«Den Fokus auf meine Person empfand ich als nicht mehr zeitgemäss»

Die 1970 gegründete Agentur Walder, Werber wird zu Stuiq. CEO und Mitinhaber Sandro Walder erklärt im Interview mit Werbewoche.ch, was sich alles ändert - und was nicht.

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Neue Ausrichtung, neuer Name, neue Partner und neuer Hauptsitz. Nach 50 Jahren heisst Walder,Werber jetzt Stuiq. Die Agentur bringt die Kommunikationsdisziplinen Branding, Campaigning, Digital mit Spezialisten in allen Bereichen zusammen. Die Creative Directors Anna Kindlimann und Stefan Moeschlin werden Partner und stärken neben CEO Sandro Walder das Managing-Team (mehr dazu im Artikel «Aus Walder, Werber wird Stuiq»). Walder äusserst sich im Interview mit Werbewoche.ch zur Neuaustrichtung und der Standort-Erweiterung nach Zürich.

 

Werbewoche.ch: «Stuiq» bedeutet laut Google Translate «Studio» – und zwar auf Bulgarisch. Hat der Name noch eine andere Bedeutung oder was steckt dahinter?

Sandro Walder: Stuiq bedeutet Stuiq. Aber klar gab es Inspirationen. Eine Mischung aus Studio, Unique und Boutique. Genau so sehen wir uns und auch die Stärke unserer Kreativagentur.

 

Ihr Familienname verschwindet aus dem Agenturnamen – nagt das auch etwas an der berühmt-berüchtigten Werber-Eitelkeit?

Gar nicht. Das war sogar das Ziel. Wir haben uns neu aufgestellt, mit Anna Kindlimann und Stefan Moeschlin als Partner. Den Fokus auf meine Person empfand ich als nicht mehr zeitgemäss und entsprach im Agenturalltag auch nicht der Realität. Stuiq ist vor allem eins: ein unglaublich starkes Team. Und darauf bin ich stolz.

 

Ist es aus Branding-Sicht sinnvoll, einen 50 Jahre lang am Markt etablierten Namen verschwinden zu lassen?

Wir haben nicht nur den Namen geändert, sondern uns in den letzten Jahren weiterentwickelt und darum die Positionierung geschärft. Nicht ich als «Walder», sondern wir als Team. Die Agentur bringt heute die Kommunikationsdisziplinen Branding, Campaigning und Digital mit Spezialisten in allen Bereichen zusammen. Das Rebranding war die logische Konsequenz daraus.

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Das neue Umfeld im Zürcher Seefeld soll die Agentur beflügeln.

 

Im Gegensatz zu Uster gibt es in Zürich Agenturen wie Sand am Meer. Geben Sie mit dem Umzug des Hauptsitzes auch lokale Trümpfe aus der Hand?

Die Räumlichkeiten in Uster bleiben bestehen und wurden auch umgebaut. Nach wie vor sind wir auch gerne hier. Als Agentur waren wir aber schon immer national ausgerichtet und nicht auf die Region fixiert. Zu unseren Kunden zählen unter anderem BKW, Mobility, Musik Hug, Kitag Cinemas, Atzmännig, Bachofen, Credit Suisse Asset Management, Campus Sursee und Neon.

 

Führen Sie das Co-Working-Café Werberstube am Bahnhof Uster weiter?

Klar! Das wird es natürlich immer noch geben. Und heisst auch noch so. Die Werberstube ist gut frequentiert und hat sich in der Region etabliert.

 

Sie führten Walder,Werber die vergangenen knapp 15 Jahre als CEO. Welches war in dieser Zeit ihr absolutes Highlight?

Dass ich in den 15 Jahren nie die Freude verloren habe, an dem was ich täglich tue. Das ist nicht selbstverständlich.

 

Welches war der schwierigste Moment für Sie, seit Sie bei der Agentur an Bord sind?

Natürlich gab es heikle oder stressige Situationen…aber relativiert sich nicht alles, wenn man abends nach Hause zu Frau und Kinder kehrt? Bei mir definitiv ja.

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Willkommen in Zürich: Bei Stuiq tragen die Mitarbeitenden nicht nur schöne Socken, sondern haben neuerdings auch die Freiheit, jeden Tag zu entscheiden, wo sie arbeiten wollen.

 

Unter dem Namen Stuiq legt Walder,Werber den Fokus nun viel stärker auf die digitale Entwicklung und Technologien. Reicht es heute nicht mehr, eine klassische Werbeagentur zu sein?

Werbung hat sich grundlegend verändert. Neue Technologien, neue Mechanismen und ein verändertes Medienverhalten in der Gesellschaft. Wir Konsumenten sind aufgeklärter, können uns überall und immer informieren und hinterfragen viel mehr. Diese Entwicklung finde ich super spannend, schafft aber gerade im kommunikativen Bereich grössere Herausforderungen. Und führt dazu, dass wir die Kundenbedürfnisse mit einer klaren und integrierten Markenführung genau treffen müssen. Dazu kommt, dass die Technologie bestehende Geschäftsmodelle immer stärker beeinflusst. Was klassisch bleibt: Wir brauchen Ideen, die überzeugen und begeistern.

 

Wie ändern sich durch die neuen beiden Partner die Besitzverhältnisse? Waren Sie bisher alleiniger Inhaber?

Bislang ja. Neu sind aber auch Anna und Stefan als gleichberechtigte Partner mitbeteiligt.

 

Sie ziehen von Uster ins schicke Zürcher Seefeld. Welchen Einfluss erhoffen Sie sich von der Umgebung auf die Entwicklung der Agentur?

Zunächst mal war das vor allem für uns. Wir wollen Freiheiten und ein Umfeld schaffen, das uns inspiriert und beflügelt. Die Mitarbeiter können jeden Tag frei wählen, wo sie arbeiten wollen. Wir haben ganz viele verschiedene, thematisch bespielte Projekträume geschaffen, die die neue Stuiq-Arbeitsweise fördern und auch Co-Creation mit Kunden vor Ort zulassen. Aber natürlich hat es auch einen strategischen Hintergrund: Als mittelgrosse Schweizer Agentur gehören wir nach Zürich.

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Vespa tifft Eames-Stühle und Kuhfelle: Die Stuiq-Räumlichkeiten können sich sehen lassen.

 

Mal unabhängig davon, dass alles digitaler wurde: Wie hat sich der Markt ihrer Meinung nach in dieser Zeit entwickelt?

Der Markt ist in den letzten Jahren viel komplexer geworden. Alles ändert sich rasant schnell und immer wieder sind ganz neue Fähigkeiten gefragt. Schnelligkeit zählt oft mehr als Qualität. Damit musste ich mich auch erst anfreunden. Aber dieser Wandel schafft auch ganz neue Möglichkeiten. Genau hier positioniert sich Stuiq als Sparringpartner. Why normal? Das ist unsere Haltung.

 

Und wie hat sich die Werbebranche verändert?

Es ist schwieriger geworden, Talente zu finden und längerfristig zu binden. Dies obwohl meiner Meinung nach die Arbeitsbedingungen in der Werbebranche sehr cool sind und man viel Spass bei der Arbeit hat. Bei Stuiq schaffen wir konsequent Freiheiten. Wir sind der Meinung, dass sie die Kreativität beflügeln.

 

Was wollen Sie mit Stuiq Ende 2020 erreicht haben?

Auf keinem Fall Normalität.

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