"20 minutes was not an issue"

WW: Herr Clavadetscher, haben Sie den Anzeiger handlicher gemacht für das Altpapier-Bündel?

WW: Herr Clavadetscher, haben Sie den Anzeiger handlicher gemacht für das Altpapier-Bündel?Richard Clavadetscher: Wenn Sie so wollen. Wir möchten aber vor allem den Lesern des Anzeigers mehr bieten. Eine Gratiszeitung muss sich schneller verändern und sich den Trends anpassen als eine traditionelle Abozeitung. Die Zahl der Leser pro Ausgabe liegt bei 0,8. Ein guter Teil Ihrer Auflage bleibt heute ungelesen.
Das ist bei vielen Gratiszeitungen der Fall. Natürlich war es schon immer unser Ziel, den LpA zu steigern. Seit 1998, als ich die Chef-
redaktion übernommen habe, hat er um mehr als die Hälfte zugelegt. Das neue Format bringt uns hoffentlich noch weiter. Es soll auch ein jüngeres Publikum ansprechen, ohne ältere Leser zu verlieren. Wir machen aber keine speziell jugendliche Themensetzung.
Ist der Tabloid-Anzeiger das Abwehrdispositiv der Tagblatt-
Gruppe gegen 20 Minuten?
Wir haben einmal analysiert, was es 20 Minuten kosten würde, in den Ostschweizer Markt einzusteigen. Weil es hier nicht wie in Zürich nur ein Zentrum gibt, wäre das ziemlich aufwändig. 20 Minuten war also beim Relaunch als Tabloid nur sehr am Rande ein Thema.
Der fast 50-jährige Anzeiger bezeichnet sich als Traditionsblatt, und der Werbemarkt gilt als
konservativ. Welche Probleme
verursachte die Umstellung auf das neue Format?
Es gab kaum Probleme. Im Gegenteil, aus Werbekreisen erhielten wir positive Resonanz. Den lokalen Kunden müssen wir natürlich kommunizieren, warum sich die gewohnten Werbeformate plötzlich ändern. Wir haben aber gute Argumente, zum Beispiel dieses, dass nun weniger Inserate auf einer Seite stehen. Im nationalen Markt ist das Tabloid-Format ja längst gut eingeführt. Interview: Stefano Monachesi

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