«Change oder Die!»

Am Dienstag lud Goldbach Audience zum zwölften Tag der Online-Werbung, bei dem sich alles um Daten und erweiterte Realitäten drehte.

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Klar wurde bereits in der Begrüssungsrede von Gastgeber Stefan Wagner, Managing Director von Goldbach Audience und Co-Moderator Alexander Horrolt, Managing Director Goldbach Digital Services: Der zwölfte Tag der Online-Werbung steht ganz im Zeichen von Augmented Reality, Automatisierung und Data-Driven-Marketing.Als Referenten zeigten die Branchenexperten Jens Pöppelmann, Martin Hubert, Matthias Sala und Uli Weissbrod anschliessend die neusten Errungenschaften und aktuellsten Trends des Online-Geschäfts auf.

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Jens Pöppelmann, Direktor Media Operations IP Deutschland/Mediengruppe RTL, klärte zum Auftakt diverse Fragen rund um die Transparenz der Systeme. So etwa, ob diese Transparenz bei der zunehmenden Automatisierung gewährleistet werden kann, oder welche Key Performance Indicators in der Mediaplanung noch eine Rolle spielen.

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Martin Hubert, Managing Director Nugg.ad und VP Advertising Zalando Media Solutions, lieferte mit Fakten und dem Vorstellen von smarten Technologien Einblicke in das Data-Driven-Marketing.

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Realität und Virtualität vermischen sich

Nach einer kurzen Pause wurde es spielerisch-ernst: Matthias Sala, CEO und Gründer von Gbanga, erklärte, dass Mixed Reality-Spiele stark am Kommen sind und perfekt für Werbung genutzt werden können. Als Beispiel zeigte er ein Video der Mercedes-Jagd in Zürich, bei der kürzlich ein Mercedes die Spielerinnen und Spieler verfolgte. Mittels Smartphone erfuhren sie ihren nächsten Zielort oder ein sogenanntes Safehouse – diesmal ein Warenhaus – in welchem sie für den jagenden Mercedes unverwundbar waren. Wer nicht gejagt und in der Spiel-App eliminiert wurde, kam weiter – einer der Spieler gar so weit, dass er den Mercedes gewann. «Dies ist ein Beispiel, wie Werbung heute sein kann, damit sie das Zielpublikum erreicht», so der Mixed Reality-Profi Matthias Sala.

Der Kunde wird viel persönlicher angesprochen

Reale Umgebung und Virtuelle Realität würden sich in heutigen Mixed-Reality-Apps so vermischen, dass der Spielende eine Immersion erlebe. «Bei einer Immersion taucht man so stark ins Spiel ein, dass sie für einen schon fast Realität ist – man hat das Gefühl, man befinde sich beispielsweise wirklich in einer Blumenwiese, dabei trägt man nur eine Datenbrille. Einfach gesagt werden bei Mixed Reality Übergänge verbunden – man fühlt sich als Teil des Ganzen und wird, wenn es um Werbung geht, viel persönlicher angesprochen als bisher. Der Kaufentscheid wird so öfter gefällt.» Gegenüber der Werbewoche erzählte der Gbanga-CEO, dass seine Firma in der Lage sei, sich die attraktiven Projekte auszusuchen: «Mit Mixed Reality bieten wir etwas Neues an, das uns sehr motiviert. In jedem Spiel ist unser Herzblut drin. Das spürt man, genauso, wie ich beim Lesen eines Romans spüre, ob der Autor einfach wieder eine Geschichte abspult, oder ob sie mit Leidenschaft geschrieben ist.»

Düstere Prognose mit grossem Wahrheitsgehalt

Eine eher düstere, aber umso realistischere Prognose zur Zukunft der Printmedien zeigte der Journalist und Entwickler von Medienprojekten Uli Weissbrod auf. Er startete gleich mit einem Tritt in die Magengrube: «Change or Die ist das Motto – es gibt keine Alternative!», verkündete er. Wer die fundamentale Wandlung der Mediengesellschaft nicht verstehe oder gar verstehen wolle, der verschwinde. «Auf der Rangliste der Freizeitaktivitäten stehen TV, Radio, Mobiltelefonie, Internet und Festnetztelefonie ganz oben, während «Zeit mit dem Partner» an zweitletzter Stelle, vor dem Schlafen, rangiert», so Uli Weissbrod.

«Inhalte müssen geteilt und geöffnet werden»

Traditionelles Handwerk und die Industrie würden laufend verschwinden, Investments teils «für den Papierkorb» gemacht – so etwa die Lancierung des People-Magazins: «Niemand hat auf eine weiteres People-Magazin gewartet, das Projekt war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.»

Abhilfe schaffen können nur neue Strategien: «Inhalte müssen geteilt und geöffnet werden. Die Zeiten der Gatekeeper, die Stopp sagen, ist vorbei. Die Sharing-Kultur wird immer stärker.» Gewinnen würden Medien, die sich auf Nischen spezialisieren und stark auf ihre Leser eingehen: «General Interest ist vorbei, Special Interest ist gefragt. Relevanz schlägt Reichweite – die klassischen Medienhäuser verlieren an Auflage, während Websites wie etwa «Correctiv» für unabhängigen, investigativem Journalismus stehen und damit Erfolg haben.»

Sein Tipp: Verleger sollen aufhören zu jammern, ihre Elfenbeintürme verlassen und sich endlich – wenn nicht bereits zu spät – den aktuellen Herausforderungen stellen. Uli Weissbrod: «Anfangs der 1990er-Jahre hätten sich die Verleger fragen müssen, wie es weitergeht. Stattdessen haben viele über die Online-Entwicklung nur gelächelt. Sie hatten keinen Plan B – und als die Entwicklung immer rasanter wurde, gingen sie unter – dabei war die ‚Bedrohung‘ schon lange da, sicht- und spürbar – aber fast keinen hat’s interessiert.» Fazit: Wer überleben, von Vorteil erfolgreich überleben, möchte, der muss sich, wenn nicht schon lange geschehen, den veränderten Bedürfnissen anpassen. (mgl)

Headerbild: Alexander Horrolt, Martin Hubert, Uli Weissbrod, Jens Pöppelmann, Matthias Sala und Stefan Wagner (v.l.)

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