Werbescreen-Stopp gefordert: Offener Brief an Zürcher Stadtrat

Die Schweizerische Energie-Stiftung, der Klimastreik Zürich und die «IG Plakat | Raum | Gesellschaft» fordern den Zürcher Stadtrat auf, künftig keine Werbebildschirme mehr zu bewilligen.

Im Brief, den die Verfasser auch an die Medien gesandt hat, heisst es unter anderem: «Die Stadt Zürich hat sich schon lange zum Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft bekannt. Gleichwohl wurden 2015 mit der Einführung von energieintensiven Werbebildschirmen im öffentlichen Raum ein Tabu gebrochen. Eine von der Stadt zusammen mit der Plakatgesellschaft Clear Channel 2017 in Auftrag gegebene Energiebilanz hält unmissverständlich fest: «Die zusätzliche Installation von digitalen Werbeträgern oder der Ersatz eines Plakat-Scrollers mit einem LCD-Werbescreen erhöhen sowohl den Energiebedarf als auch die Treibhausgasemissionen und sind somit gegenläufig zu den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft.»

Dennoch wurde in Zürich die Anzahl Werbebildschirme kontinuierlich ausgebaut, sowohl auf öffentlichem wie auf privatem Grund. In den nächsten drei Jahren wird sie durch die Installation von 257 Bildschirmen an VBZ-Haltestellen vervierfacht.III Rund 95% des Energieverbrauchs, der durch die aufwändige Umrüstung der Haltestellen auf LED-Beleuchtung eingespart wird, wird durch die Installation der Bildschirme umgehend zunichte gemacht.IV Während eine gross angelegte Werbekampagne des EWZ versucht, der Bevölkerung Solarpanele quadratmeterweise zu verkaufen, verbrauchen die aktuellen und geplanten Werbebildschirme auf öffentlichem Grund so viel Strom wie knapp 20 000 Quadratmeter Solarpanele, was der Hälfte aller Solarpanele entspricht, die das EWZ in der Stadt Zürich ausweist.»

Die Stadt untergrabe ihre Glaubwürdigkeit

Die Unterzeichnenden seien der Ansicht, dass eine Erweiterung der digitalen Werbeflächen unnötig Energie fresse und für eine progressiv denkende und handelnde Stadt die falschen Zeichen setze.  So heisst es weiter: «Durch die Zurschaustellung von Konsum auf Werbeträgern, die gegenläufig zur 2000-Watt-Gesellschaft oder dem Netto-Null-Ziel sind, untergräbt die Stadt ihre Glaubwürdigkeit und macht die Anstrengungen des EWZ und der Bürgerinnen und Bürger zunichte. Ein Grossteil des Schadens ist bereits angerichtet. Die Vervierfachung der Werbeflächen und die Zunichtemachung der Energieeinsparungen durch die LED-Beleuchtung der VBZ-Haltestellen läuft bereits. Wir fordern den Stadtrat deshalb auf, die Lose 11–14 der aktuellen AusschreibungVIII (Werbebildschirme und Leuchtdrehsäulen) mit sofortiger Wirkung zurückzuziehen und keine weiteren Werbebildschirme und Leuchtdrehsäulen zu bewilligen, weder auf Privatgrund noch auf öffentlichem Grund. Die laufenden Verträge mit dem Plakatgesellschaften sollen schnellstmöglich gekündigt und auf keinen Fall erneuert werden.»


Der gesamte Wortlaut des Briefes ist online abrufbar.

 

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