Positionieren und «laut kommunizieren»

Goldbach im Umbruch: Nachdem Michi Frank zu Beginn dieses Jahres die Geschäftsleitung übernommen hat, wirkt seit März auch ein neuer CMO: Klaus Nadler, ehemaliger CEO GroupM Schweiz.

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Die Herausforderungen bei der Goldbach sind genau nach seinem Sinn. Auf Grund seiner Historie soll sich Klaus Nadler als ausgewiesener «Digitaler» neben den klassischen Aufgaben als Chief Marketing Officer und dem Gruppen-Produkt-Management vor allem «stark in den digitalen Bereichen engagieren» und dort strategisch mitwirken. «Goldbach ist sehr bekannt. Die Differenzierung der Geschäftsfelder fällt aber schwer. Wir werden sehr stark als TV-Vermarkter wahrgenommen. Dass wir aber auch im Online- Segment führend sind, wird erst sehr vage bemerkt. Das Gleiche gilt in anderen Geschäftsfeldern. Für mich ist die Aufgabe deshalb offensichtlich: eine klare Positionierung der Geschäftsfelder, eine klare Aussage, was wir eigentlich machen, und das ganze Thema stärker am Markt etablieren.» So lautet eine erste Analyse von Klaus Nadler nach knapp vier Wochen am neuen Arbeitsplatz. Am schwersten tue er sich dabei mit der klaren Positionierung der Geschäftsfelder der Goldbach Interactive.

«Dass die kreative Digitalagentur ebenfalls Teil der Gruppe ist, habe ich als ehemaliger Aussenstehender erst spät wahrgenommen. Das, obwohl es sich um eine Agentur mit 71 Leuten handelt, die auch im BSW-Ranking auf Platz 8 gut unterwegs ist. Nur ist das leider noch zu wenig bekannt, genauso wie ihr bemerkenswerter Kundenstamm. Wir haben auch eine Dependance in Deutschland, aus dem ehemaligen Suchtreffer haben wir dort die Goldbach Interactive Deutschland entwickelt.» All das will der neue CMO jetzt positionieren und dann entsprechend «laut» kommunizieren. Zur Unterstützung ist Klaus Nadler eine 11-köpfige Marketingabteilung inklusive Public Relations und Investor Relations unterstellt. Ab Juli 2014 wird zusätzlich eine Expertin für das Product Management aktiv. Auch der für das Marketing wichtige Bereich Datenmanagement ist bereits hochkarätig besetzt.

Eine Vorwärtsstrategie treibt den Manager seit jeher an. «Es ist mir wichtig, dass man essentiell mitwirken kann. Dabei darf ich ohne schlechte Gefühle eingestehen: Ich arbeite tatsächlich sehr gern. Und trotzdem gelingt es mir, eine Balance zwischen Privat und Beruf zu halten.» Klaus Nadler ist stolz auf seine 15-jährige Tochter, die bei seiner Ex-Frau in Hamburg wohnt, ihn fast jeden Abend per SMS kontaktiert «und bei jeder Gelegenheit nach Zürich kommen will». Hier bzw. in Kilchberg wohnt er mit seiner neuen Lebenspartnerin und ihrer gemeinsamen 15 Monate alten Tochter. «Alles hat sich inzwischen bestens eingependelt. »

Beruflich ist Klaus Nadler mit einem Studium der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Marketing in Giessen gestartet. Bereits während der Uni hat er nebenbei für Alcatel gearbeitet und dann nach dem Diplom ein Übernahmeangebot bekommen. Auch für Werbung habe er sich schon früh interessiert. Bereits sehr nah bei seiner heutigen Spezialität war ein zweiter Job. Bei T-Online, damals noch ein Spinn-off der Telecom, war Klaus Nadler von Beginn an – «als Mitarbeiter Nummer 23» – dabei. Damit wirkte er in einem Team, das als «Wegbereiter für das Internet in Deutschland» gilt. Nadler durfte den E-Commerce mit aufbauen. «Diese ersten Shopping- Portale waren auch das erste Geschäftsfeld, das neben dem Zugangsgeschäft zum Netz eine hohe Bedeutung erzielen konnte.»

Diese Erfolge im Darmstadt haben Nadler schliesslich dazu gebracht, sich noch stärker im di gitalen Bereich zu spezialisieren. «Das war das Thema mit dem meisten Potenzial für mich. Mir gefiel auch diese Dynamik, damals noch in der Pionierzeit des World Wide Web.» Der Glaube an die Zukunft hat sogar Mut zur Selbständigkeit gemacht. Im Rahmen eines Agenturnetzwerkes hat Klaus Nadler Webseiten für KMU gestaltet und programmiert.

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