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Lokalzeitung Klein, defizitär – aber mit Ideen: Ab April geht die Zuger Presse auf die Suche nach Inseraten, die es bisher nicht gab.

Lokalzeitung Klein, defizitär – aber mit Ideen: Ab April geht die Zuger Presse auf die Suche nach Inseraten, die es bisher nicht gab.Als die zweimal wöchentlich erscheinende Zuger Presse (ZP) Mitte März mit neuem Layout und bunter erschien, war dies bereits etwa der dritte Meilenstein auf dem Weg der Neuerungen. Zuvor hatte sich der Verlag Zuger Media einen bloss noch dreiköpfigen Verwaltungsrat verpasst. Ihm gehört Hauptaktionär Daniel Brunner an, der das VR-Präsidium aber an Adrian Bauder abtrat. Drittes Mitglied ist Matthias Luchsinger, Teilhaber bei der Kinovermarkterin Cinecom.Daniel Brunner gab auch das operative Geschäft ab. An seiner Stelle waltet nun Daniel Neukomm als Geschäftsführer, zusammen mit Chefredaktor Florian Hofer. Hintergrund dieser Veränderungen dürfte das bisher engagierte, aber eher glücklose Agieren Brunners sein: Wegen seiner etwas forschen Internetstrategie verliess vor drei Jahren ein Drittel der Redaktoren das Blatt. Zudem fällt nach wie vor ein jährliches Defizit von rund einer Million Franken an – das der vermögende Brunner jeweils aus der eigenen Tasche zu stopfen pflegt.
Line Extension am Zugersee
Dieses Defizit gilt es nun zu verringern, das ist Neukomms Hauptaufgabe. Da sich die Auflage von 5500 Exemplaren kaum stark steigern lässt, will er nun Inserate akquirieren, die so bisher nicht vorhanden waren. Dafür lanciert er eine Line Extension, über die er künftig ein Drittel der Einnahmen zu generieren hofft. So erscheint erstmals zur Wohnmesse Wohga in Zug (Mitte April) die Messe-Presse, ein vierfarbiges Tabloidheft, das an 100000 Haushalte im Messeeinzugsgebiet geht. Am 20. Mai startet die Immobilien-Presse, ebenfalls ein Tabloidheft, mit Publireportagen zu Bauobjekten. Es wird künftig der monatlichen ZP-Grossauflage (40000 Exemplare) beigelegt. Ähnlich die Boardstock-Presse anlässlich eines dreitägigen Wasserski-Events im August. Schliesslich denkt Neukomm an eine Stellen-Presse – Start im Mai – mit vorerst nur einer Seite Stelleninserate in jeder ZP-Ausgabe. «Später wird daraus dann hoffentlich ein eigener Bund», sagt Neukomm. Mit Immobilien- und Stellen-Presse wagt sich Neukomm ans Quasi-Monopol auf Rubriken des Zuger Amtsblatts. Seine Produkte werden sich allerdings vom Amtsblatt deutlich unterscheiden: Dieses bringt keine gestalteten Inserate, nur Fliesstext.
Neukomm hat noch weitere Ideen im Köcher. Am Ende will er jedenfalls neben der ImmobilienPresse jeden Monat noch einen weiteren Anlass mit einem Produkt bedienen. Ab April kooperiert die ZP zudem mit ImmoScout24, wodurch künftig der lokale ZP-Immo-Bereich in den gesamtschweizerischen Scout24-Onlinemarkt eingebunden wird. Gleichzeitig erhalten die ZP-Leser Zugang über die ZP-Homepage.
Mit Rang und mit NamenZu den knapp 5500 ZP-Abonnenten gehören die Zuger Opinionleader, sagt Geschäftsführer Daniel Neukomm (Bild) – Leute eben, die sich eine Zweitzeitung leisten können und wollen. Gemäss einer Marktanalyse vom vergangenen Jahr lesen denn auch 50 Prozent der ZP-Abonnenten den Tages-Anzeiger, 23 Prozent die Zuger Zeitung, den Split der Luzerner Zeitung, und 22 Prozent die NZZ. Mit andern Worten: Fast drei Viertel der Leser sind eher nach Zürich orientiert, ein knappes Viertel eher nach Luzern. ZP und Tages-Anzeiger bieten auch ein Kombi-Abonnement an. (mk)
Markus Knöpfli

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