The French reckon with Räz

Konsumentenpresse René Schuhmachers Konglomerat der Konsumententitel wächst munter: Mit Tout Compte Fait erhält nun die Westschweiz eine K-Geld-Version.

Konsumentenpresse René Schuhmachers Konglomerat der Konsumententitel wächst munter: Mit Tout Compte Fait erhält nun die Westschweiz eine K-Geld-Version.Unbeirrt vom kränkelnden Werbemarkt und dem fester zugeschnürten Geldbeutel dehnt die Konsumenteninfo AG ihre Titelpalette auch in schwierigen Zeiten weiter aus. Und das ausgerechnet mit ihrem Geld- und Anlegermagazin K-Geld, das zusammen mit anderen Finanzblättern im euphorischen Umfeld der Börsenblase auf den Markt gespült wurde.Doch im Unterschied etwa zu Deutschland, wo viele dieser Titel gestrichen, redimensioniert oder in andere Titel integriert wurden, hat sich K-Geld prächtig entwickelt. Im Herbst 2000 zunächst als zweimonatliches Heft lanciert, hat es sich mittlerweile als monatlicher Titel etabliert – mit derzeit über 42000 beglaubigten Exemplaren.
In den vergangenen Wochen wurde nun bereits die nächste Ausbaustufe vollzogen: Das Geldmagazin setzt zum Sprung über die Sprachgrenze an und unterrichtet mit Tout Compte Fait jetzt auch die Romands über den erfolgreichen Umgang mit Versicherungen, Erbschaften, Renten und Fonds.
Allerdings zeichnet für die Westschweizer Variante nicht die Konsumenteninfo AG als Herausgeberin, sondern die Edition Plus GmbH mit Sitz in Lausanne. Die sich im Besitz von Hans Räz befindende Firma wurde vom ehemaligen «Kassenstürzler» 1999 ins Leben gerufen – für die Lancierung von Bon à Savoir, dem Westschweizer Schwestermagazin zum K-Tip, Haupttitel der Konsumenteninfo AG.
Das Rezept dieser Form von Partnermagazinen, wie es nun auch Tout Compte Fait praktiziert, stammt aus der Franchising-Küche. Nach diesem Modell betreibt die Konsumenteninfo AG bereits seit 1996 im Tessin und seit 2000 in der Westschweiz erfolgreich Partnerschaften (siehe Kasten).
Inhaltlich präsentiert sich Tout Compte Fait als eigenständiges Heft mit regional ausgerichtetem Ansatz. Daher werde man nur wenige Inhalte von K-Geld übernehmen. «Wir gehen davon aus, dass über 90 Prozent des Inhalts von unserer Redaktion Bon à Savoir in Lausanne produziert wird – mit Themen aus und für die Westschweiz», erklärt Herausgeber Räz. Um den zusätzlichen Aufwand zu bewältigen, wurde das Redaktionsteam um sechs Stellen aufgestockt.
Als Zielgruppe will sich Tout Compte Fait Leserinnen und Leser mit höherem Einkommen oder Vermögenswerten erschliessen, «die mit ihrem Geld sinnvoll umgehen bzw. ihr Geld für Schönes ausgeben möchten», hält die Media-Dokumentation fest. Kritische und unabhängige Beiträge sollen über Geld-, Vermögens- und Immobilienfragen informieren, Hilfe bieten im Dschungel der Versicherungen und in Steuer- und Erbangelegenheiten beratend zur Seite stehen. Wie bei fast allen Geldmagazinen gehört auch bei Tout Compte Fait eine Rubrik dazu, die zeigt, wie man das – dank sorgfältiger Bewirtschaftung – eingesparte Geld auch wieder ausgeben kann. Zum Beispiel für den Weinkeller.
Regionale AnzeigenakquiseGedruckt wird das neue Heft bei der AZ in Aarau. Die ganzseitige Anzeige (s/w oder vierfarbig) kostet 4800 Franken. Einen grosszügigen Einführungsrabatt von 50 Prozent gibts für die Juni- und Juli-Ausgaben. Bei der Vermarktung fährt Tout Compte Fait auf zwei Gleisen: Die KI Media in Zürich ist für den nationalen Werbemarkt zuständig, der lokale Westschweizer Werbemarkt wird hingegen von der Edition Plus von Lausanne aus bearbeitet.
Wie schon bei der Lancierung von K-Geld erfolgte auch für Tout Compte Fait eine vorgängige Abklärung der Marktchancen. Zu diesem Zweck wurde im Januar ein Pilot mit rund 20000 Exemplaren gestreut – unter anderem bei Abonnenten von Bon à Savoir. Das positive Echo habe zum Entscheid für die Lancierung der ersten Grossauflage geführt, bei der im Mai über 600000 Exemplare in praktisch alle Westschweizer Haushalte verteilt wurden – mit der Aufforderung, Tout Compte Fait zu abonnieren.
Die Ergebnisse dieser Abo-Werbeaktion stehen zwar noch aus. Sicher ist aber schon jetzt, dass mit den beiden folgenden Ausgaben lediglich die über diese Verteilaktion gewonnenen Abonnenten bedient werden. Ein weiterer Versand in Grossauflage ist erst nach der Sommerpause (24. September) geplant. Definitiv sei diese zweite Promo-Aktion jedoch noch nicht, erklärt Räz. «Ob sie kommt oder nicht, hängt vom Response des Mai-Versandes ab.» Ziel sei aber, bis Ende Jahr 20000 bis 25000 bezahlte Abos zu generieren.
Hilft Romands durch den Gelddschungel: Tout Compte Fait.

Schuhmachers PauschalenRené Schuhmachers Konsumenteninfo AG hat es geschafft, ihre Titel sowohl erfolgreich über die Alpen als auch über den Röstigraben zu bringen. Alles ohne eigene Investitionen, dafür aber mit cleveren Verträgen.
Im Tessin hat sich Konsumentenschützer Matteo Cheda als treuer und erfolgreicher Umsetzer der Schuhmacher-Konzepte profiliert. Auf den 1996 lancierten Titel Spendere Meglio folgte 1999 L’Inchiesta und Anfang 2002 Scelgo io. Auch Chedas Verlag ist rechtlich absolut eigenständig, bezieht aber Content aus den Titeln der Konsumenteninfo AG. Genau gleich verfährt Hans Räz in der Westschweiz. Dieser hatte dort für die Lancierung von Bon à Savoir die Edition Plus GmbH gegründet, die ihm zu 100 Prozent gehört.
Die Kooperation wird stets nach dem gleichen Strickmuster geregelt: Es besteht ein Zusammenarbeitsvertrag, der die Partnermagazine berechtigt, von den Konsumenteninfo-Titeln so viele Inhalte zu übernehmen, wie sie wollen. Abgegolten wird dies über eine jährliche Pauschale. (dse)
Daniel Schifferle

More articles on the topic