Für den guten Zweck durch die Wildnis von Namibia: Das Webrepublic-Wüstentagebuch

Das Spitzmaulnashorn ist beinahe ausgestorben, nur wenige Exemplare der Gattung leben noch – etwa in der Wüste von Namibia. Um den Schutz der seltenen Tiere zu fördern, findet dort jährlich die Mountainbike-Tour «Challenge4ACause» statt. Zum vierten Mal hat ein Team von Webrepublic teilgenommen – und diesmal für Werbewoche.ch Tagebuch geschrieben.

Das Glück ist mit den Tapferen (oder jenen, die noch nicht ahnen, was wirklich auf sie zukommt): Die Webrepublic-Crew um CEO und Founder Tom Hanan, Team Manager Samuel Kirchhof, Campaign Manager Juan Garcia und Consultant Oscar Pfeiffer (v.l.n.r.) erreicht den Flieger nach Namibia knapp, dafür aber umso motivierter, die «Challenge4ACause» zu meistern.

Das Spitzmaulnashorn – im Volksmund auch «Black Rhino» genannt – steht auf der Liste der stark bedrohten Tierarten. Nur noch etwa 5’500 Exemplare der Gattung leben verstreut in den südlichen und östlichen Regionen des afrikanischen Kontinents; ständig bedroht von Wilderern.

Um ein Bewusstsein für diese tragische Situation zu schaffen und um Geld für den Artenschutz zu sammeln, veranstaltet David Ryan, Unternehmer und CEO des Reiseanbieters Rhino Africa, in Namibia jährlich die  «Challenge4ACause», eine mehr als 400 Streckenkilometer umfassende Mountainbike-Tour durch die Wildnis der Damaraland-Wüste. Die Teilnehmenden entrichten eine Gebühr, die mehrheitlich dem Schutz der «Black Rhinos» zugutekommt. Im Gegenzug werden sie bei der Routenplanung und der Logistik unterstützt.

Zum vierten Mal nahm auch ein Team der Zürcher Agentur Webrepublic, welche die Initiative seit acht Jahren unterstützt, an der «Challenge4ACause» teil: CEO und Founder Tom Hanan, Team-Manager Samuel Kirchhof, Consultant Oscar Pfeiffer und Campaign Manager Juan Garcia stellten sich Hitze,  Sonnenbrand und Muskelkater – und führten für Werbewoche.ch ein Wüsten-Tagebuch.

Während sieben Tagen bestreitet das Webrepublic-Team mehrere Etappen in der Wüste Namibias. (Bild: Challenge4acause.org)

Tag 1: «Und plötzlich gibt es keine Bäume mehr»

Unsere Reise zur «Challenge4ACause» endet beinahe, bevor sie richtig beginnt: Fast schaffen wir es von Zürich aus nicht rechtzeitig an den Flughafen Frankfurt, dem aktuellen Airport-Chaos sei Dank. Mit viel Glück (und ziemlich knapp!) erwischen wir unsere Verbindung nach Namibia dann doch, am Flughafen nimmt uns unser Fahrer Kyle in Empfang. Geduldig beantwortet er all unsere Fragen zu Namibia, zu der Kultur des Landes und zu unserer bevorstehenden Mountainbike-Tour durch die Wüste von Damaraland. Wir hören ihm gespannt zu, bis die Landschaft vor dem Fenster unsere Aufmerksamkeit mit beinahe hypnotischer Kraft bindet: Die Stadt um den Flughafen herum weicht vereinzelten Häusern; die Büsche und Bäume am Wegesrand werden immer spärlicher. Und plötzlich gibt es überhaupt keine Bäume mehr, sondern nur noch eine so beeindruckende wie ungewohnte Leere; einen Horizont, der sich uns beständig zu entziehen scheint. In der Cape Cross Lodge, dem Hotel, von dem aus wir unsere erste Bike-Etappe beginnen werden, lernen wir unsere Mitreisenden kennen – sie kommen aus der ganzen Welt und sind, ebenso wie wir, beinahe sprachlos ob der umliegenden Weite. Wir gehen früh ins Bett, denn wir wissen: morgen müssen wir Leistung bringen.

Tag 2: «Kurs Richtung Niemandsland»

Nach einem üppigen Frühstück – schliesslich müssen wir Kalorien «tanken», um sie später wieder zu verbrennen – bringen mehrere Kleinbusse uns und unsere Mountainbikes noch weiter weg von der Zivilisation, als wir uns ohnehin schon wähnten. Der Kurs geht zum Messum-Krater, oder um es bildlicher zu sagen: Richtung Niemandsland. Ein spektakuläres «Nichts» wartet auf uns; eine Steppe, in der sich die Sinne nirgendwo festzuhalten vermögen. Die typischen Safari-Tiere tauchen zwar den ganzen Tag lang nicht auf, höchstens ein paar in der Sonne schimmernde, riesige Mistkäfer. Dennoch hat unsere Crew grosse Freude daran, über grobes Geröll einen Hügel hinunterzurasen. Abends sitzen wir mit der gesamten «Challenge4ACause»-Gruppe um ein grosses Lagerfeuer. Die ersten siebzig Kilometer der Tour sind geschafft. Und uns wird bewusst, dass das Abenteuer begonnen hat.

