Tele setzt aufs TV

TV-Presse Seit letzter Woche zeigt sich Tele im neuen Kleid. Überflüssiges wurde entrümpelt. Schweiz ist Trumpf.

TV-Presse Seit letzter Woche zeigt sich Tele im neuen Kleid. Überflüssiges wurde entrümpelt. Schweiz ist Trumpf.Programmzeitschriften sind Wegweiser. Sie helfen den Lesern, die Orientierung im TV-Dschungel zu behalten. Doch wer Wege weisen will, muss selbst wissen, wo er steht. Das war bei Tele nicht immer der Fall: «Wir wollten in den vergangenen Jahren immer mehr bieten und haben dabei etwas die Orientierung verloren», gesteht Interims-Chefredaktor Stephan Sutter. Mit dem letzte Woche vollzogenen Redesign will er darum zu klaren Strukturen zurückkehren.Das gilt zunächst einmal für die Gestaltung. Die Schriftenfamilie wurde radikal entrümpelt. Nur drei Schriften werden noch verwendet. Eine davon ist Poynter, eine Entdeckung von Tele-Art-Director Stéphane Carpentier. Sie wurde gezielt für Listings entwickelt und soll die Programmspalten lesbarer machen.
Verschwunden ist auch die Farbcodierung an den Seitenrändern, die bisher die verschiedenen Rubriken signalisierte. Sie war Sutter ein besonderer Dorn im Auge. Im neuen Tele werden nur die einzelnen Programmtage mit Farben markiert. Dabei kommen deutlich buntere, knalligere Töne zum Einsatz als bisher.
Als Grundfarbe, etwa bei Inhalt und Editorial, hat Tele ein kühles Hellblau gewählt. Auch das Logo auf der Titelseite wurde entsprechend eingefärbt. Das soll aber nicht so bleiben. «Das rote Logo biss sich einfach mit der Covergestaltung und dem Thema Winter-Hits», erklärt Stephan Sutter. In den nächsten Ausgaben werde es wieder rot. «Wir erlauben uns, damit etwas zu spielen.»
Programm rutscht nach vorn
Auch dem Inhalt gibt Tele klarere Strukturen. Aus dem «Schweizer Medienmagazin» wird das «Schweizer TV- und Kinomagazin». Fernsehen steht im Mittelpunkt. Der Filmteil wurde nach hinten verlagert, sodass das Programm nun bereits nach rund 20 Seiten statt nach 40 Seiten beginnt. Der Multimediateil wurde weitgehend gestrichen. Geblieben sind eine Doppelseite mit Games und Technik und die DVD-Tipps, die nun in die Rubriken TV und Kino integriert wurden.
Diese Beschränkung aufs Kerngeschäft sieht Stephan Sutter nicht
als Relaunch, sondern als Weiterentwicklung. Die Erkenntnis, dass sich Tele zu weit in fremde Bereiche vorgewagt hatte, war bereits seinem Vorgänger Klaus Kriesel gekommen, der die Finanz-Seite wieder einstellte. Sutter seinerseits verabschiedete die Rubrik Science noch vor der Umsetzung des Redesigns.
Viel Raum für SF DRS
Bei den Listings sticht vor allem eine Neuerung ins Auge: Die Programme von SF 1 und SF 2 werden jetzt – als einzige – zwei Spalten breit abgedruckt. Sendungshinweise erhalten so deutlich mehr Platz. Die fünfte Spalte der ersten Programmseite füllen jetzt die Lokalsender TeleZüri, TeleBärn, Telebasel und Tele M1/Tele- Tell, die bisher in ein kleines Kästchen auf Seite 3 gequetscht wurden. Auch 3sat hat mehr Platz zur Verfügung. Dagegen wurde U1 ins allerletzte Kästchen der Listings verbannt.
Diese Ausrichtung auf Schweizer Programme ist der Trumpf von Tele, den Herausgeber Ringier gegen die starke deutsche Konkurrenz ausspielt. Sie ist auch in den Themen der redaktionellen Beiträge zu finden. Ins Lokale verbeissen will sich Stephan Sutter aber nicht. Wie bei der Reihenfolge der Sender in den Listings orientiere sich die Gewichtung der Themen quasi an den Einschaltquoten, erklärt er. Grosse Kisten wie etwa «Wetten, dass …» hätten in Tele auch in Zukunft ganz vorne ihren Platz.
Rettungsplan RedesignSinkende Auflagezahlen sind der Hintergrund des Redesigns von Tele. In der Wemf-Zwischenbeglaubigung vom Oktober hat das Magazin
wiederum 4,5 Prozent verloren. Seit 2001 ist die Auflage von 223739
auf 191424 Exemplare gerutscht.
Rivale TR7 hat mit 173720 Exemplaren stark aufgeholt. Schmerzhaft ist auch der Inspill der deutschen Programmies.
TV Spielfilm zum Beispiel weist in der Mach Basic 2003 fast halb so viele Leser aus wie Tele (313000 gegenüber 711000). Hier möchte
Tele mit der Fokussierung auf Schweizer Fernsehthemen Boden gutmachen.
Zugleich ist die Umpositionierung auch eine Sparübung. In der Redaktion wurden 8,1 Stellen abgebaut. Die Seitenzahl sank mit der Relaunchausgabe von 124 auf 116. Sobald sich die Anzeigensituation verbessert, soll der Umfang aber wieder hochgefahren werden.
Für die Inserenten verändert das Redesign wenig. Die Preise bleiben gleich. Innerhalb der Programmlistings hat Tele neue Kleinformate eingeführt. Neben Drittel- und Sechstel-Seiten sind nun auch Neuntel- und Achtzehntel-Seiten im Angebot. (sm)
Tele kehrt mit dem Redesign zu klaren Strukturen zurück und gibt Schweizer Programmen mehr Raum.
Stefano Monachesi

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