Terre des hommes sucht kleine Sklaven

Terre des hommes, das grösste Schweizer Kinderhilfswerk, hat gestern seine nationale Sensibilisierungskampagne gegen die Ausbeutung von Kindern durch Arbeit lanciert. Sie wurde von der Agentur Young & Rubicam Group Genf in Zusammenarbeit mit Jobup.ch umgesetzt.

Die Kampagne «Kleine Sklaven gesucht» fällt auf den Internationalen Tag gegen Kinderarbeit am 12. Juni. Dies ist zugleich der letzte Tag der Verhandlungen der Internationalen Arbeitsorganisation zur Überarbeitung der Konvention zur Zwangsarbeit aus dem Jahr 1930. «Junge Mädchen gesucht…» titeln die verstörenden Stellenanzeigen, die heute und gestern in der Schweizer Presse, im Netz und an verschiedenen Plätzen auftauchten.

Diese Anzeigen existieren nicht wirklich – die Situationen, die sie beschreiben, sind jedoch durchaus real. «Die Not der 5,5 Millionen Kinder, die weltweit Opfer von Zwangsarbeit sind, ist einem grossen Teil der Schweizer Öffentlichkeit unbekannt. Einerseits, weil dieses Problem in erster Linie in weit entfernten Ländern vorkommt, vor allem aber, weil diese Kinder nicht imstande sind, davon zu berichten. Was, wenn das mein Kind wäre?, lautet die Frage, die sich die Menschen stellen sollen», erklärt Vito Angelillo, Geschäftsführer von Terre des hommes.

Zur 103. Session der Internationalen Arbeitsorganisation versammelten sich Vertreter und Vertreterinnen von 185 Staaten sowie von Gewerkschaften und Arbeitgeberorganisationen in Genf, um die Konvention zur Bekämpfung der Zwangsarbeit zu überarbeiten. Als Verteidigerin der Kinderrechte macht Terre des hommes die Bevölkerung sowie die Schweizer Behörden auf die grosse Verletzlichkeit der Kinder, die in der Schweiz und weltweit Opfer der modernen Sklaverei sind, aufmerksam: Um diese Problematik zu bekämpfen, müsse die Schweiz in den Bereichen Prävention, Schutz und Wiedergutmachung mit Beispiel vorangehen. So habe sie sich nicht nur bei der Ausarbeitung und Umsetzung der Mechanismen zu beteiligen, sondern auch die Verpflichtungen der Kinderrechtskonvention einzuhalten. Demzufolge sei ein Kind in erster Linie als solches zu anerkennen, mit uneingeschränktem Zugang zu Grundrechten, unabhängig des juristischen Status auf Staatsgebiet.

Doch nicht allein die Verurteilung einer inakzeptablen Situation ist das Ziel dieser Kampagne, die von der Agentur Young & Rubicam Group Genf in Zusammenarbeit mit Jobup.ch umgesetzt wurde. Terre des hommes ruft die Schweiz inständig auf, vor dem Hintergrund ihrer humanitären Tradition, ihre Vorbildfunktion gegenüber anderen Staaten wahrzunehmen. Sie soll die Behörden dazu aufrufen, die notwendigen Massnahmen, um die Opfer von Zwangsarbeit zu schützen, im Sinne der Kinderrechtskonvention so rasch wie möglich umzusetzen.

 

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