Das Webrepublic-Team freut sich nach einer anstrengenden Etappe: Die Beine tun weh, aber das Lächeln ist ihnen (noch) nicht vergangen.

Tag 3: «Gemeinsam im Gegenwind»

Nach dem gestrigen «Warmup» und einer ruhigen Nacht finden wir uns sehr früh auf dem Mountainbike-Sattel wieder. Mehr als 80 Kilometer müssen wir heute zum ersten Desert-Camp zurücklegen; die Natur ist uns nicht gerade gnädig: Ein kräftiger Gegenwind setzt bald nach Beginn unserer Etappe ein, weswegen wir deutlich langsamer vorankommen als geplant. Immer wieder «pushen» wir uns gegenseitig, wenn wir merken, dass jemand hinter der Gruppe zurückfällt – und werden dafür mit der gesamten Farbpalette der namibischen Wüste belohnt. Schwarzes Gestein, goldener Sand in der Luft, rote Berge in der Ferne.

Die Farben Namibias sind unglaublich – und durch Fotos kaum adäquat wiederzugeben: Schwarzes Gestein, ein Himmel in dunkelstem Rot, unendliche Weite.

Unsere Guides versprechen uns einen «Natur-Pool» am Ende der heutigen Strecke, warnen uns allerdings auch, dass es um diesen Wüsten-See herum von Skorpionen wimmelt. Damit spüren wir sie also, die Lehrbuch-Definition von «gemischten Gefühlen» ;). Nashörner, Elefanten oder Antilopen haben wir immer noch keine gesehen. Doch frische Ausscheidungen zeigen uns, dass die Tiere ganz nah sind, sie aber unseren Blicken verwehrt bleiben. Vielleicht ist das ja auch besser so, denn je weniger sie sich zeigen, desto seltener können sie zum Ziel von Wilderern werden – und wir sind schliesslich hier, um ein Zeichen gegen Wilderei zu setzen. Nur weiter also, der Oase und den Skorpionen entgegen.

Die Lehrbuch-Definition von «gemischten Gefühlen»: Am dritten Tag der Namibia-Challenge verspricht ein Wüsten-See Abkühlung, bildet aber gleichzeitig auch ein Habitat für unzählige Skorpione. Wir machen – zum Glück nur auf Sichtweite – Bekanntschaft mit einem von ihnen.

Tag 4: «Wir sehen Euch. Seht Ihr uns auch?»

Der vierte Tag, wieder mehr als sechzig Kilometer – das Ziel heisst heute «Cliff Camp» und um es zu erreichen, durchqueren wir hügeliges Terrain. Bei so manchem Anstieg auf unbefestigten (oder gar nicht existenten) Wegen fragen wir uns, ob wir die «Challenge4ACause» überhaupt zu Ende bringen können. Zum Glück sind solche Gedanken dann auch rasch wieder verflogen – weil wir wissen, worum es geht und auch, weil die Gruppe mittlerweile fantastisch harmoniert. Jede und jeder bekommt Unterstützung und Motivation, wenn sie oder er das benötigt. Auch von der Natur, die unsere Präsenz jetzt nicht mehr mit Gegenwind, sondern mit tierischen «Zaungästen» würdigt: Mit einer schönen Regelmässigkeit tauchen in der Peripherie unseres Blicks nun jene Wüstenbewohner auf, die man sonst nur aus den TV-Dokus von «National Geographic» kennt. Wir sehen sie, machen einander aufmerksam, freuen uns. Sehen sie uns auch? Vielleicht schon – oder sie wittern uns und nehmen deshalb rechtzeitig Abstand. Zumindest sind sie immer dann, wenn wir uns ihnen endlich zu nähern glauben, im Flimmern der Wüstenluft verschwunden.

Damaraland: Eine Exkursion in, um und durch die ganz, ganz grosse Weite.

