Verluste nehmen zu

Auch die neu konzipierte MACH Basic ändert nichts an der anhaltenden Erosion der Reichweiten von Pressetiteln. Im Vorjahresvergleich haben nicht weniger als 53 Publikationen signifikant verloren, 43 davon sind deutschsprachig.

Mit der MACH Basic 2014-2 liegen jetzt erstmals Vergleichszahlen aus zwei vollständig unabhängigen Erhebungen vor. Die Ergebnisse der MACH Basic 2014-1 bestanden ja noch zu 50 Prozent aus den gleichen Zahlen wie diejenigen der MACH Basic 2013-2 (siehe auch Kasten «Die MACH Basic 2014-1»). Und genau gleich sind rund die Hälfte der Daten in der neuesten Studie bereits in der Auswertung 2014-1 vertreten. Aus diesem Grund liegt das Schwergewicht in dieser Nummer auf den Vorjahresvergleichen. Und diese zeigen nun, dass insgesamt über alle vom Media Trend Journal in dieser Zeit erfassten Titel mehr als 2,5 Millionen Kontakte verloren gegangen sind. Das entspricht einem Minus von 5,9 Prozent.

Alle Titelgruppen verlieren

Wie die Grafik «Veränderungen Kontaktsummen» zeigt, gibt es die auffälligsten Ausschläge in der Südschweiz. Hier hat die Tagespresse 5,0 Prozent zugelegt, die Sonntagspresse dagegen 13,6 Prozent verloren. Allerdings ist der Zuwachs der Tagespresse nicht durch signifikante Abweichungen von einzelnen Titeln begründet und deshalb eher zufällig. Dem Verlust der Sonntagspresse liegt aber eine signifikante Reichweiteneinbusse des Caffè della Domenica zugrunde. Dies ist aber der einzige Titel im Tessin mit einer signifikanten Veränderung. In der Westschweiz gibt es neun Titel mit signifikanten und allesamt negativen Veränderungen: zwei Tageszeitungen, die einzige Sonntagszeitung, fünf Titel der Publikums- und einer der Spezialpresse. In der deutschen Schweiz haben dagegen nicht weniger als 43 Publikationen signifikant verloren. 7 bei der Tagespresse, 3 bei der Sonntagspresse, 23 bei der Publikumspresse und 12 bei der Spezialpresse. Signifikant zugelegt haben dagegen nur gerade zwei Titel: Das St. Galler Tagblatt durch die «zugekauften » Leser von Kopfblättern sowie der Senkrechtstarter Landliebe von Ringier.

kontaktsummen

Unveränderte Gratisanteile

Die Kontaktsummen der Gratistitel haben zwar in allen Titelgruppen abgenommen, aber weniger stark als bei den bezahlten Publikationen. Deshalb hat der Gratisanteil mit Ausnahme der Sonntagspresse grundsätzlich leicht zugenommen und liegt jetzt über alle Sprachgebiete und Titelgruppen bei 47,2 Prozent.

Wie die Grafik «Gratisanteile nach Titelgruppen und Sprachregionen» zeigt, gibt es am Sonntag nur im Tessin Gratiskontakte. Dafür sind es dann gleich 100 Prozent – genau gleich wie bei der Publikumsund Spezialpresse. Insgesamt und in den beiden andern Sprachgebieten ist der Gratisanteil aber weiterhin bei der Publikumspresse am höchsten. Grundsätzlich gilt die Regel: je kleiner das Sprachgebiet, desto höher der Gratisanteil. Grosse Unterschiede gibt es aber auch je nach Titelsegment. So liegt er im Segment «Nationale Themen» mit den Illustrierten, den Konsumthemen und den Grossverteilern in der Westschweiz bei fast 90 Prozent, die ausschliesslich von den beiden Genossenschaftstiteln von Coop und Migros stammen.

