Déformation professionelle – Berufskrankheiten in Werbung und Marketing

Axel Eckstein, Executive Creative Director bei Leo Burnett Schweiz, schreibt in der Werbewoche über Pathologisches in Werbung und Marketing. In der vierzehnten Folge: Kampagnenbruch (damnatio memoriae).

Beschreibung

Kampagnenbrüche sind die Folge von personellen Wechseln auf Führungsebene, oft auf Auftraggeber- und mitunter auf Agenturseite. Sie werden begünstigt durch den Drang, mit etwas Neuem rasch persönliche Spuren zu hinterlassen.

Anatomie

Die Kampagne ist ein Gewebe, das die jüngere Vergangenheit mit der nahen Zukunft der Marke verbindet. Das Gewebe besteht aus einzelnen Flights in unterschiedlichen Kanälen. Wölbt sich ein Ego in die Lücken dazwischen, können fertige Präsentationen, geplante Filmdrehs und langjährige Geschäftsbeziehungen abgeklemmt werden.

Formen

Ein direkter Kampagnenbruch entsteht, wenn der Rückgang des Marktanteils die Fluktuationsrate im Management übersteigt. Ein indirekter Kam­pagnen­bruch beginnt mit einem leisen Husten in Kennenlerngesprächen und Äusserungen wie «Kommunikation turnusmässig überprüfen». Das bisherige Team kann dann Zeit und Geld investieren, um zu zeigen, dass personelle Änderungen auch auf seiner Seite längst überfällig sind.

Behandlung

Ein sich abzeichnender Bruch ist in den meisten Fällen nicht abwendbar. Eingriffe während der akuten Phase sind umstritten und können den Bruch sogar beschleunigen. Weit verbreitet ist ein maximalinvasives Verfahren, bei dem ein Beziehungsnetz (das der neuen Führungskraft) in die Bruchstelle implantiert wird. An den Rändern des Netzes bilden sich zwar Narben, ein Verwachsen mit der Umgebung bleibt allerdings aus.

Bisher erschienen:
 

Ordnungszwang (normomanie)
Kunde-Staupe (procure distemper)
Director’s Cut (conceptus amputatis)
Lach-Stau (risum interrupta)
Vorzeitiger Markenerguss (ejaculatio logo praecox)
Ideen-Wundliegen (decubitus idea)
Panisch-progressive Störung (morbus pendulum)
Margenentzündung (gastritis profit)
Erfolgsschielen (strabismus successus)
Goldfieber (febre auri)
Platitourette (repetitio nausea)
Visueller Fetischismus (stimulus best practice)
Probonose (thrombosis facsimile)
 

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