Tag 5: «Zwischen Aufgeben und Durchhalten»

Am fünften Tag unserer Wüsten-Tour zeigt sich bei allen «Webrepublicans» – auf die eine oder die andere Weise – dass wir zwar leidenschaftliche Hobby-Sportler, aber keine Mountainbike-Profis sind. In der Nacht hat der Wind so stark um unsere Zelte geblasen, dass wir kaum ein Auge zubekommen haben … aber dennoch satteln wir auf, hoffen wir doch, vielleicht eines der Nashörner zu erspähen, um die es hier geht. Zumindest sagt man uns, dass sie sich mitunter in der «Palmwag Concession» aufhalten; einem geschützten Gebiet, das wir heute passieren werden. Aber wir sind müde, erschöpft und kämpfen mit den eigenen Ansprüchen: Oscar, unser Consultant, muss nach der Hälfte des heutigen Weges aufgeben, in das Begleitfahrzeug umsteigen … und ärgert sich ziemlich darüber. Team-Manager Samuel hält zwar durch, muss sich aber von der Idee verabschieden, die gesamte Tour an der Spitze der Gruppe fahren zu können. Die Wüste, auch das merken wir, macht einen bescheiden(er). Und zeigt, dass wir Menschen – trotz der brillanten Organisation rund um die «Challenge4ACause» – nicht auf jedem Terrain dominieren können, dürfen, sollen. Das ist eine Lektion, die wir mit zurück in unseren Alltag nehmen werden.

Die Challenge in Namibia verlangt Team Webrepublic einiges ab – manchmal hilft nur noch eine Pause im Schatten und eine strenge «Notiz an sich selbst», dass das hier alles für einen sehr guten Zweck stattfindet. Das ist immer noch die beste Motivation, den Muskelkater in den Oberschenkeln auszuhalten.

Tag 6 und 7: «An den eigenen Grenzen»

An den letzten beiden Tagen unserer «Challenge4ACause» wollen wir noch einmal alles mitnehmen – die Herausforderung, den Schweiss, die Sonne, die Schmerzen. Wir wollen mit dem Mountainbike die «Overhanging Rocks», eine uralte Steinformation und ein heimliches Highlight der Tour, erreichen. Vor unseren inneren Augen sehen wir schon, wie wir in Doros Nawas die Ziellinie überqueren und uns umarmen. Der Schluss der Strecke verlangt uns nochmals alles ab. Juans Knie, das ihm schon zu Beginn der Tour Probleme gemacht hat, zwingt ihn nach wenigen Kilometern dazu auf seinen Körper zu hören und vom Velo ins Begleitfahrzeug umzusteigen.  Nun geniesst er im Jeep eine tolle Safari: «We can also crush it inside the car!», motiviert der Fahrer Juan – und drückt das Gaspedal durch. Nur, um dann wieder langsamer zu machen: Elefanten und Giraffen tauchen auf, ein Salut der Natur vor diesen – wie ein deutscher Teilnehmer es formuliert – «positiv Bekloppten», die eine Woche lang in der Wüste den Elementen zu trotzen versucht haben. Und dann ist es vorbei, es gibt ein paar Tränen, eine Mischung aus Erschöpfung und Freude; viel Erleichterung darüber, es geschafft zu haben.

Wir schauen in die Ferne – und aus der Ferne schaut jemand zurück: Gegen Ende der «Challenge4ACause» sehen wir immer mehr jener Tiere, die man ansonsten vor allem aus «National Geographic»-Dokumentationen kennt.

Bei den Gesprächen im Webrepublic-Team, aber auch mit den anderen Teilnehmenden der «Challenge4ACause», reflektieren wir das Erlebte: Natürlich ist es eine besondere (und privilegierte, das darf man zugeben!) Art, Awareness für die Situation des Spitzmaulnashorn und generell der bedrohten Flora und Fauna Namibias zu schaffen – weil eine Abenteuer-Komponente enthalten ist, weil wir ausgezeichnet betreut werden. Aber dennoch ist das, was wir hier gemacht haben, kein Urlaub: Die «Challenge4ACause» ist eine echte Herausforderung; die Pedale müssen getreten werden, im tiefen Sand oder auf Schotterpisten – Hügel auf, Hügel hinunter. Und wir sehen praktisch vor Ort, welche Projekte mit den Teilnahmegebühren angestossen werden – wie dringend diese Projekte nötig sind. Schliesslich: Einen gewissen «Suchtfaktor» hat das Ganze, trotz der Strapazen, auch mit sich gebracht. Zumindest fragt Campaign Manager Juan, als wir uns auf den Heimweg machen: «Guys – do you think there are other challenges like this? I would like to see Botswana!»

Auch wenn unsere Reise zu Ende ist: Die Natur Namibias wird uns in Erinnerung bleiben. Und Ideen für die nächsten Challenges haben einige Team-Mitglieder auch schon formuliert.

* Zur Autorschaft: Die Tagebuch-Einträge sind eine Synopsis von Audio-Memos der Webrepublic-Mitarbeitenden Tom Hanan, Samuel Kirchhof, Oscar Pfeiffer und Juan Garcia. Sie wurden von Chefredaktor Johannes Hapig editiert.

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