Gratisanteile

Kombinazione erreicht 50 Prozent

In mindestens zwei Sprachgebieten erzielen immerhin sechs Angebote je mindestens fünf Prozent Reichweite. Sie sind in der Grafik «Nationale Angebote » in der Reihenfolge ihrer nationalen Reichweite aufgeführt. Mit Ausnahme der KombiNation SwissWomen von Ringier mit Schweizer Illustrierte, Glückspost, L’Illustré und TV8 sowie des NZZ Business Combi von NZZ und Le Temps sind alle diese Angebote in allen drei Sprachregionen vertreten. Die an dritter Stelle platzierte KombiNation Swiss- Family von Ringier mit SonntagsBlick, Schweizer Illustrierte, L’Illustré, L’Hebdo, TV8 und Il Caffè della Domenica erzielt dabei in der Westschweiz die zweithöchste Reichweite. Beim führenden Angebot Kombinazione mit allen drei Migros-Wochenblättern fällt der starke Unterschied zwischen den drei Sprachgebieten auf. Gesamtschweizerisch erreicht es aber immerhin knapp die Hälfte der sprachassimilierten Bevölkerung ab 14 Jahren. Die beiden KombiNation-Angebote von Ringier sind jeweils in der Westschweiz deutlich stärker als in den andern Sprachgebieten und im gesamtschweizerischen Durchschnitt. Je zwei der nationalen Kombinationen werden durch die Migros und Ringier angeboten, je eines durch Tamedia und durch NZZ/Ringier.

nationale-angebote

Migros und Coop dominieren

In der Grafik «Reichweitenjäger Deutschschweiz» sind neu alle Angebote aufgeführt, die im Sprachgebiet mindestens 25 Prozent der Grundgesamtheit erreichen. Die vor einem Jahr gezogene Mindestgrenze von 30 Prozent übertreffen jetzt nur noch drei Angebote. In beiden grossen Sprachgebieten belegen die Titel von Migros und Coop weiterhin die Spitzenplätze. Dahinter folgt in der Deutschschweiz 20 Minuten, das damit sämtliche Kombinationen von bezahlten Titeln hinter sich lässt und auch das einzige Angebot ist, dessen Reichweite aktuell nicht signifikant tiefer ist als vor einem Jahr. In der Westschweiz, wo die Mindestgrenze für die Aufnahme bei 30 Prozent liegt, schieben sich vor das Pendlerblatt die Wochentag-/ Sonntags-Kombination von Le Matin sowie RomandieMAX mit den gleichen Ringier-Zeitschriften wie die KombiNation SwissFamily, die aber sprachraumübergreifend belegt werden muss. Hier haben alle Angebote mit Ausnahme von 20 minutes und Coopération gegenüber dem Vorjahr signifikant an Reichweite verloren.

Reichweitenjaeger
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Ringier dominiert Bezahlte

Bezahlte Einzeltitel haben im Konzert der grossen Kombinationen und Gratistitel jedenfalls nichts verloren. Le Matin Dimanche in der Westschweiz ist hier die Ausnahme, mit der die Regel bestätigt wird – auch wenn gemäss der letzten Beglaubigung über ein Viertel der Auflage gratis oder mit über 50 Prozent Rabatt vertrieben werden. Die Sonntagsausgabe von Le Matin ist denn auch nach wie vor Leader bei den bezahlten Top-Titeln (siehe Grafik). Hier musste die Untergrenze auf 15 Prozent gesenkt werden, da die frühere Grenze von 20 Prozent nur noch durch vier Titel übertroffen wird. Die Reihenfolge hat sich nicht verändert. Dominierender Verlag ist Ringier mit den vier Titeln L’Illustré, SonntagsBlick, Schweizer Illustrierte und TV8. Die Tamedia kommt in dieser Rangierung mit den beiden Titeln von Le Matin auf die gleiche Anzahl Publikationen wie die Konsumenteninfo mit Bon à savoir und dem K-Tipp. Mit dem Beobachter ist schliesslich auch noch Axel Springer vertreten. Nicht signifikant verloren gegenüber dem Vorjahr haben nur die welschen Titel Bon à savoir, L’Illustré und TV8.

toptitel-bezahlt

Ueli Custer

Basisinformation

Basis der Auswertungen bilden die von der WEMF vorab mit Sperrfrist zur Verfügung gestellten Tabellen aus dem Berichtsband. Ausgewertet wurden alle mindestens fünfmal wöchentlich erscheinenden Tageszeitungen (ohne Grossauflagen), alle Titel der Publikums-, Finanz- und Wirtschafts- sowie der Spezialpresse. Die lokalen und regionalen Wochentitel sind nicht enthalten. Bei Tageszeitungen wird jeweils nur die grösste Einheit berücksichtigt. Kopfblätter und Teilausgaben sind – unabhängig von den Besitzverhältnissen – nicht aufgeführt.
 
