Willensstark im Markt

Vor wenigen Monaten ist Stefanie Meierfrankenfeld von Mailand nach Zürich gezogen, um von hier aus den Verkauf für Gruner + Jahr zu managen. Als Managing Director bei Gruner + Jahr Sales-Offices Switzerland & Italy ist sie oft auf Reisen nach Mailand oder Paris anzutreffen.

tefanie Meierfrankenfeld ist seit Kurzem für das Schweizer Sales Office bei Gruner + Jahr zuständig. Zu ihrer Verantwortlichkeit gehört hier einerseits das internationale Geschäft, also die Anzeigenkunden für das gesamte Titel-Portfolio von Gruner + Jahr. Andererseits die Schweizer Splits. Hierzu gehört unter anderem das gerade neu in die MACH aufgenommene Magazin Gala. «Wir haben bereits 182 000 Leser, das ist ein gutes Resultat», konstatiert Meierfrankenfeld erfreut. «Damit sind wir sehr zufrieden.» Gala ist nun seit 5 Jahren in der Schweiz präsent, mit Schweiz-spezifischen Themen aus der eigenen Redaktion.

«Uns ist das Publishing-Geschäft sehr wichtig», betont Meierfrankenfeld. Man schaue schliesslich nicht nur auf das Anzeigengeschäft, sondern auch auf eine qualitativ hochstehende Publishing-Seite. So wurde für GEO in der Schweiz gerade eben erst eine neue Redaktion aufgestellt. Zuständig für das gesamte operative Publishing-Geschäft in der Schweiz und damit auch für Schöner Wohnen und Brigitte Schweiz ist Marco Vala.

«Portfolio und Kundenstamm wachsen stetig»

Das grösste Titel-Portfolio von Gruner + Jahr ist in Deutschland stationiert, das zweitgrösste in Frankreich. In Italien, wo Stefanie Meierfrankenfeld die letzten sechs Jahre war, hat der Verlag keinen eigenen Leserstamm – das Verlagsgeschäft wurde verkauft –, dafür aber viele Anzeigenkunden. Im Jahr 2009, als Meierfrankenfeld nach Milano gezogen war, um dort ein Sales-Office für Gruner + Jahr aufzubauen, wurde der Verlag noch fremdvertreten. Da in Italien einer der wichtigsten Auslandsmärkte liege, was das Anzeigengeschäft betreffe, habe man entschieden, den Markt besser in einem eigenen Büro vor Ort zu bearbeiten, erzählt Meierfrankenfeld. Sie hat daraufhin mit drei Mitarbeitern ein eigenes Sales-Offices in Milano gegründet. Mittlerweile sind es neun Mitarbeiter. «Das läuft sehr gut», erzählt sie freudig.

Das Sales-Office in Milano ist, ebenso wie das in der Schweiz, für alle ausländischen Medien des Verlags und von einigen führenden externen Verlagspartnern zuständig, sprich für das Titel-Portfolio in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Dänemark und China. Ein grosses Thema dabei sind auch die Inflight-Magazine. Dafür arbeitet Gruner + Jahr als Publisher und für den Anzeigenverkauf mit Lufthansa, Austrian Airlines und KLM zusammen sowie als Verkaufsbüro für British Airways und einige andere. «Das Portfolio und der Kundenstamm in Italien sind stetig gewachsen und somit auch das Team», erklärt Meierfrankenfeld.

kdw

Mit Gala nach Zürich – und zurück

Nach einem erfolgreichen Aufbau des internationalen Sales-Offices in Milano ist Stefanie Meierfrankenfeld nun nach Zürich gezogen, um hier den Anzeigen­markt zu bearbeiten. «Ich bin sehr gut in Zürich angekommen», erzählt Meierfrankenfeld. Ganz anders als zuvor im verkehrslastigen Zentrum von Mailand sei sie bereits von den Nachbarn zum Halloween-Kürbissuppen-Essen eingeladen worden, während die Kinder in ihren Kostümen die Nachbarschaft unsicher machten. «Hier findet viel mehr draussen statt und die Kinder spielen auf der Strasse», freut sie sich. Das sei tatsächlich noch ein wenig ähnlich wie ihre Kindheit.

