Auch UBS straft Medien mit Werbeboykott ab

Weil die Zeitung Finanz + Wirtschaft nicht nach dem Geschmack der UBS schreibt, schaltet die Grossbank seit Frühling 2015 keine Anzeigen mehr in der Tamedia-Publikation.

Die Äusserungen Markus Somms zum Inserateboykott der SVP haben in der Medienwelt rege Diskussionen ausgelöst (Werbewoche.ch berichtete). Wie die Schweiz am Sonntag in der aktuellen Ausgabe nun aufzeigt, ist Somms Ansicht, Inserenten müssten sich von der Redaktion nicht auf der Nase herum tanzen lassen, in der Praxis Realität. So straft UBS offenbar Finanz + Wirtschaft seit einem Jahr mit einem Werbestopp ab und hat seither kein einziges Printinserat geschaltet. Grund: Die Linie, die Finanz + Wirtschaft unter Chefredaktor Mark Dittli in der Debatte um die «Too big to fail»-Gesetzgebung fährt, passt der Grossbank nicht. So fordert Dittli im Februar 2015 eine Erhöhung der Eigenkapitalquote bei UBS und CS. Bereits ein Jahr zuvor hatte sich der Wirtschaftsjournalist in einem Gastbeitrag kritisch zur Politik der Banken seit der Finanzkrise 2008 geäussert. Im September 2015 kam es bei einem Interview zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen Dittli und Sergio Ermotti.

Der Konzernchef höchstpersönlich soll denn auch den Inseratestopp angeordnet haben – die Schweiz am Sonntag beruft sich hier auf Aussagen eines Bankenlobbyisten. Dittli bestätigt gegenüber der Zeitung zwar, dass die UBS «seit längerem» keine Anzeigen schalte, gibt aber an, den Grund dafür nicht zu kennen. Und das Medienhaus Tamedia kommentiert grundsätzlich keine «allfälligen Auseinandersetzungen» mit Anzeigenkunden. (hae)

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