Nicht berücksichtigt sind auch die in den WEMF-Tabellen ausgewiesenen Ergebnisse der Zeitungsbeilagen Z – die schönen Seiten als Beilage von NZZ und NZZ am Sonntag und das Vista-Zeitungskombi als Beilage einer ganzen Reihe von Tageszeitungen. Denn deren Werte wurden nicht separat abgefragt, sondern nur als gerechnete Kombination der Trägertitel ausgewiesen. Sie lassen sich deshalb in keiner Weise mit denjenigen von separat abgefragten Beilagen wie Das Magazin, NZZ Folio, Télétop Matin, Femina oder die Ausgehbeilage Extra des Corriere del Ticino vergleichen. Wie die Ergebnisse dieser Titel zeigen, liegt deren Nutzung jeweils deutlich tiefer als diejenige der Trägertitel. Die in der MACH Basic ausgewiesenen Werte für Z – die schönen Seiten und das Vista-Zeitungskombi sind also mit Sicherheit überhöht.

Hochrechnungsbasis

Sie basiert auf der Statistik der Bevölkerung und der Haushalte des Bundesamtes für Statistik (STAT-POP) und der Strukturerhebung des Bundesamtes. Die Grundgesamtheit der MACH Basic 2014-2 ist identisch mit derjenigen der MACH Basic 2014-1 und wie folgt strukturiert:

– Deutsche Sprachgruppe: 4 631 000 (+38 000 oder 0,8%)
– Französische Sprachgruppe: 1 503 000 (+10 000 oder 0,7%)
– Italienische Sprachgruppe: 288 000 (+3000 oder 1,1%)
– Grundgesamtheit total: 6 422 000 (+52 000 oder 0,8%)

Der Zuwachs bezieht sich auf den Vergleich zur MACH Basic 2013-2.

Stichprobenziehung

Sie umfasst nicht nur die eingetragenen Festnetznummern, sondern auch Personen in Haushalten ohne eingetragene Nummer (15 % aller Haushalte) oder ohne Festnetzanschluss (5 % aller Haushalte).

Stichprobengrössse

Sie beträgt 19 276. Befragungsablauf In einem ersten Anruf wird die Zielperson rekrutiert und dann entweder mit einem zweiten Anruf telefonisch oder online befragt.

Befragungszeitraum

Die Ergebnisse der MACH Basic 2014-2 wurden zwischen dem 10. April 2013 und dem 5. April 2014 erfragt. Rund die Hälfte der Werte sind mit denjenigen der MACH Basic 2014-1 identisch, die zwischen dem 1. Oktober 2012 und dem 6. Oktober 2013 erhoben wurden.

Zeigematerial

Den Befragten stehen sowohl beim Telefoninterview als auch im Online-Fragebogen Zeigematerial (Titellogo und mögliche Antwortvorgaben) zur Verfügung.

Incentivierung

Teilnehmende am Interview erhalten ein kleines Geschenk im Wert von zehn Franken, das die Mitmachbereitschaft erhöht.

Kommunikationsräume

52 zusammengefasste Kommunikationsräume (zKommR) ergänzen die Lücke zwischen den Wirtschaftsgebieten und den Bezirken, die häufig nur sehr kleine Fallzahlen aufweisen.

Reichweiten von Zeitungen mit einer Auflage von unter 20 000 Exemplaren
In der Auswertung 2014-2 basieren die Werte auf der durchschnittlichen Leserschaft über die gesamten 24 Monate, die nach der neuen Methode erhoben wurden. Dadurch wird die Datenbasis vergrössert und der Schwankungsbereich reduziert sich. Weitere Einzelheiten sind im Berichtsband oder auf www.wemf.ch zu finden.

 

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