Zu guter Letzt: Die Qual der freiwilligen Pay-Wahl

Die Taz.de hat eine Paywall eingeführt. Diese ist jedoch halbdurchlässig, denn das Bezahlen sowie der Betrag sind frei wählbar. Leser reagieren jedoch nicht gerade vergnügt ob dieser Aktion.

Die Nutzer auf Taz.de werden ab sofort mit einer Bezahlschranke empfangen. Mit zwei unterschiedlichen Layer-Motiven «frei bleiben» auf der Startseite und «taz paywall» auf Artikelebene setzt die Taz abermals auf das Prinzip des freiwilligen Bezahlens von Online-Artikeln. Dies schreibt Taz.de auf dem eigenen Blog. Bereits 2011 führte die taz das freiwillige Bezahlen ein. Und tatsächlich wurde auch schon bezahlt. Seither wurden Kleinbeträge im Gesamtwert von 70‘000 Euro eingenommen. Allein im letzen Monat haben Leser freiwillig fast 4‘000 Euro bezahlt, schreibt die Taz.de auf ihrem Blog. Mehr als die Hälfte davon kam über regelmäßige Lastschriften. Nina Schoenian, Bereichsleitung Digital, meint dazu: «Es ist eher eine Pay-Wahl. Die Summe der freiwilligen Beträge steigt von Monat zu Monat leicht an, mit der Kampagne soll nun die Anzahl der insgesamt Zahlungsbereiten erhöht werden.»

Die nun eingeführte Paywall ist zwar noch immer eine Pay-Wahl, gleicht jedoch eher einer Bettel-Wahl. Denn der Nutzer muss sich entscheiden, ob er für den Artikel bezahlen will, noch bevor er Zeit hatte diesen zu lesen. Entscheidet sich der Nutzer für «Ja», stehen sechs Wege zur Verfügung für den Online-Content zu zahlen – Paypal, Handyzahlung, Kreditkarte, Überweisung, Lastschrift oder Dauerauftrag. Bei «Nein» schließt sich das Fenster mit der Bezahlaufforderung wieder – der Artikel kann weiterhin kostenlos gelesen werden.

Und dennoch, auf die Taz-Leser scheint die Aktion nicht gerade Eindruck zu machen. Einerseits ärgern sich Leser darüber, dass die Frage: «Ist Ihnen dieser Artikel etwas wert?» schon nach einigen Sekunden erscheine. Zeit für eine ehrliche Antwort bleibt also nicht. Ausserdem sind vor allem auch Abonennten nicht gerade glücklich darüber, dass sie die Frage mit «Nein» beanworten müssen, obwohl sie eigentlich schon Geld für die Taz hinblättern. Die Idee der freiwilligen Pay-Wall wurde somit eher zur Pay-Qual. (uma)

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