Der Motz von Butz: Nichtsnutzwerbung

Nicht, dass ich solche Raritäten wie auf dem Bild suchen muss. Nein, sie verfolgen mich dauernd und somit auch die Konsumenten. Aber die schauen ja schon gar nicht mehr hin.

Um was es hier geht: Diese Plakatstelle, ein alltägliches Werbebeispiel von heute, November 2014. Ich hätte auch drei Prospekte oder drei TV-Spots im Tele Zürich auswählen können. So präsentiert sich für mich die Mehrheit der Werbung, die niemand nachvollzieht und dadurch auch nicht versteht. Also Werbung, die viel Geld kostet, aber nichts nützt.

Unbenannt-9_45
 
Ich schreibe meine Kolumne hier in einer Werbeund Marketingfachpresse, deren Leser daran interessiert sein sollten, dass ihre Kunden optimale Kommunikationslösungen erhalten. Leider, wie hier aber beschrieben, ist die Realität völlig anders. Ich verstehe diese Unprofessionalität nicht. Oder handelt es sich um Augenverschliessen oder gar um eine Kundenverlierangst?

Meine Analyse zu dieser Misere: Den Nichtsnutz- Effekt habe ich schon öfters beschrieben. Anscheinend aber nicht klar genug.

Nehmen wir mal diese zufällig entdeckten F4- Plakatbeispiele unter die Lupe. Die Anforderungen an ein Strassenplakat müssen folgende Bedingungen erfüllen: 1. Versteht der Betrachter in einer Sekunde, um was es sich handelt? Links um ein Auto, Mitte um ein Handy, rechts – kann ich auch bei einer 5-Sekunden-Betrachtung nicht optimal erkennen, ob hier die Rede von einem Reisebüro oder einem Rasierwasser ist. 2. Wie heisst die Marke dieses Produkts? Links, Mitte und rechts bleibt nach 1 Sekunde keine Erinnerung. 3. Können Sie sich an die Aussage oder den Produktvorteil erinnern? 3 x nein. 4. Wie lautet der Slogan des beworbenen Produkts? Keine Ahnung, weiss nicht, was ist ein Slogan?

Warum ist diese Analyse so niederschmetternd? Betrachten wir diese drei Unplakate mal genauer. Links handelt es sich um ein Nissan-Autoplakat. Eine Marke, die sich schon seit jeher durch Profillosigkeit auszeichnet. Somit eine bedeutungslose Reisschüssel, die nicht auf den Wetterbericht angewiesen ist. An das Märchen mit dem Schnee glaubt ja wohl niemand. Wer hat denn auch schon Zeit und Intellekt, diese Headline zu lesen und zu begreifen. Übrigens soll dieser Nissan ab 34 890 Stutz auch noch Qashqai heissen. Sprechen Sie diesen Namen mal aus. Das Plakat auf der rechten Seite ist offenbar noch eine der letzten, rechtlich zugelassenen Möglichkeiten, für Marlboro zu werben. «Sei einer von tausend Entdeckern.» Dazu steht auch noch obligatorisch, dass Rauchen tödlich ist. Liebe Philip Morris, stoppt solche Unsinnswerbung und spendet das Geld der Krebsliga.

Nun zu meinem Lieblingsscheusal. Die Headline lautet: «Einfach schärfer, LG, G3.» Und viel Kleintext, 6 Stück an der Zahl, nebst Handys von vorne und hinten und dazu noch zwei Uhren. So farbig gestaltet, dass ich im ersten Moment kaum fassen konnte, dass Apple dermassen schlechte Werbung kreiert. Ach so, es geht dabei ja nicht um das iPhone 6.

Für mich ist einfach unvorstellbar, dass die Nissan-, LG- und Marlboro-Agenturen einen solchen Nichtsnutz rauslassen. Ein Berufsverbot müsste man hier verhängen.

Der Aufsteller der Woche ist die endlich fertiggestellte Website www.tingerbutzmarketing.ch. Da könnt Ihr mal Beispiele von guter Werbung anklicken.

Theophil Butz, Grafiker, Werbeagentur-Inhaber, Inspirator und Motzer für die Werbewoche. Sachdienliche Hinweise bitte an theophil@undbutz.ch.

Weitere Artikel zum Thema