Der Motz von Butz: Über den Muschelpunktesammeltrick

Oder über die Unart des Shell ClubSmart. Auch Shell hat schon vor längerer Zeit eine Kundenbindungsaktion ins Leben gerufen. Hier meine persönlichen Erfahrungen und meine Meinung zu solchen Aktionen.

Meine Tankstelle an der Bergstrasse in Zürich hat dank der ClubSmart-Karte riskiert, dass sie ihr gutes Image verliert. Shell hat dort, nebst diesem Schnapskioskladen, noch eine/n Tankwart/in, die den richtigen Stotzen in den Tank stecken, die Scheiben reinigen und sogar den Ölstand kontrollieren. Verbunden mit einem kleinen Schwatz über das Wetter oder so ist Volltanken kein unpersönlicher, anonymer Vorgang, sondern ein charmantes Erlebnis. Doch da war mal so ein netter Tankwart, der mich gegen eine Unterschrift für eine solche Shell- ClubSmart-Karte und somit für diese Mitgliedschaft überreden konnte. Ausser für Flugmeilen besitze ich weder Coop- noch Cumulus- oder sonstige Karten. Seit ich dieses persönliche, nicht übertragbare Plastikteil besass, forderten mich die jeweiligen Shell-Tankwarte auf, mir darauf Punkte fürs Benzin gutschreiben zu lassen. Mit der Zeit läpperten sich diese zusammen, so dass ich mir in einem SmartClub-Katalog was Passendes punktemässig aussuchen konnte.

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Unter den unnötig und eher billig wirkenden so genannten tollen Angeboten entschied sich der Familienrat für eine elektrische Philips-Schallzahnbürste für 4999 Punkte fürs Bad im Landhaus in der Toskana. Dies entspricht in etwa 0,5 Prozent des Verkaufswerts. Eine solche Bürste lässt sich online für CHF 44.– kaufen. Was dieser Entscheid sodann auslöste, schildert meine Frau Inge Steiger am besten selbst.

Per Login Mitte September auf das persönliche Konto der ClubSmart-Karte konnten wir das Objekt abbuchen. Danach Bestätigung mit Vermerk «Lieferung innert 15 Tagen». Die unwichtige Angelegenheit ging vergessen, bis wir ClubSmart im Dezember schriftlich mitteilten, dass das Objekt bisher nicht eingetroffen sei. Ein E-Mail (ohne Anhang) forderte uns 10 Tage danach auf, eidesstattlich zu erklären, dass nichts dergleichen eingetroffen sei, was per Brief erfolgte. ClubSmart forderte uns Ende Januar erneut auf, das Formular, das sich damals nicht im Anhang befand, auszufüllen. Der Neuversand wurde uns danach mit der Bitte um Geduld am 9. Februar bestätigt. Heureka! Das «Objekt der Begierde» traf am 18. März adressiert an die falsche Hausnummer ein.

Meine Theorie: Will man seine Kunden an sich binden, dann darf das Geschenkte nicht von billiger Qualität sein. Jedes Mal, wenn ich diese auch ergonomisch falsche Zahnbürste benutzte, ärgerte ich mich über Shell. Das hat nun ein Ende, siehe Foto. Das Magazin Bilanz beschenkte mich mal (ausgerechnet) mit einem Keramikmesser. Die Schnittwunde, die ich mir damit beifügte, werde ich nie vergessen. Hingegen sind A666967 mir die originellen Aufmerksamkeiten von Stefan Merz, z. B. mit seinem CI bemalte Feuerlöscher zu Weihnachten immer noch in bester Erinnerung.

Wer keine gute Idee kreiert, sollte nichts verschenken. Wie oft erhält man einen unbrauchbaren Nonsens geschenkt. Glücklicherweise hat man schnell vergessen, wer der Spender war. Fazit: Lieber nichts tun als etwas Unoriginelles, Unauffälliges und Unerklärliches. Dieses Gebot gilt auch für jede Werbung. Mein Aufsteller: Tinger, meine Frau, hat mir eine nigelnagelneue Oral B black von Braun geschenkt, ohne Punkteabzug.

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Theophil Butz, Grafiker, Werbeagentur-Inhaber, Inspirator und seit mehr als vier Jahren auch noch Motzer für die Werbewoche-Leser. Sachdienliche Hinweise bitte an theophil@undbutz.ch.
 

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