Da Meierfrankenfeld weiterhin für das internationale Geschäft in Italien zuständig ist, pendelt sie öfter nach Milano. Und auch die Publisher in Frankreich und weiteren Ländern wollen besucht werden. Doch so viel Zeit wie gerade im Moment wird sie auf Dauer nicht im Zug nach Milano verbringen. «Ich denke, dass ich so ungefähr alle 14 Tage nach Milano pendeln werde», erklärt sie ihre Pläne. Denn die Kunden in Milano kenne sie bereits, und ihre Sales-Directorin vor Ort leite das Team sehr gut.

Aktuell möchte sie den grössten Teil der Zeit darauf verwenden, in der Schweiz die Kunden kennenzulernen. «Denn die Schweiz ist ja auch gross», führt sie aus und meint den Schweizer Anzeigenmarkt. Gruner + Jahr hat für das internationale Geschäft neben der Deutschschweiz auch viele Kunden in der Westschweiz – dazu gehören vor allem Uhrenkunden. Französisch spricht Meierfrankenfeld zwar nicht, dafür aber Englisch und Italienisch. «Es gibt Menschen, die haben ein gewisses Sprachtalent – bei mir dauert es etwas länger, bis ich frei sprechen kann», erklärt sie. «Ich muss eine Sprache irgendwie logisch durchdringen, das fliegt mir nicht so zu», lacht sie.

Die internationalen Kunden in der Schweiz seien neben Uhren- und Luxuskunden auch Finanzmarkt, Tourismus, Design, Mode – «und Käse», erläutert sie. «Ein grosser Unterschied zu Milano ist hier in der Schweiz, dass ich mit deutschsprachigen Kunden zu tun habe, die auch unsere Produkte super gut kennen», so Meierfrankenfeld. So könne man dann mit den Partnern noch etwas mehr ins Detail gehen. Was jedoch die Titel-Selektion oder auch die Platzierung angehe, bestehe kein grosser Unterschied zur Tätigkeit, die sie in Milano ausgeführt habe, erzählt Meierfrankenfeld. «Generell habe ich das Gefühl, dass sowohl in Italien als auch hier, zusätzlich zu allen Zahlen und Leistungswerten, die natürlich stimmen müssen, immer das persönliche Gespräch als sehr wichtig erachtet wird, um kreative Ansätze zu finden und die Köpfe hinter den Titeln kennenzulernen.»

Der Schaumbadmoment

Stefanie Meierfrankenfeld konnte in Milano ihre gesamte Belegschaft selbst wählen, hat das Team nach und nach aufgebaut und hat bisher auch noch keinen dieser Mitarbeiter verloren. «Wir alle haben mit einem Start-up-Gefühl angefangen, hatten aber immer den grossen Mutterkonzern dahinter», beschreibt sie die gute Ausgangslage. Dies habe Sicherheit, aber gleichzeitig auch die notwendige Flexibilität gegeben. Gerade auch für die Mitarbeiter sei dies auch immer sehr motivierend gewesen. «Wir wussten, der Businessplan muss stimmen, wir müssen auch auf die Kosten und Erlöse schauen. Aber wir haben auch jedes Jahr was Neues», führt Meierfrankenfeld aus. Jedes Jahr kämen neue Länder zur Betreuung und neue Titel dazu. «Das alles zusammen ist wohl Teil des Erfolgs dort», fasst sie zusammen.

Auch was die internationalen Märkte angeht, passe alles ins Bild, meint sie. «Das funktioniert sehr gut», konstatiert sie, «vor allem im internationalen Luxusgüterbereich setzt man weiterhin auf hochwertigen Print. Im nationalen Bereich oder anderen Branchen hat da bereits ein grosses Shifting stattgefunden.» Daher nehme der Verlag auch an den digitalen Veränderungen teil. «Gruner + Jahr bietet über alle Kanäle – und dazu gehört sicherlich digital und mobil mit steigendem Anteil – hochwertige journalistische Inhalte und massgeschneiderte Lösungen wie die Kunden dort eingebunden werden können», führt sie aus. «Doch Luxus hängt schönerweise noch am Print. Man möchte Opulenz, gerade im Uhren- und Luxussegment, sowie nur ein bestimmtes ­Umfeld.»

