zwei Dinge: Erstens, dass jeder glaubte, seinen Leser zu kennen. Und zweitens die befragungstechnische Grundannahme, dieser Leser wisse, was er tut.
Als Verwaltungsrat des Marktforschungsinstituts IHA-GfK befasste ich mich zugleich mit Tele- und Radiocontrol. Ähnlich präzise und verlässliche Instrumente braucht auch die Presse, um gegen die elektronischen Medien bestehen zu können: Das dachte ich bereits Ende der 90er-Jahre. Aus dieser Vision ist in drei Stufen Readerscan entstanden.
Die Wettbewerbsfähigkeit in Ehren, aber fördert Ihr Tool nicht auch
redaktionelles Quotendenken?
Nur insofern «Quote» als Messbarkeit einer Veränderung verstanden wird. Bis anhin haben die Verlage doch nur mehr oder minder elegant im Nebel gestochert, wenn es um die inhaltliche Nutzung ihrer Produkte ging. Readerscan lichtet diesen Nebel endlich und ermöglicht es Redaktionen, ihre begrenzten Mittel optimal einzusetzen.
Der Stift-bewehrte Berater ersetzt also bald den Blattmacher und den Chefredaktor.
(lacht) Keine Sorge! Zur Interpretation und Umsetzung der Daten braucht es erfahrene Journalisten. Diese müssen allerdings fähig und willens sein zur kontinuierlichen Selbstkritik. Wir zeigen der Redaktion lediglich die Zielscheibe. Schiessen muss jeder einzelne Journalist selber.
Interview: Oliver Classen

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