Déformation professionelle – Berufskrankheiten in Werbung und Marketing

Axel Eckstein, Executive Creative Director bei Leo Burnett Schweiz, schreibt in der Werbewoche über Pathologisches in Werbung und Marketing. In der fünften Folge: Margenentzündung (gastritis profit).

Beschreibung

Eine Margenentzündung liegt vor, wenn das schützende Gewinnpolster eines Unternehmens, insbesondere das einer Agentur, angegriffen wird.

Verlauf

Das Gewinnpolster besteht im Normalfall zu je einem Drittel aus Projekthonoraren, Pauschalvergütungen und Provisionen. Entzündungen beginnen meist in der Provisionsschicht, welche kurzzeitig erfolgsbasisch wird und sich schliesslich komplett auflöst. Allmählich – mitunter über Jahre – verätzen Kostendiskussionen auch die übrigen Schichten.

Formen

Die wichtigsten Krankheitsformen sind chronisch. Nikotin und Alkohol können dabei eine Rolle spielen, denn der langfristige Wegfall entsprechender Werbebudgets reisst empfindliche Löcher. Weit häufiger aber tritt Margenentzündung als Autoimmunkrankheit auf, deren Pathogenese noch nicht vollständig geklärt ist: Das natürliche Abwehrsystem, das im Normalfall feindliche Kosten wie Gratiskaffee und Freelancer bekämpft, bildet Antikörper gegen die eigenen Grundsätze. Kostenlose Pitch-Präsentationen sind die Folge.

Diagnose

Eine sichere Untersuchung bietet nur die Margenspiegelung. Dazu wird eine Standleitung von der Konzernzent-rale in die Niederlassung gelegt. Dieses Verfahren ist nicht schmerzhaft und der anfängliche Würgereiz lässt rasch nach. Der CFO kann nun den Cashflow in der New-Business-Pipeline bis in den oberen Bereich der Produktionsorgane detailliert auf einem Bildschirm betrachten.

Bisher erschienen:

Erfolgsschielen (strabismus successus)
Goldfieber (febre auri)
Platitourette (repetitio nausea)
Visueller Fetischismus (stimulus best practice)

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