Bildungsanbieter stellen sich auf Boom bei Online-Kursen ein

Auch das Bildungsangebot in der Schweiz wird vom Coronavirus beeinflusst. Weil ein Grossteil der Menschen zu Hause bleiben muss, passen die Bildungsanbieter ihre Angebote der steigenden Nachfrage nach Online-Kursen an. Einige waren vorher schon auf Schulungen übers Internet ausgerichtet, andere ziehen nun nach.

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Die Klubschule der Migros beispielsweise musste ihren Präsenzunterricht einstellen. Die nach eigenen Angaben grösste Bildungsstätte für Erwachsene der Schweiz kann aber auf ein bereits etabliertes Online-Angebot zählen, das 2016 unter dem Namen «Online Academy» lanciert wurde. Dass dieses derzeit boomt, erstaunt daher nicht.

«Seit dem vergangenen Wochenende ist das Volumen auf dieser Plattform um 50 Prozent gestiegen», sagte eine Migros-Sprecherin der Nachrichtenagentur AWP. Die bevorzugten Kurse seien zu Themen wie Excel oder Sprachen, wobei Deutsch, Englisch und Französisch besonders beliebt seien.

Die Mehrheit der Interessierten habe bisher zur Altersgruppe der 25- bis 34-jährigen gehört, mittlerweile steige aber auch die Nachfrage seitens der Risikogruppe der über 65-jährigen signifikant.

 

Nachfrage zusammengebrochen

Auch der Anbieter Homestudies.ch verzeichnet derzeit einen grösseren Andrang. In den vergangenen beiden Wochen habe die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr beträchtlich zugenommen, hiess es beim Unternehmen mit Sitz in Oberglatt.

Man verfüge aber über genügend Kapazitäten und auch Lehrkräfte, um weiter zu wachsen. Homestudies.ch geht davon aus, dass unter den ebenfalls vorwiegend erwachsenen Teilnehmern von Sprachkursen auch Eltern sind, die ihre Sprösslinge beim Schulunterricht unterstützen möchten.

 

Online-Nachzügler müssen sich anpassen

Andere Ausbildner mussten dagegen ein Internetangebot zuerst aufbauen, wie etwa Futurekids. Diese Schule unterrichtet Informatik und Robotik für Jugendliche zwischen 5 und 16 Jahren. «Wir haben bei Null angefangen und bieten mittlerweile rund zehn Online-Kurse pro Tag an», so Tristan Jaquier, einer der Verantwortlichen des Unternehmens.

Diese seien in der ersten Woche von etwa 35 Schülern besucht worden. Zum Vergleich: Zu den wöchentlichen Präsenzkursen kämen rund 300 Schüler und für die nun abgesagten Ferienkurse seien etwa 300 Schüler erwartet worden.

Auch der Inhalt der Kurse wurde angepasst, da es nicht möglich ist, die für den Bereich Robotik benötigten Materialien online zu übermitteln. Ausserdem sei die Instruktion von 5- bis 7-jährigen Kindern über das Internet schwierig, erklärte Jaquier.

Deshalb liege der Fokus jetzt auf dem Bereich Programmierung mit Blick auf die Altersgruppe von 8 bis 18 Jahren. Diese werde während Einheiten zu zwei Stunden in kleinen Gruppen vermittelt.

 

Apprentus muss umstellen

Auch die gemeinschaftliche Webseite Apprentus musste sich an die neue Lage anpassen. Das Onlineportal ist in Belgien, Frankreich und der Schweiz aktiv. Bisher wurden dort Kurse für zu Hause mit Lehrern in Genf und Lausanne vermittelt. Die Nachfrage danach sei in den letzten zwei Wochen aber massiv zusammengebrochen, erklärt Apprentus-Chef Gaëtan Deremince.

«Wir haben nun bei unseren Lehrern eine Kampagne lanciert mit dem Ziel, dass diese ihre Kurse per Webcam abhalten.» In der Folge sei auch die Internetseite entsprechend angepasst worden.
Und der Erfolg stelle sich bereits ein. Seit einer Woche steige die Nachfrage nach bestimmten Online-Kursen stetig, sei es nach schulischen Fächern wie Mathematik, Physik oder Chemie oder nach musikalischen wie Gesang oder Instrumentalunterricht. Deremince geht davon aus, dass auch nach einem Abflauen der Pandemie die Nachfrage nach Online-Unterrichtsformen bestehen bleiben wird.(Claire Kostmann/AWP/SDA)

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