Digitec Galaxus und Twint gehen (vorerst) getrennte Wege

Der Streit ist eskaliert: Twint wird ab sofort nicht mehr als Zahlungsoption in den Onlineshops von Digitec und Galaxus angeboten.

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«Der Schritt hat sich seit Monaten abgezeichnet: Twint wollte uns eine Zahlungsgebühr aufzwingen, die bei einem Vielfachen des bisherigen Preises liegt», schreibt Digitec Galaxus in einem Blogbeitrag. «Wir haben uns geweigert, die Offerte anzunehmen. Schliesslich hätten wir die Mehrkosten auf unsere Kunden abwälzen müssen – über generell höhere Preise oder über eine nicht zeitgemässe Gebühr für Twint-Zahlungen.»

Damit verabschiedet sich der Schweizer Marktführer im Onlinehandel vom drittpopulärsten Zahlungsmittel nach Kreditkarte und Rechnung. Digitec Galaxus gehörte 2015 zu den ersten Shops, die diese Option anboten. Das Unternehmen kritisiert im Beitrag Twint, weil es sich von der ursprünglich einfach und günstig angedachten Alternative zur teuren Zahlungsoption entwickelt habe. «So war ursprünglich angedacht, dass man in der Twint-App nur das Bankkonto hinterlegen kann – nicht aber teure Kreditkarten. Es kam anders.» Durch die Fusion 2016 mit dem Konkurrenten Paymit und die neuen Mitbesitzer – PostFinance, UBS, ZKB SIX und der französische Zahlungsdienstleister Worldline – habe «unnötigerweise jede Bank eine eigene Twint-App» haben wollen. «Unter anderem diesen Extra-Aufwand wollen die Aktionäre nun durch die Preiserhöhung wieder hereinholen. Doch was können wir oder unsere Kunden dafür, dass Twint geschätzt eine halbe Milliarde für eine vereinfachte Banküberweisung verbrannt hat?»

 

«Unwahre Informationen»

Twint lässt die Anschuldigungen nicht auf sich sitzen und veröffentlicht noch am Sonntag eine Gegendarstellung. Digitec Galaxus verbreite «unwahre Informationen», so der Zahlungsanbieter. Tatsache sei, dass Twint zu den Zahlungsmitteln mit den tiefsten Transaktionsgebühren gehöre, günstiger als viele Zahlungsmittel, die auch Digitec/Galaxus im Angebot habe. Zudem verrechne Twint keine «versteckten Kosten». Auch die anderen Behauptungen von Digitec Galaxus seien «reine Augenwischerei».« Richtig ist, dass Twint nicht mehr länger bereit war, Digitec Galaxus Sonderkonditionen,wie sie beim Start von Twint üblich waren, länger zu gewährleisten. Alle anderen rund 7000 Händler in der Schweiz zahlen faire und auch im Vergleich zu Kreditkarten und anderen Zahlungsanbietern günstige Transaktionsgebühren.»

 

Keine Sonderkonditionen für den Marktführer

«Dass sich Digitec/Galaxus ausgerechnet mit dem grössten Schweizerischen mobilen Zahlungsmittel Twint nicht einigen will, aber die Gebühren bei allen anderen Zahlungsmitteln offenbar akzeptiert, halten wir für unfair», sagt CEO Markus Kilb und hofft, dass die vielen zufriedenen Twint Kunden bald auch bei Digitec Galaxus wieder mit Twint bezahlen können. «Wir sind weiterhin offen mit Digitec/Galaxus über eine faire Entgeltung unserer Services zu sprechen», so Kilb. Er will aber dabei nicht auf die geforderte Bezahlung für den Service verzichten: «Es wäre gegenüber allen Händlern unfair, wenn wir einem Marktteilnehmer völlig andere Konditionen gewähren würden».

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