Auf diese Weise stehe Gruner + Jahr sehr stabil im Markt – gerade mit den weiterentwickelten Flaggschiffen, wie Stern, Capital, Häuser oder Geo. Gala etwa liege nicht nur international stabil im Markt, sondern verzeichne in der Schweiz gar steigende Auflagen und Leserschaft. Spannende Berichte aus der Welt der Schweizer Celebrities, Neuheiten aus Fashion, Beauty, Gourmet und Wellness. «Diesen Themenmix wissen unsere LeserInnen in der Schweiz sehr zu schätzen, quasi der Schaum­bad­moment der Woche», so Meierfrankenfeld. Der Verlag setze gleichzeitig auf erfolgreiche Neueinführungen. So wurden in Deutschland vor 5 Jahren Grazia oder erst kürzlich Magazine wie Barbara ­lanciert. «Des Weiteren trauen wir uns an die Einführung neuer Premium-Nischenprodukte», so Meierfrankenfeld , «wie etwa Salon. Dieses ist sehr haptisch, elegant und opulent.» Sie vergleicht das Magazin mit einer «Vogue für Essen und Gastlichkeit», das eine sehr hochwertige Zielgruppe ansprechen soll. «Es macht total Spass, diese Magazine in den Markt zu tragen.»

Dem Verlag treu

Aufgewachsen ist Stefanie Meierfrankenfeld in Westfalen. Als Kind war sie eher auf Tiere und Landwirtschaft fokussiert. «Ich hatte sogar einmal kurz überlegt, Tierärztin zu werden», erzählt sie. Während des Abiturs habe der Hang zu den Fächern «Deutsch» und «Philosophie» sie dann aber in eine andere Richtung verschlagen. «Selber schreiben könnte ich aber nicht», ist sie überzeugt. «Es gibt ja Leute, die genial in einer Sache sind. Das war ich nie», fügt sie an. Ausserdem sei ihr zunächst nicht ganz klar gewesen, was sie machen wolle. Und BWL habe für eine spätere Berufswahl einen relativ grossen Raum für Entscheidungen geboten. So hat Meierfrankenfeld nach dem Studium im Verkauf der Verlagsbranche angefangen. «Mein Job bietet nun eine gute Verbindung zwischen meinen Interessen», führt sie aus.

Angefangen hat Meierfrankenfeld bereits im Lager bei Bertelsmann, zu dem Gruner + Jahr zu 100 Prozent gehört. Deren Hauptquartier liegt in Güters­loh, wo sie aufgewachsen ist. Bei Gruner + Jahr war sie nach einem Praktikum in NY und Hamburg und einem Traineeship als Portfolio-Manager Digital tätig, bevor sie als Business & Sales Strategy Manager zu AOL ging. Zweieinhalb Jahre später stieg sie als internationale Verkaufsleiterin wieder bei Gruner + Jahr ein und ist seit da rund elf Jahre für den Verlag tätig. Die langjährige Erfahrung beschert ihr nicht nur ein gutes Netzwerk. Auch die Nähe zu den Redak­tionen wie auch zu den Kunden ist ihr wichtig.

Was sie antreibt, ist kurz beschrieben. Abgesehen davon, dass sie ein gutes Selbstvertrauen mitbringt – was unter anderem auch durch den selbstständigen Aufbau eines Sales-Office in Milano gewachsen ist – beschreibt Meierfrankenfeld ihre Motivation sehr leicht verständlich: «Ich habe eine klare Vorstellung davon, was möglich ist – und den Willen, was nötig ist, einfach gut zu machen.» In Milano etwa habe sie sich zu Anfang mit viel Mühen durchgewurstelt, am Ende habe dann aber genau diese Entschlossenheit zum Erfolg geführt. «Ich bin wohl ziemlich willensstark und auch etwas ungeduldig», fügt sie an. «Es macht mich einfach glücklich wenn’s funktioniert, für unsere Anzeigenpartner und damit auch für uns.»

Ursina Maurer

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