Frischzellenkur für die Bilanz

Wirtschaftsmagazine Die Bilanz tauscht den Chefredaktor aus, und auch sonst lässt Verlagsleiterin Uli Rubner kaum einen Stein auf dem andern.

Wirtschaftsmagazine Die Bilanz tauscht den Chefredaktor aus, und auch sonst lässt Verlagsleiterin Uli Rubner kaum einen Stein auf dem andern.«Monat für Monat eine neue Bilanz zu machen, ist und bleibt faszinierend», sagte Medard Meier in einem Werbewoche-Interview vor zehn Monaten. Er denke nicht ans Aufhören. «Letztlich müssen mich aber meine Vorgesetzten beurteilen.» Das haben sie nun getan – und ihn offenbar in längeren Gesprächen davon überzeugen können, dass das Blatt eine Blutauffrischung benötigt – in der Person von René Lüchinger.Tatsächlich dümpelt die Bilanz, die Meier gerne mit einem «Flugzeugträger» vergleicht, derzeit in besonders rauen Gewässern. Gemäss VSW-Statistik startete sie im Januar mit 55 Prozent weniger Anzeigenseiten als ein Jahr zuvor, gefolgt von zwei Monaten mit minus 24 und minus 21 Prozent. Der April mit der Relaunch-Nummer wies ein Plus von sieben Prozent aus, im Mai sackte das Volumen jedoch wieder auf minus 28 Prozent ab. Der Juni wies minus elf Prozent aus, während der Juli wieder ein Plus von acht Prozent brachte.
Auch wenn die Stürme um vergleichbare Titel wie Cash, Finanz & Wirtschaft oder Facts viel heftiger toben – insgesamt liegt das Anzeigenaufkommen der Bilanz in den ersten sieben Monaten um 16,3 Prozent unter dem gleichen Zeitraum im Jahre 2002. «Dennoch hat die Bilanz in den ersten sieben Monaten dieses Jahres besser rentiert als in derselben Periode des Vorjahres», sagt Uli Rubner, die seit drei Monaten Verlagsleiterin sowohl der Weltwoche als auch des Wirtschaftsmagazins ist. Genauere Zahlen will sie aber nicht nennen.
Möglich wurde die Rentabilitätssteigerung dank höherer Durchschnittserlöse und teils dank Kostensenkungen: Die jährlich viermal erscheinende Manager-Bilanz wurde mangels eines neuen Sponsors bis auf Weiteres gestrichen. Die Specials, von denen bis zu 16 pro Jahr erschienen, werden auf etwa die Hälfte zusammengestutzt. Auch das Bücherangebot wird reduziert. Rubner: «Wir wollen die Energie aufs Hauptheft fokussieren.» Es könne trotz Auflageeinbruch (minus 14,6 %) immerhin bei den Leserzahlen zulegen.
Parole: Zusammenrücken
Gespart wird auch beim Personal, unter Rubner rücken die Verlags- und Anzeigenteams von Weltwoche und Bilanz zusammen. Mit Christoph Waeber ist seit einigen Wochen ein Anzeigenleiter für beide
Titel zuständig, das gilt auch für die Westschweiz, wo der bisherige Weltwoche-Gebietsverkaufsleiter Servais Micolot neu die Bilanz im Portefeuille anbietet. Die Internetaktivitäten, das Lesermarketing und die Bücher stehen ebenfalls je unter
einer gemeinsamen Leitung. Insgesamt wurde so ungefähr eine Stelle abgebaut, bis Oktober kommt es aber noch zu drei weiteren Abgängen.
Rubner schliesst auch nicht aus, dass sie weiter reduzieren wird. Gerüchte, wonach die beiden Anzeigenabteilungen miteinander verschmelzen sollen, kommentiert sie so: «Das habe ich im Moment nicht im Sinn, denn vorerst will ich die neue Struktur testen. Es ist ja das erste Mal, dass zwei Verlage unter einer Führung stehen», sagt sie. Die neue Organisation sei aber nicht in Stein gemeisselt. «Es könnte ja auch sein, dass sich etwa die einheitliche Anzeigenleitung nicht bewährt.»
Muss die Bilanz aus der Talsohle holen: Der neue Chefredaktor René Lüchinger.
Online aktuellerMit Erscheinen der Bilanz-September-Ausgabe wird die Bilanz-
Internet-Plattform geliftet aufgeschaltet. Künftig ist sie wöchentlich aktuell. Neu werden neben ausgewählten Artikeln aus der Printausgabe eine Presseschau, ein Newsletter sowie wöchentlich aufbereitetes Kurzfutter aus der Redaktion abrufbar sein. Weiterhin angeboten werden Added Values, die allerdings Bilanz-Abonnenten vorbehalten bleiben. Der Online-Aktienführer hingegen wird nicht wieder aktiviert. (mk)
Markus Knöpfli

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