48. Wirz Cocktail: Komplexitätsreduktion, jetzt!

Rund 300 Gäste aus Medien, Marketing und Wirtschaft folgten der Einladung der Wirz Gruppe zum 48. Wirz Cocktail mit dem Thema «Wir Missionare» – bekehrt wurden sie nicht, dafür aber bestens unterhalten.

735eq7zsm1os7m6kdbkt7fp0iu8sc3h0

Wir können ihnen nicht entgehen, den Missionaren: In den sozialen Medien prasseln sekündlich Ansichten, Tipps und Appelle auf uns ein, die uns sagen, wie wir unser Leben und die Welt verbessern könnten. Kein Thema zu nischig, um nicht zur Religion erhoben zu werden – und sei es die Frage, ob das Rennvelo mit Felgen- oder Scheibenbremsen verlangsamt werden sollte.

«Wenn wir von etwas überzeugt sind, dann wollen wir auch, dass unser Umfeld auf den rechten Weg kommt», sinnierte der Co-CEO von Wirz Communications und passionierte Velofahrer Livio Dainese in seiner Einleitung in den 48. Wirz Cocktail, der am Dienstagabend über 300 Gäste aus der Kommunikationsbranche ins Zürcher Aura lockte. Dies geschehe allerdings weniger aus Nächstenliebe, sondern mehr als Hilfestellung: Der Mensch ist dankbar für Regeln, um sich in dieser immer komplexer werdenden Welt zurechtzufinden – das ist der Punkt, in dem sich alle Teilnehmer der von Mona Vetsch geleiteten Podiumsdiskussion einig waren.

Aus Nächsten- oder Selbstliebe?

Selbst der ehemalige Punk und heutige SRF-Latenight-Talker Dominic Deville machte als Kindergärtner die Erfahrung, dass Anarchie nicht mal den Ur-Anarchos – Kindern – wirklich Spass macht, worauf er sich zum «strengsten Kindergärtner der Innerschweiz» entwickelte.

Rolf Hiltl sieht den Grund für die Entwicklung der Meinung zur Mission vor allem in der plötzlichen Reichweite durch Instagram, Twitter und Snapchat. Seine eigene Mission könnte schlicht Hiltl heissen: Geschickt machte er die hauseigene Guacamole aus Erbsli – sein Vegi-Unternehmen könne nicht mehr hinter dem weltweiten Avocado-Business stehen – immer wieder zum Thema.

Journalist und Digital-Berater Hansi Voigt wird zwar als der «Messias der medialen Digitalisierung» bezeichnet, würde jedoch eigentlich gern für eine Kultivierung der Langeweile predigen, wie er gegen Ende der munteren Diskussion gestand. Lauren Wildbolz, Leitfigur der Schweizer Veganismus-Bewegung, steht charmant zu ihrer Mission: Sie wolle die Menschen sensibilisieren für ihre Verantwortung als Konsumenten. Denn diese plötzliche Reichweite sollte für etwas Positives genutzt werden.

Gut möglich, dass der eine oder die andere beim anschliessenden Apéro riche die Meatballs dankend ablehnte – natürlich nicht, ohne es auf Social Media mit #fleischlosglücklich #machmit zu teilen.

Weitere Artikel zum Thema